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Pläne von CDU und SPD: An eine Reform des Homeoffice traut sich keiner


Mehr Effizienz in den Behörden?
An diese einfache Reform traut sich keiner ran


29.06.2025 - 19:58 UhrLesedauer: 3 Min.
Bundeskanzleramt (Archivbild): Arbeitet hier noch jemand? Oder sitzen alle Mitarbeiter im Homeoffice?Vergrößern des Bildes
Bundeskanzleramt (Archivbild): Arbeitet hier noch jemand? Oder sitzen alle Mitarbeiter im Homeoffice? (Quelle: Sebastian Gollnow/dpa)
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Die deutschen Ministerien sollen schneller werden. Ein Vorschlag lautet: Die Angestellten könnten wieder weniger im Homeoffice und mehr vor Ort arbeiten. Doch da hapert es.

Die Flure verwaist, die Büros leer, Meetings laufen vor allem digital – so sieht an einigen Werktagen offenbar die Arbeit in manchem Berliner Ministerium aus. Von "leeren Hallen" spricht ein Ministernovize. Das Problem aus seiner Sicht: Homeoffice. Persönliche Begegnungen und reale Gespräche fehlen, etwa an der Kaffeemaschine. Das schwäche den Zusammenhalt der Teams, behindere den Austausch von Wissen und mache die Verwaltung letztlich weniger produktiv.

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Dabei will die schwarz-rote Regierung eigentlich die Arbeit des Verwaltungsapparats beschleunigen und bürgerfreundlicher machen. Die Koalition hat dafür sogar ein eigenes Bundesministerium für Staatsmodernisierung und Digitalisierung gegründet. Ziel: Die deutsche Bürokratie soll effektiver und effizienter werden und einheitlichen Regeln folgen.

Was bisher eher wenig einheitlich ist: die ministerialen Regeln fürs Arbeiten aus dem Homeoffice. Aus Regierungskreisen heißt es, die Vorgaben unterschieden sich je nach Ministerium und seien im Allgemeinen zu lasch. Die Minister seien für einheitliche und restriktivere Regeln, damit ihre Mitarbeiter wieder mehr vor Ort im Büro arbeiten.

Ein Flickenteppich

t-online hat daher alle Bundesministerien nach ihren Homeoffice-Regeln gefragt und auch danach, wie oft ihre Mitarbeiter tatsächlich von zu Hause aus arbeiten. Die Anfrage drehte sich nur um die Mitarbeiter, deren Aufgaben sich aus dem Homeoffice erledigen lassen, um Hausmeister beispielsweise geht es hier nicht.

Das Ergebnis der Umfrage: Es liegt tatsächlich ein Flickenteppich an Regeln vor. Nur das Auswärtige Amt und das Justizministerium beschränken die Homeoffice-Zeit auf 40 beziehungsweise 50 Prozent, bei einer Vollzeitstelle also zwei bis zweieinhalb Tage die Woche. Der Großteil der Ministerien erlaubt seinen Mitarbeitern, 60 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice zu verbringen, beim Finanzministerium sind es 65 Prozent, und im Ministerium für Wirtschaft und Energie sind es 70 Prozent.

Ein Sprecher des Entwicklungsministeriums teilte etwa mit: Laut Dienstvereinbarung zur Mobilen Arbeit und Telearbeit bestehe für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit geeignetem Arbeitsplatz die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice an bis zu drei Tagen pro Woche, für Teilzeitbeschäftigte gelte dies für 60 Prozent der wöchentlichen Arbeitszeit.

Drei Ministerien stechen besonders heraus

Zum Vergleich Zahlen des Statistischen Bundesamts von 2023: Unter allen deutschen Erwerbstätigen, die Homeoffice nutzen, arbeiten 44 Prozent weniger als die Hälfte ihrer Arbeitstage von zu Hause aus, 30 Prozent sind mehr als die Hälfte der Zeit im Homeoffice, und 26 Prozent sind nie vor Ort im Büro.

Drei der befragten Behörden stechen besonders heraus: die Ministerien für Umwelt und Verteidigung sowie das Bundeskanzleramt. Da heißt es etwa: "Im Bundesumweltministerium gilt eine 'Dienstvereinbarung zur flexiblen Arbeit in Raum und Zeit', die die Grundlagen für eine moderne und flexible Gestaltung von Arbeitsort und -zeit im Bundesumweltministerium enthält. Dazu gehört auch, dass für alle Beschäftigten mobiles Arbeiten grundsätzlich möglich ist." Um einen reibungslosen Dienstbetrieb sicherzustellen, sollen die Angestellten jeweils auf ein angemessenes Verhältnis zwischen mobiler Arbeit und Arbeit in der Dienststelle achten.

Einige Mitarbeiter können komplett zu Hause bleiben

Das Verteidigungsministerium klingt ähnlich: "Die Arbeit kann an einem frei wählbaren Ort verrichtet werden und ist weder an den Büroarbeitsplatz noch an einen fest eingerichteten Bildschirmarbeitsplatz gebunden. Über den konkreten Umfang und die Ausgestaltung des mobilen Arbeitens entscheidet die/der Vorgesetzte im Rahmen der ihr/ihm obliegenden Organisation des Dienstbetriebes und der Möglichkeiten."

Vergleichbares gilt für das Kanzleramt. Die drei Behörden haben also keine grundsätzliche Beschränkung der Homeoffice-Arbeit, stattdessen müssen die Mitarbeiter sich jeweils mit ihren Vorgesetzten absprechen. Das heißt, theoretisch ist es für die Mitarbeiter möglich, komplett von zu Hause zu arbeiten.

Wie lange die Mitarbeiter tatsächlich vor Ort oder im Homeoffice arbeiten, erfassen die meisten Ministerien allerdings nicht. Nur das Justizministerium hat im Herbst 2023 eine Stichprobe erhoben, der zufolge die Beschäftigten im Durchschnitt 60 bis 65 Prozent ihrer Arbeitszeit in den Büros der Behörde ableisten.

Keine Reform in Sicht

Diese Vielzahl an Regeln aber zu vereinheitlichen und die Mitarbeiter zwecks Produktivität wieder länger zur Arbeit im Büro zu verpflichten – an diese Reform traue sich die Regierung derzeit nicht ran, heißt es aus Kabinettskreisen. Zu heikel. Und es stünden zu viele andere, wichtigere Aufgaben an. Nur keine zusätzliche Unruhe.

Außerdem stellt ein interner Umbau häufig einen Konflikt zwischen den gewählten Politikern und den ihnen Unterstellten dar. In solchen Fällen brauchen die Politiker Fingerspitzengefühl, da gerade die Beamten in der Behörde eine Reform unter Umständen aussitzen und einfach abwarten können, bis ihr Minister bei der nächsten Wahl ausgetauscht wird.

Verwendete Quellen
  • Anfragen an alle Bundesministerien
  • Gespräch mit Person aus Kabinettskreisen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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