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Impfgipfel: In diesem Punkt versagt die Regierung um Angela Merkel


Corona-Impfungen
Lasst die Hausärzte sofort loslegen!

MeinungEin Kommentar von Tim Kummert

19.03.2021Lesedauer: 3 Min.
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"Werden von der Notbremse Gebrauch machen müssen": Das sagt Kanzlerin Merkel nach dem Impfgipfel. (Quelle: reuters)

Beim Impfgipfel wurde vieles beschlossen, was überfällig war. Doch in einem Punkt versagt die Regierung: Dass die Hausärzte erst ab Ostern impfen dürfen, ist eine Katastrophe.

In Deutschland macht sich in der Pandemie eine Grundstimmung breit: Es ist die Grundstimmung des Wartens.

Gewartet wird auf Allerlei: darauf, dass die Gesundheitsämter digitalisiert werden, damit an manchen Orten nicht mehr jede Corona-Infektion via Fax übermittelt werden muss. Es wird gewartet, dass endlich mehr Impfstoff eintrifft. Und neuerdings wartet man sogar darauf, dass die Hausärzte endlich anfangen können zu impfen. Beim heutigen Impfgipfel der Bundesregierung wurde beschlossen, dass die Ärzte wohl dann ab Ostern impfen dürfen, das ist in zwei Wochen.

Vorher nicht. Das ist ein Skandal.

Die Regierung, mit dem Kanzleramt an der Spitze, sollte eher heute als morgen wieder Bodenhaftung, Mut und Pragmatismus entwickeln – denn das Vertrauen der Menschen in die Politik schwindet vor lauter Warterei.

Ein wenig langsamer, dafür gut organisiert

In Regierungskreisen wird gern argumentiert, dass man nicht früher mit den Impfungen bei den Hausärzten beginnen könne. Schlicht, weil noch nicht genug Impfstoff vorhanden sei, damit alle gleichzeitig gleich viel impfen können. Das ist ein Argument, das symptomatisch ist für das deutsche Krisenmanagement: im Zweifel ein bisschen langsamer, dafür wird es dann gut organisiert.

Gut organisiert? Wohl kaum. Während sich die schlechten Nachrichten bei der Bekämpfung des Coronavirus in die Höhe türmen, lassen sich die guten an einer Hand abzählen. Alle fünf Finger werden allerdings selbst Optimisten nicht benötigen. Wir sind langsam, das Virus ist schnell. Und verzeiht keine Fehler.

Kaum verständlich: Die Vakzine lagern in den Impfzentren, weil es auch nach Wochen des Impfens immer noch Terminchaos gibt und die Kampagne nicht an Fahrt gewinnt. Die Impfstoffe sind vorhanden, selbst das Biontech-Vakzin muss teilweise nur noch bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden. Doch anstatt die Dosen an die Hausärzte zu verteilen, warten Länder und der Bund lieber noch zwei Wochen ab.

Wichtige Erfahrungen können so gesammelt werden

Selbstverständlich muss das Impfen weitgehend fair ablaufen, selbstverständlich dürfen die Praxen nicht überrannt werden. Doch die allerhöchste Priorität im Lockdown-müden Deutschland lässt sich in drei Worten zusammenfassen: Impfen, Impfen, Impfen. Lange wurde in den letzten Wochen diskutiert, ob die Impfzentren das nicht ausreichend übernehmen könnten. Nein, sie können es offensichtlich nicht. Immun wird das Land nur mit einer Impfung mithilfe der Hausärzte.

Zehntausende von diesen gibt es in Deutschland. Sie kennen ihre Patienten genau, haben eine persönliche Beziehung zu ihnen. Diese Mediziner sind die besten Vermittler des Impfstoffs: Sie können glaubwürdig den Patienten mögliche Zweifel nehmen, sie wissen um mögliche Vorerkrankungen, ohne dass diese mit dem mühsamen Abgleich von Datenbanken erst herausgefunden werden müssen. Die Hausärzte müssen untereinander nicht faxen wie die Gesundheitsämter, die Patienten stehen schließlich bei ihnen in der Kartei. Und, wenn man sie lässt, bald auch im Behandlungszimmer für die erste Dosis.

Es verstreicht wertvolle Zeit

Es hat noch einen Vorteil, schon jetzt mit dem Impfen zu beginnen: So können wichtige Erfahrungen gesammelt werden. Ganz simpel ausgedrückt: Wenn man früh loslegt, merkt man früh, wo es ruckelt. Wenn einzelne Praxen ab morgen schon Vakzine verabreichen, können sie direkt Rückmeldung an die Landes-Gesundheitsministerien geben. Und Fehler können dann vermieden werden, wenn der Impfstoff auch in größerer Zahl bei anderen Praxen eintrifft. Das nennt sich Pragmatismus.

Die Zeit wird allmählich knapp: Deutschland muss sich der dritten Welle erwehren, weil die Politik in der Pandemie mehrfach nicht entschlossen genug gehandelt hat. Jetzt droht mit der Verzögerung der Impfung bei den Hausärzten erneut wertvolle Zeit zu verstreichen. Das ist niemandem mehr zu erklären.

Während die Politik zögert, kann das Virus sich weiter verbreiten, und weiter mutieren. Dadurch werden die Maßnahmen noch wahrscheinlich bis weit in den Sommer hinein verlängert werden. Und das Corona-Virus wird in der Zeit, in der das Vakzin in den Kühlschränken lagert, weitere Todesopfer fordern. Die Politik muss endlich handeln und die Ärzte ranlassen. Es ist die Pflicht unserer Regierung.

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