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Immunologe bei "Markus Lanz": "Unter 60-Jährige kommen ohne Booster durch Winter"


Immunologe bei "Markus Lanz"
"Unter 60-Jährige kommen ohne Booster durch den Winter"

Eine TV-Kritik von Nina Jerzy

Aktualisiert am 29.10.2021Lesedauer: 4 Min.
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Eine Booster-Impfung wird vorbereitet (Symbolbild): Auch in der jüngsten Lanz-Sendung wurde über die Auffrischungsimpfung diskutiert.Vergrößern des Bildes
Eine Booster-Impfung wird vorbereitet (Symbolbild): Auch in der jüngsten Lanz-Sendung wurde über die Auffrischungsimpfung diskutiert. (Quelle: Damir Spehar/imago images)

Booster oder kein Booster – das ist für geimpfte Menschen aktuell die Frage. Immunologe Watzl rät bei Lanz zur Entspannung: Jüngere kämen ohne dritte Dosis gut durch den Winter. Anspruch haben aber auch sie.

Die Gäste

  • Franz Müntefering, ehemaliger SPD-Parteichef
  • Michael Kellner, Bundesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen
  • Carsten Watzl, Immunologe
  • Anja Maier, Journalistin vom "Weser-Kurier"

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekommt eine Booster-Impfung und die Bürger sind verwirrt. Als Covid-19-Genesener sei er im Mai 2021 geimpft worden und habe nun eine Auffrischung erhalten, twitterte Spahn am Donnerstag. Seine Bitte an alle: "Jetzt informieren und Impfschutz boostern!" Gerade bei der Informationspolitik hapert es aber (mal wieder), wie auch die Kommentare unter dem Post zeigen. Können sich laut dem Willen der Ständigen Impfkommissionen (Stiko) denn nicht nur Risikopatienten und Menschen über 70 Jahre die dritte Corona-Impfung abholen? Leider versäumten es Markus Lanz und seine Gäste, bei dieser Frage für Durchblick zu sorgen. Denn tatsächlich hat jeder Geimpfte Anspruch auf eine Auffrischung. Das ist lediglich eine Frage von Monaten.

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Die Empfehlungen der Stiko werden zwar breit kommuniziert, sind allerdings nicht bindend. "Laut Impfverordnung ist für alle, deren Impfung länger als sechs Monate zurückliegt, eine Auffrischungsimpfung möglich. Auch für sie ist Impfstoff vorhanden", stellte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums gerade in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" klar. Damit ist laut dem Bericht sichergestellt, "dass die Ärzte jedermann drittimpfen können, dass die Kosten übernommen werden und dass auch die Staatshaftung für mögliche Impfschäden vollständig gilt".

Immunologe bei Lanz zu Booster

Der Immunologe Carsten Watzl empfahl die Auffrischung bei Lanz hingegen in erster Linie für Risikogruppen wie Menschen mit Vorerkrankungen und Ältere. Als der Gastgeber fragte, wie es bei Unter-60-Jährigen aussehe, antwortete der Professor für Immunologie an der Universität Dortmund: "Die kommen durch den Winter ohne diese dritte Booster-Impfung." Zwar könnten auch zweimal Geimpfte erkranken. Bei ihnen sinke das Risiko eines schweren Verlaufs aber stark: "Deshalb kann man sich als Geimpfter ja auch mal ein bisschen entspannen." Eine schöne Nachricht, fand Lanz: "Das ist so ein guter Satz am Ende dieser Woche. Allein deswegen hat sich die Sendung schon gelohnt."

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Watzl betonte, natürlich sei man nach zwei Impfdosen nicht ein Leben lang geschützt. Aber auch hier riet er dazu, entspannt zu bleiben. Wenn eine 30-Jährige Angst vor dem Virus habe, könne sie sich im nächsten Jahr eine Booster-Impfung abholen. Wer keine weitere Impfung wolle, den schütze die Grundimmunisierung vielleicht auch im nächsten und vermutlich auch im übernächsten Jahr "noch einigermaßen okay" – "und dann holst du dir die Auffrischung einfach mit der Infektion", sagte der Mediziner. Er appellierte aber an Hausärzte, aktiv auf alte Menschen, die zu Hause und nicht in Heimen wohnen, zuzugehen und ihnen eine Booster-Impfung anzubieten. Hier seien noch viel zu wenige Patienten erreicht worden und das "Schneckentempo" der Impfkampagne der vergangenen Wochen und Monate sei "erschreckend".

Joshua Kimmich war noch immer Thema bei Lanz. Der Fußballer vom FC Bayern München wartet lieber auf einen Totimpfstoff gegen Covid-19. Watzl warnte: Wenn hier die ersten Präparate zugelassen werden, sind die noch weit weniger erprobt als die bekannten mRNA-Impfstoffe. Außerdem müssten bei Impfstoffen mit abgetöteten Erregern Wirkverstärker zugesetzt werden, die unter anderem Aluminiumverbindungen und DNA-Stücke enthielten. Das sei zwar sicher und getestet, aber ebenfalls nicht gänzlich unumstritten.

Müntefering zu Kimmich: Soll Tore schießen

Der frühere SPD-Parteivorsitzende Franz Müntefering wählte klarere Worte. So wenig wie er Kimmich Fußballtipps gebe, so wenig solle der sich zu medizinischen Themen äußern. "Schuster, bleib bei deinem Leisten", forderte Müntefering und fügte hinzu: "Er soll Tore schießen." Leider war nicht klar, ob die Sendung vor oder nach der historischen 0:5-Niederlage der Bayern im DFB-Pokal aufgezeichnet worden war. Michael Kellner, Bundesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, bekräftigte in diesem Zusammenhang die Forderung seiner Partei über eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen nachzudenken, etwa in der Krankenpflege, sollte die Impfquote hier zu niedrig bleiben. "Das kann es geben", bekräftigte er.

Kellner verteidigte das Auslaufen der pandemischen Lage auf Bundesebene, während Lanz so tat, als ob ihm das föderale System Deutschlands völlig fremd sei ("Die Länder gehören doch zum Bund?"). Der Grüne stellte klar: Für einen präventiven Lockdown gibt es angesichts der Impfungen keine rechtliche Basis mehr. "Das ist rechtswidrig", meinte er – vorausgesetzt, es tritt nicht wieder eine völlig neue Lage ein. Zum Abschneiden der Grünen und dem Scheitern der Hoffnungen aufs Kanzleramt sagte der Chefstratege der Partei: "Klar ärgert mich das. Da wäre mehr drin gewesen, natürlich." Dass er dennoch wie von Lanz vermutet einen Ministerposten bekommen könnte, wollte Kellner in der Sendung nicht ausschließen. Dasselbe galt für die Frage, ob FDP-Chef Christian Lindner wie gefordert Bundesfinanzminister werden wird.

Müntefering berichtete, wie er 2005 versucht hatte, eine Ampel auf die Beine zu stellen. Er habe dem grünen Koalitionspartner und der FDP schriftliche Einladungen zu Gesprächen geschickt. Dann aber habe ihn das Feedback des damaligen FDP-Chefs Guido Westerwelle erreicht. "Er spricht nicht mit dir, mit keinem", habe seine Sekretärin ihm ausgerichtet. "So wurde Merkel Kanzlerin."

Verwendete Quellen
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