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Aus Wut Kerzenberge für die Politik: "Zündet sie doch selbst an!"

Von t-online, law

Aktualisiert am 18.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Kerzenprotest: Seit Samstag werden vor Staatskanzleien (links: Potsdam), Rathäuser und Landtage (rechts: Düsseldorf) Tee- und Grablichter gelegt.
Kerzenprotest: Seit Samstag werden vor Staatskanzleien (links: Potsdam), Rathäuser und Landtage (rechts: Düsseldorf) Tee- und Grablichter gelegt. (Quelle: Twitter, Risikogruppen/Candma4)
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Zum Gedenktag für die Opfer des Coronavirus hatten die Ministerpräsidenten an die Bürger appelliert, Kerzen anzuzünden. Aus Protest werden ihnen nun Kerzen tausendfach vor die Füße geworfen.

Haufenweise Kerzen als Anklagen wegen Ignoranz der Politik in der Corona-Pandemie. Bundesweit werden seit Samstag Tee- und Grablichter vor Regierungs- und Verwaltungsgebäuden abgelegt. Die beabsichtigte Botschaft: Die Politik soll nicht Ratschläge zum Trauern geben, sondern Politik machen, die nicht zu vielen Opfern führt. Der Initiator der Protestaktion, Marcus Ewald, ist Krisenberater und Funktionär in einem CDU-nahen Wirtschaftsgremium. "Wut und Trauer haben jetzt ein Symbol", sagt er.

Den Auslöser haben die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten am Freitag geliefert. Sie hatten gemeinsam aufgefordert, die Bürger sollten anlässlich der Gedenkfeier für die Opfer der Corona-Krise zum Gedenken Kerzen ins Fenster stellen.

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Nun bekommen Staatskanzleien, Landtage, Rathäuser und Verwaltungen Kerzenstapel vor die Eingänge gelegt und per Paket zugestellt mit der Botschaft: "Zündet Eure Kerzen selbst an!" Die Aktion läuft unter dem Motto "#Einkerzen", der Begriff trendete am Samstag auf Twitter. Der Idee schloss sich das Bündnis GrueneZonen.de von 16 Initiativen an, die für No Covid und sichere Bildung auftreten.

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Tweet löste die Aktion aus

Begonnen hatte es mit einem Tweet von Marcus Ewald, Geschäftsführender Gesellschafter des auf Krisenkommunikation und strategische PR spezialisierten Unternehmens Ewald & Rössing, außerdem Bundesvorsitzender des Jungen Wirtschaftsrates der CDU, ohne selbst CDU-Mitglied zu sein. Er hatte am Freitagabend geschrieben: "Wir bringen euch die Kerzen. (...) Bis Sonntag an jedem Ort 79.628." 79.628 Corona-Tote waren bis zum Freitag in Deutschland gezählt worden. (Stand am Sonntag: 79.914) Damit traf er einen Nerv.

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Ewald zu t-online: Die "fortgesetzte Weigerung der Landeschefs, das Infektionsschutzgesetz umzusetzen" sei für viele Bürger ein Hauptgrund für viele der Toten. Während die renommierten Wissenschaftler und ihre Modellierungen die dritte Welle mit vollen Intensivstationen vorhersagten, weichten die Ministerpräsidenten verabredete Regeln auf oder unterliefen sie und trieben Lockerungen voran. Begründet wurde das mit dem Wunsch der Bevölkerung. Dabei überwog dort Umfragen zufolge der Wunsch nach strengeren Maßnahmen.

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In der Lage kam dann am Freitag der Appell, die Bürger sollten zum Gedenken an die Opfer Kerzen anzünden. "Zugespitzt bedeutet das: Hier schreiben die Schuldigen den Opfern vor, wie zu trauern ist", sagt Ewald. Zudem hätten die Ministerpräsidenten ihre Wirkung maßlos überschätzt: "Kaum noch jemand in der Bevölkerung nimmt sie ernst."

