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Coronavirus – "Krisenmanagement wird sich an der Zahl der Toten messen lassen"


Presse zur Corona-Krise
"Krisenmanagement wird sich an Totenzahl messen lassen"

Von Nathalie Rippich

Aktualisiert am 16.03.2020Lesedauer: 4 Min.
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Berlin, Alexanderplatz: Ein junger Mann fährt in Schutzkleidung über den leeren Platz. Sonst wimmelt es dort von Menschen.Vergrößern des Bildes
Berlin, Alexanderplatz: Ein junger Mann fährt in Schutzkleidung über den leeren Platz. Sonst wimmelt es dort von Menschen. (Quelle: dpa-bilder)

Das Coronavirus hat Deutschland im Griff. Um die Verbreitung der gefährlichen Lungenkrankheit zu vermeiden, werden drastische Maßnahmen ergriffen. Das wurde auch Zeit, urteilen deutsche Medien.

Schulen und Kitas schließen, Restaurants müssen zwischen den Tischen einen Mindestabstand von 1,50 Metern gewährleisten, um öffnen zu dürfen, jeder, der kann, soll von zu Hause aus arbeiten: Das Coronavirus beeinträchtigt das Leben im In- und Ausland. Die Maßnahmen in Deutschland sind drastisch, aber wichtig, befindet die deutsche Presse. Folgenlos bleiben die Einschnitte nicht.

Die "Badischen Neuesten Nachrichten" zu den Maßnahmen gegen die Pandemie: "Die Corona-Pandemie ist längst da. Das sollten alle möglichst schnell verstehen – und sich auf inzwischen wichtigere Maßnahmen konzentrieren. Entscheidend ist, dass Menschen zu Hause bleiben können und müssen. In vielen Bereichen klappt das mit jedem Tag besser – es hat lange genug gedauert. Firmen reagieren, schließen viele Bereiche, lassen Menschen – zumindest wo es möglich ist – von zu Hause arbeiten. Die Regierungen schließen Schulen, verbieten größere Veranstaltungen. Wenn möglichst viele Menschen zu Hause bleiben, fährt auch kaum noch jemand über die Grenze."

Die "Stuttgarter Nachrichten" zu den Grenzschließungen in Europa: "Jeder Tag mit der Corona-Pandemie stellt mehr politische Gewissheiten infrage – so wie nun das vorläufige Ende des freien Reisens. Das heißt nicht automatisch, dass das frei bereisbare Europa zum ersten politischen Opfer der Corona-Krise geworden ist. Trotzdem ist es bitter zu sehen, dass die meisten EU-Staaten in dieser Frage nicht gemeinsam reagieren, sondern für sich. In der Grenzpolitik dominieren die Alleingänge. Es wird – wenn das Coronavirus einmal hoffentlich bezwungen sein wird – große Anstrengungen erfordern, um den angerichteten politischen Schaden wieder zu beheben. Dieser Kollateralschaden ist in der aktuellen Lage dennoch zweitrangig. Die Güte des Krisenmanagements, so brutal das klingen mag, wird sich am Ende an der Zahl der Toten messen lassen."

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zu Schulschließungen in Deutschland: "In der gegenwärtigen Situation sind Schul- und Kitaschließungen unausweichlich. Und es ist gut, dass die Länder rasch gehandelt und die Koordination der Schulschließungen nicht an eine Arbeitsgruppe delegiert haben. Sie werden die Neuinfektionen allerdings nur dann eindämmen, wenn die Notbetreuung vernünftig geregelt ist und nicht neue Risiken birgt. (...) Für die Schüler und deren Eltern sind fünf Wochen unterrichtsfreie Zeit eine hohe nervliche und schulische Belastung. Wer die Ergebnisse der Leistungsstudien kennt, ahnt, wer darunter besonders leiden wird: Es sind die Stadtstaaten mit ihren ohnehin schwachen Leistungen, und es sind die Kinder, deren Eltern sie nicht ausreichend unterstützen können."

Die "Süddeutsche Zeitung" zur schwarzen Null in der Krise: "Bei all den Bemühungen darf Geld keine Rolle spielen. Die schwarze Null im Bundeshaushalt und die Schuldenbremse etwa waren prinzipiell gute Beschlüsse, weil sie deutlich machten, dass ein Staat in ökonomisch normalen Zeiten weitgehend mit dem Geld auskommen sollte, das er einnimmt. Das heißt aber umgekehrt: In einer historischen Krise kann nichts auf der Welt unwichtiger sein als schwarze Nullen auf einem Blatt Papier. Wer im Kampf gegen Corona jetzt den zögerlichen Buchhalter gibt, der wird einen ökonomischen Schaden anrichten, von dem sich Deutschland und die Welt auf Jahre, vielleicht Jahrzehnte, nicht wieder erholen werden."

In der Krise ist ein deutsches Unternehmen offenbar zum Streitpunkt zwischen den USA und Deutschland geworden. Der Ausgang könnte weltweit relevant sein.

"Nordbayerischer Kurier" aus Bayreuth zu Curevac: "Nicht auszudenken, gelänge es den Amerikanern mit der ganzen Wucht ihrer Dollars, die Tübinger Wissenschaftler anzuheuern. Rund um den Globus hoffen Menschen, dass es bald ein rettendes Mittel gegen Corona geben möge. Das Motto 'America first' in der anschwellenden Pandemie wäre ein Abgrund an Unmoral. Aber das stört einen wie Trump und seine Anhänger nicht. Ihm wurde gerade attestiert, coronavirenfrei zu sein. Für ihn wäre der Impfstoff ein Wundermittel, mit dem er in seinem Wahlkampf punkten könnte."

Der "Reutlinger General-Anzeiger" zu Trump und dem Virus: "Nun, da sich das Coronavirus unübersehbar in den USA ausbreitet, wird Trump unruhig. Er sieht seine Wiederwahl in Gefahr. Das scheint Curevac nicht zu interessieren. Dort will man einen Impfstoff für die ganze Welt entwickeln, hieß es aus dem Tübinger Unternehmen. Wie beruhigend."

Und Chefredakteur Florian Harms schreibt bei t-online.de über den Zustand der Gesellschaft in der Corona-Krise: "Die gefühlte Krise ist noch größer als die reale. Sie manifestiert sich in kollektiver Verunsicherung, in Angst, bei manchen auch in Panik. Sie kann uns zu affektgetriebenen, egoistischen, auch riskanten Kurzschlussreaktionen verleiten. Dann sehen wir Leute, die sich im Supermarkt den Wagen mit stapelweise Klopapier beladen und einen Wutanfall bekommen, wenn man sie auffordert, doch bitte schön ein paar Packungen für andere Kunden übrig zu lassen. Wir hören Leute, die auf die Chinesen schimpfen, weil die uns den Mist eingebrockt hätten, und wir sehen andere hustend durch die U-Bahn keuchen. Wir sehen die Kurse an den Börsen in die Tiefe rauschen. Wir hören, dass manche Leute Olivenöl und Obst aus Italien wegwerfen, es könnten ja Viren daran haften. Das ist der Panikmodus, und er ist gefährlich. Er führt uns vor Augen, wie dünn der Firnis unserer Zivilisation ist."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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