Israel fordert zur Evakuierung auf Iraner verzweifeln: "Diese Warnung war absurd"

Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran eskaliert immer weiter. Auch in der Hauptstadt des Irans spitzt sich die Lage zu.
Bewohner der Millionenmetropole Teheran haben am sechsten Kriegstag von schweren Bombardierungen in der Hauptstadt berichtet. "Alle sind verängstigt. Der Atem stockt. Man flüstert, wenn überhaupt, sofern man noch Worte hat", erzählte eine junge Frau aus Teheran in ihrem Podcast.
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Sie berichtete von schweren Explosionen in der Megacity – laut Schätzungen leben in der Metropolregion etwa 20 Millionen Menschen. Wie die junge Frau erzählte, würden die Angriffe den Bewohnern den Schlaf rauben, wegen Angst und Wut nach Luftangriffen auf Ziele mitten in Wohnvierteln. Auch die Fluchtaufrufe der israelischen Armee, die kurz vor neuen Angriffen über soziale Medien verbreitet werden, kritisierte sie.
"Ich finde das extrem dumm."
"Diese Warnung war absurd – wie sollen Menschen in zwei Stunden ihr Zuhause verlassen", fragte sie. Auch Trumps Aussagen, die Menschen sollten die Stadt verlassen, lösen bei ihr Fassungslosigkeit aus. "Ich finde das extrem dumm. Die Evakuierung Teherans ist weder normal noch einfach noch machbar. Teheran ist kein kleines Dorf", sagte sie.
Die iranische Zeitung "Etemad" schreibt, dass schon in den ersten Tagen der Angriffe mehr als hundert Menschen getötet worden seien. Der Iran verfügt im Gegensatz zu Israel über kein flächendeckendes Frühwarnsystem – ist so also auf die Warnungen aus Israel angewiesen.
Viele Menschen fühlten sich hilflos, sagte die Frau in ihrem Podcast, der seit Kriegsbeginn jeden Tag erscheint. Manche Menschen, die aus Teheran fliehen wollten, konnten nicht – und fühlten sich nun schuldig oder beschämt, schilderte sie. Sie appellierte an ihre Mitbürger: "Bitte sucht die Schuld nicht bei Euch."
Panik macht sich breit
Wie die Wochenzeitung "Die Zeit" schreibt, greift in Teheran die Panik immer mehr um sich und macht die Stadt zu einem Krisengebiet. Und trotzdem scheint es in dem Iran wenigstens eine Hoffnung zu geben: Dass der Krieg das Ende des Ajatollah-Regimes einleiten könnte. Mehr dazu lesen Sie hier.
Und trotzdem sind die Bewohner immer mehr von der Gewalt entsetzt, mit der ihre Stadt getroffen wird – und verlieren langsam die Hoffnung, dass der Krieg zu einem schnellen Ende kommen könnte. Eine Teheranerin berichtete der "New York Times", dass sie von ihrem Haus aus die Explosion eines Treibstofflagers beobachten konnte: "Ich hätte mir nie vorstellen können, so eine Szene in meiner Stadt zu sehen während meinen Lebzeiten."
Ein anderer Bewohner erzählte der US-Zeitung, dass viele in der Stadt die Lage noch nicht akzeptieren wollen, die Stimmung aber langsam ins Verzweifelte kippt. Bei ihm persönlich habe sich viel geändert, als der eigentlich am Montag eingeplante Termin für weitere Verhandlungen zwischen der iranischen Staatsführung und den USA geplatzt war.
Die Panik wird zudem weiter befeuert, weil inzwischen das Internet fast vollständig abgeschaltet ist. Echtzeitdaten bestätigten einen "fast vollständigen nationalen Internet-Blackout", berichtete die Organisation Netblocks, die vor allem für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist. Bewohner der Hauptstadt Teheran bestätigen den Ausfall des Internets per Telefon.
- Mit Material der der Nachrichtenagentur dpa
- nytimes.com: "‘Life Feels Like It Is on Hold’: Some Iranians Brace for a Long Fight" (Englisch, kostenpflichtig)