Coronavirus - #lichtfenster
Eine Kerze brennt in einem Fenster als Zeichen des gemeinsamen Gedenkens im Rahmen der Aktion "#lichtfenster" für die Toten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild/dpa-bilder)
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Kerzen wurden zum Teil entfernt

Der Kerzen-Appell der Politiker trifft auf eine Mischung aus Wut und Trauer. Die Aktion mit Kerzen vor den Staatskanzleien und Rathäusern sei nun ein Ventil, diese Emotionen auszudrücken: "Die Opfer stehen symbolisch anklagend vor denen, die es hätten verhindern können", so Ewald. Sein Engagement sei persönliches Anliegen, so der Krisenberater auf Nachfrage. "Ich habe keinen Auftrag."

Die ersten Kerzen lagen schon am Samstag zur Mittagszeit vor der Düsseldorfer Staatskanzlei von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und in Hannover, wo Stephan Weil (SPD) an der Spitze der Landesregierung steht.

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Im Laufe des Tages kamen in diversen Städten weitere Kerzenmahnmale hinzu – und verschwanden zum Teil wieder: Zumindest in Berlin, Düsseldorf und Hannover entfernten Sicherheitsdienste oder auch Gegner der Aktion die Kerzen und Plakate mit anklagendem Text. Ewald kritisierte das: "Wer in dieser Gemengelage solche Mahnmale entfernt, sollte nochmal überlegen." Aus Bremen berichtete ein Teilnehmer der Aktion, vom Sicherheitsdienst weggeschickt worden zu sein.

Bonn: Die Kulturministerkonferenz bekam vor ihr Büro besonders viele Kerzen gelegt. Kultusminister hatten lange erklärt, in Schulen komme es nicht nennenswertem zu Infektionen. Die Länder versäumten auch vielfach Investionen in besseren Infektionsschutz in Schulen.
Bonn: Die Kulturministerkonferenz bekam vor ihr Büro besonders viele Kerzen gelegt. Kultusminister hatten lange erklärt, in Schulen komme es nicht nennenswertem zu Infektionen. Die Länder versäumten auch vielfach Investionen in besseren Infektionsschutz in Schulen. (Quelle: Twitter/Jululette)

Am Sonntag nahm die Aktion richtig Fahrt auf. Fotos waren nun aus allen Landeshauptstädten zu sehen. Dazu gab es auch Bilder von abgelegten Kerzen etwa in Bonn vor dem Büro der Kultusministerkonferenz, deren Mitglieder zum Teil wissenschaftliche Erkenntnisse zur Ausbreitung verneint hatten. oder aus Städten wie Städten wie Koblenz, Freiburg, Münster oder Hoyerswerda. Auch vor dem CSU-Büro in Erlangen wurden Kerzen niedergelegt, offenbar aber umgehend wieder entfernt. Wenig später lagen neue Kerzen dort, wie Fotos zeigen.

Das größte Kerzenmeer kam offenbar in Stuttgart zustande. Zudem posteten Nutzer Screenshots von Onlinebestellungen von Kerzen an die Staatskanzleien.

Stuttgart: Massenhaft Kerzen vor dem Landtag von Baden-Württemberg.
Stuttgart: Massenhaft Kerzen vor dem Landtag von Baden-Württemberg. (Quelle: Twitter/SonjaS_OL)

Krisenberater Ewald: "Vielleicht hilft das, dass die Landeschefs ihre Instinkte in Bezug auf die Bevölkerung wieder richtig kalibrieren und wir noch mehr Opfer vermeiden." Nach seiner persönlichen Erfahrung sei der Instinkt verloren, weil Politiker zu lange zu wenig persönlichen Kontakt hätten." Nur noch Vertraute, Lobbyisten und Partei um sich zu haben: "Das macht was mit dem Bauchgefühl der Menschen, auch der Politiker und ihrer PR-Berater."

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