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Intensivärzte fordern sofortige Rückkehr zum Lockdown: "Wir gewinnen nicht viel"


"Wir gewinnen nicht viel"
Intensivärzte fordern sofortige Rückkehr zum Lockdown

Von dpa, mk

Aktualisiert am 15.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Die Frankfurter Innenstadt am Wochenende: Offene Geschäfte locken Menschen an, Mediziner sind besorgt.Vergrößern des BildesDie Frankfurter Innenstadt am Wochenende: Offene Geschäfte locken Menschen an, Mediziner sind besorgt. (Quelle: Ralph Peters/imago-images-bilder)
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Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen unaufhörlich, gleichzeitig drängen immer mehr Kommunen zu Öffnungen. Doch die Intensivmediziner warnen: Eine starke dritte Welle verkraften wir nicht.

Deutschlands Intensivärzte fordern angesichts steigender Corona-Zahlen eine sofortige Rückkehr in den Lockdown. So könne eine starke dritte Welle verhindert werden, sagte der wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, am Montag im rbb. DIVI ist die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.

"Wir gewinnen auch nicht viel, wenn wir jetzt die nächsten ein, zwei Wochen offen lassen, weil wir ganz schnell auf einem hohen Niveau ankommen und es auf dem hohen Niveau doppelt so schwierig sein wird, von den Zahlen wieder herunter zu kommen", sagte Karagiannidis. "Man sieht sehr deutlich, dass wir sehr schnell jetzt wieder in steigende Intensivzahlen geraten werden, sofern wir dem Virus jetzt die Möglichkeit dazu geben."

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Die Belastung für das Personal auf den Intensivstationen sei bis heute ohne Unterbrechung sehr hoch und steige nun wieder weiter. Es gelte, sich in den Sommer zu retten, sagte Karagiannidis, der selbst Arzt an einer Kölner Lungenklinik ist. Positiv sei es, wenn umfangreich auf Corona getestet werde. So könnten wahrscheinlich rund 50 bis 60 Prozent der Infektionsfälle entdeckt werden.

Kritischer R-Wert fast erreicht

Zu Wochenbeginn stieg die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner zum fünften Mal in Folge deutlich – und lag bundesweit bei 82,9 (Vortag: 79,1). Einen solchen Wert hatte es zuletzt am 3. Februar gegeben. Danach war die Inzidenz noch einige Zeit gesunken, ein Tiefstand wurde mit 56,8 am 19. Februar erreicht. Auch die Zahl der Neuinfektionen lag am Montag mit 6.604 registrierten Fällen deutlich höher als vor einer Woche, als 1.600 Fälle weniger gemeldet wurden.

Auch die Entwicklung der sogenannten Reproduktionszahl bereitet Sorgen. Der R-Wert lag laut Lagebericht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntagabend bei 1,19. Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 119 weitere Menschen anstecken. "Entscheidend ist, dass die Ansteckungsrate nicht über den sogenannten R-Wert von etwa 1,2 steigt", hatte Karagiannidis zuletzt gesagt. Sonst werde es kritisch.

Nicht alle Kommunen halten sich an Lockdown-Regeln

Vor dem Hintergrund der steigenden Zahlen hoffe Karagiannidis, dass die Länder die beschlossene Notbremse ab dem Inzidenzwert von 100 durchsetzen. Bund und Länder hatten bei Überschreiten der Grenze eine Rückkehr in den Lockdown vereinbart. Aber: Nicht alle Städte halten sich an die Vereinbarung.

Das rheinland-pfälzische Pirmasens etwa zog die Notbremse nur mit halber Kraft, obwohl die Sieben-Tage-Inzidenz dort seit mehr als drei Tagen bei über 100 liegt. Zwar gelten seit Montag strengere Regeln wie zum Beispiel eine Kontaktbeschränkung im öffentlichen Raum und beim Einkaufen, die Geschäfte bleiben aber weiter geöffnet.

Merkel will Mittwoch wieder beraten

"Bei der Entscheidung über zusätzliche Schutzmaßnahmen dürfen Inzidenzen alleine nicht isoliert betrachtet werden", schreibt der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick (CDU) in einer Mitteilung. Es sei nicht ersichtlich, dass der lokale Einzelhandel und körpernahe Dienstleistungen am aktuellen Infektionsgeschehen überhaupt einen maßgeblichen Anteil hätten.

Mit ähnlichen Argumenten hat schon der Landkreis Calw in Baden-Württemberg seine Corona-Statistik "schöngerechnet" und weitgehende Öffnungen erlaubt. Im Landkreis Elber-Elster in Brandenburg weigert sich der Landrat trotz hoher Inzidenz, einen Lockdown zu verhängen. In beiden Fällen berufen sich die Landräte auf die Corona-Verordnungen ihrer Länder.

Angesicht einer drohenden dritten Welle werden auch die Rufe nach mehr Tempo beim Impfen immer lauter. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will daher mit den Länderchefs am Mittwoch über Impffragen – auch über den Start der Impfungen in Arztpraxen beraten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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