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Auffrischungsimpfungen: Mühsames Ringen um den Impf-Kurs für den Winter


Auffrischungsimpfungen
Mühsames Ringen um den Impf-Kurs für den Winter

Von dpa
Aktualisiert am 02.11.2021Lesedauer: 3 Min.
Menschen warten im Malteser-Impfzentrum unter dem Messeturm in Berlin auf ihre Impfung.Vergrößern des BildesMenschen warten im Malteser-Impfzentrum unter dem Messeturm in Berlin auf ihre Impfung. (Archivbild). (Quelle: Paul Zinken/dpa./dpa)
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Berlin (dpa) - Angesichts der angespannten Corona-Lage in Deutschland ringen Politik und Gesundheitsexperten um zusätzlichen Schutz für den Winter.

Die Praxisärzte sicherten zu, mehrere Millionen weitere Auffrischungsimpfungen ("Booster") bis Jahresende anbieten zu können - allerdings vorerst für gefährdete Menschen unter anderem ab 70 Jahre gemäß einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Dagegen dringt der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) weiter auf Impf-Verstärkungen auf breiterer Front schon für alle über 60. In ersten Bundesländern kommen wegen kritischer Infektionszahlen weitergehende Auflagen vor allem für Ungeimpfte.

15 Millionen Auffrischungsimpfungen in Praxen

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sagte am Dienstag in Berlin, die Praxen könnten die Aufgabe von insgesamt 15 Millionen Auffrischungsimpfungen bis Ende Dezember leisten. Dies müsse aber in einer "etwas ruhigeren und geordneten Atmosphäre" stattfinden. Verlässliche Basis für die niedergelassenen Ärzte sei die Stiko-Empfehlung. Wenn dazu abweichende Empfehlungen nicht-ärztlicher Herkunft kämen, verwirre das viele und "chaotisiere" teils auch Praxisabläufe, so dass es eher bremse als beschleunige.

Die Zahl der impfenden Praxen sei bereits wieder auf mehr als 30.000 gestiegen, nachdem es zu Spitzenzeiten 70.000 waren. Wenn noch etwa 5000 weitere dazu kämen, reichte dies für anstehende Auffrischungen aus, sagte Gassen. Es gehe ja um eine klar definierte Gruppe, die impfwillig sei und daran von den Ländern oder Krankenkassen erinnert werden sollte. Helfen würden kurzfristigere Bestellmöglichkeiten für Impfstoff als 14 Tage im Voraus - und flexiblere Regeln fürs Impfen, auch wenn Fläschchen mit mehreren Impfdosen nicht ganz aufgebraucht werden könnten. Sonst seien immer erst Patienten dafür zu sammeln.

"Booster" nach Prioritäten verimpfen

Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens betonte, es komme nun darauf an, die Menschen zuerst per "Booster" zu schützen, die es am dringendsten benötigten. Gesunde mittleren Alters mit Grundimmunisierung könnten davon ausgehen, dass sie noch ausreichend Schutz vor einer schweren Covid-19-Erkrankung haben. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Martin Scherer, stärkte der Stiko den Rücken. Es sei wichtig, nach deren Empfehlung vorzugehen. Vorpreschen der Politik löse zeitfressende Diskussionen in Praxen aus. Nötig sei "Ruhe im System", damit Ärzte ihre Arbeit tun könnten.

Spahn macht sich aber weiter für breiter angelegte Auffrischungen stark. Darüber sollten die Länder alle Über-60-Jährigen informieren, heißt es in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Entwurf für die Gesundheitsministerkonferenz mit den Ländern Ende der Woche. Zuerst berichteten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe darüber. Ergänzend könnten Auffrischungen auch "grundsätzlich allen Personen angeboten werden, die diese nach Ablauf von sechs Monaten nach Abschluss der ersten Impfserie wünschen" - rein kalendarisch also, wenn man bis Anfang Mai seine vollständige Impfung bekommen hatte.

Länder sollen Impfzentren reaktivieren

Spahn hält außerdem daran fest, dass die Länder ihre Impfzentren aus dem Stand-by-Modus "wieder aktivieren und dort Auffrischungsimpfungen anbieten" sollen. Mehrere Länder reagierten schon reserviert darauf. Auch der Deutsche Städtetag kritisierte, ein Impfzentrum sei "keine Taschenlampe", die je nach Stimmungslage aus- und wieder angeknipst werden könne. Strukturen seien verändert, Flächen anderweitig genutzt, Personal umgeschichtet worden, heißt es in einem der dpa vorliegenden Schreiben an die Gesundheitsminister.

Eine Linie könnte eine Bund-Länder-Runde mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) festlegen, das die geschäftsführende Regierung angeboten hat. Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Hendrik Wüst (CDU) aus Nordrhein-Westfalen, sagte der dpa, ein Treffen in der kommenden Woche sei sachgerecht. Der Infektionsanstieg erfordere "Wachsamkeit und entschlossenes Handeln aller bei der Impfstrategie". Aus anderen Ländern kamen aber auch skeptische Signale zu einem erneuten Treffen.

Sachsen mit dem bundesweit zweithöchsten Infektionsgeschehen will die 2G-Regel (Zugang nur geimpft oder genesen) etwa für Gastronomie und Veranstaltungen drinnen einführen. Das sehen Eckpunkte vor, über die das Kabinett beriet. Im Nahverkehr sollen FFP-2-Masken Pflicht werden, die Maskenpflicht im Unterricht soll bleiben. In Baden-Württemberg tritt an diesem Mittwoch eine Warnstufe in Kraft, die an die Zahl der Corona-Patienten in Kliniken geknüpft ist. Sie sieht ebenfalls strengere Regeln für Vorgaben für Ungeimpfte vor. In Bayern will das Landeskabinett am Mittwoch wegen drastisch gestiegenen Infektionszahlen schärfere Schutzmaßnahmen beschließen.

Mehr Schutz für Pflegeheime

Bundesweit im Blick steht auch mehr Schutz für Pflegeheime. Spahn strebt dort verpflichtende Testkonzepte im Herbst und Winter an, die "unabhängig vom Impfstatus mindestens zweimal wöchentlich obligatorische Tests für das Personal vorsehen", wie es im Entwurf heißt. Besucher müssten ebenfalls ein frisches negatives Testergebnis haben, sonst müssten Einrichtungen Schnelltests anbieten. Die Länder könnten auch Besucher-Zugang nur für Geimpfte oder Genesene (2G) vorsehen. Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, sagte der "Wirtschaftswoche", wer nicht geimpft sei, könne und sollte nicht in Alten- und Pflegeheimen arbeiten. Die Regierung habe eine Impfpflicht ausgeschlossen, sollte darüber aber erneut nachdenken.

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