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CDU-Machtkampf: "Söder und Laschet müssen sich unbedingt weiter zoffen"


Wir brauchen dringend Unterhaltung
Söder und Laschet müssen sich unbedingt weiter zoffen

MeinungVon Wladimir Kaminer

Aktualisiert am 25.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Markus Söder und Armin Laschet: Ihr Streit könnte ruhig weitergehen, meint Wladimir Kaminer. Natürlich nur ironisch.Vergrößern des Bildes
Markus Söder und Armin Laschet: Ihr Streit könnte ruhig weitergehen, meint Wladimir Kaminer. Natürlich nur ironisch. (Quelle: Sammy Minkoff/Political-Moments/imago-images-bilder)

Es ist wirklich schrecklich: Wegen Corona herrscht überall nur Langeweile – und jetzt fällt auch noch die letzte Unterhaltung weg. Denn "Söder gegen Laschet" war Politzirkus vom Feinsten.

Wochenlang hielt die Republik den Atem an, überall in den Küchen und Kellern, wenn unerlaubterweise zwei Haushalte und mehr aufeinandertrafen, ging sofort der Streit los:

Markus oder Armin, Armin oder Markus?

Wladimir Kaminer ist Schriftsteller und Kolumnist. Er wurde 1967 in Moskau geboren und lebt seit rund 30 Jahren in Deutschland. Zu seinen bekanntesten Büchern gehört "Russendisko". Kürzlich erschien sein neuestes Buch "Der verlorene Sommer. Deutschland raucht auf dem Balkon".

Ich habe sogar bei uns auf dem See die Angler darüber mit den Fischen streiten gehört. Und das sind Menschen, die ohne triftigen Grund überhaupt kein Wort verlieren. Nun wurde leider Gottes der Machtkampf unter den "Kanzlerkandidaten" von CDU und CSU für beendet erklärt, das ist jammerschade, immerhin leben wir seit über einem Jahr ohne Theater und ohne Kino, nicht einmal ein Zirkuszelt darf aufmachen, wegen Corona.

Und wem hätte es geschadet, wenn die beiden weitergemacht hätten, sie sind von Natur aus so verschieden, da kommen typisch deutsche Gegensätze ans Licht, die rheinische Frohnatur und der dysphorische Franke. Wie Harlekin und dummer August können sie am besten zusammen auftreten, daraus entsteht eine Spannung, die dem politischen Betrieb so oft fehlt.

Man könnte noch so vieles mit den beiden machen, um CDU und CSU zurück in die Schlagzeilen zu bringen und die Laune der Republik trotz der schweren Zeiten zu heben.

Wir haben immerhin noch fünf Monate bis zur Bundestagswahl zu überbrücken – und das ganz ohne Freizeitangebot. Sogar die alten Römer bekamen Brot und Spiele für umsonst. Bei uns darf nicht einmal an der frischen Luft gespielt werden und die Lebensmittel werden immer teurer. Wir kaufen bei Aldi immer das Gleiche ein und zahlen jedes Mal mehr, obwohl permanent erzählt wird, wir hätten keine Inflation.

Gut, das letzte Mal haben wir diesen merkwürdigen schwarzen Kaviar bei Aldi gekauft, der ist zäh, und wenn die Kügelchen auf den Boden fallen, springen sie wie Tischtennisbälle. Auch quietschten sie unter den Füßen, wenn man drauftrat ... aber zurück zu den Spielen.

Schluss mit lustig

Die beiden Kandidaten hätten einander wie Joko und Klaas bis ans Ende der Welt jagen können, denkbar wären auch die Quizshows mit Publikumsjoker, die öffentlich wirksame IQ-Messung, eine unabhängige Jury mit Heidi Klum und Dieter Bohlen, letzten Ende ein Dschungelcamp auf einem Campingplatz in Mecklenburg-Vorpommern.

Wir haben, wie gesagt, noch immer fünf Monate Zeit bis zur Bundestagswahl, die dritte Corona-Welle ist in vollem Gange und nicht einmal Fußball mit Publikum ist erlaubt.

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Wann war ich das letzte Mal im Kino? Ich weiß es nicht mehr, vom Zirkus ganz zu schweigen. Aber die Parteien haben anders entschieden, jetzt ist alles zu spät, Laschet dankt Söder, Söder dankt Laschet, die Würfel sind gefallen.

Angeblich ist die Frage der Kanzlerkandidatur endgültig geklärt, Armin Laschet wird es sein, er würde seinen guten zuverlässigen Kollegen Markus Söder immer in Gedanken bei sich haben, und jedes Mal an ihn denken, ihm einen Bruderkuss nach München schicken, wenn er in Berlin wichtige politische Entscheidungen treffen muss, hat der frischgebackene Unions-Kandidat zugesichert.

Die Umfragewerte des Gewinners lassen jedoch berechtigte Zweifel zu, dass er allein den Gang zum Bundeskanzleramt schafft. Sie müssen zusammenhalten. Ich glaube nach dieser etwas aus dem Ruder gelaufenen Nominierung sind sie in den Augen der Öffentlichkeit ein unzertrennliches Paar geworden. Und egal, was passiert, der Markus wird Armin immer aus der Tasche schauen.

Zwei wären besser

Soll er bei der Wahl scheitern, wissen alle, wer daran schuld ist. Wird er zum Bundeskanzler, muss er beweisen, dass er den Job besser als Markus kann. Durch die Besonderheit der Nominierung sind beide politisch miteinander verschmolzen, sind zu einer Symbiose geworden, zu einem Team, zum Rot- und zum Weißclown, die eigentlich nur zusammen auftreten dürfen.

Natürlich geht es bei der bevorstehenden Bundestagswahl um mehr als Personalien, es geht um die politische Zukunft Deutschlands, es geht um Programme und Vorsätze, die diese Zukunft gestalten werden. Doch gerade in turbulenten Zeiten wie diesen ist die Glaubwürdigkeit, das sichere Auftreten des politischen Personals besonders gefragt.

Jede Partei soll EINEN geeigneten Kandidaten für das Bundeskanzleramt vorstellen, aber vielleicht könnte man dieses eine Mal etwas Neues ausprobieren und für die Union eine Ausnahme machen, damit BEIDE Männer, der kleine Lustige und der andere mit einem Maßkrug Bier als Team kandidieren dürfen. Dann brauchen wir in absehbarer Zeit kein Theater, kein Kino und keinen Zirkus mehr. Wir werden besser als die Römer versorgt sein und Corona für eine kurze Zeit vergessen können.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben die Meinung der Autoren wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online-Redaktion.

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