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Für Putins Armee: Deutschland verhaftet russischen Waffendealer in Hamburg


Schmuggel für Putins Militär
Deutschland verhaftet millionenschweren Waffendealer

  • Jonas Mueller-Töwe
Von Jonas Mueller-Töwe

Aktualisiert am 20.10.2022Lesedauer: 2 Min.
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Mutmaßlicher Waffenschmuggel: Mikroprozessoren, wie sie im Kampfjet F22 Raptor verwendet werden, sollen auf der Einkaufsliste gestanden haben. (Quelle: IMAGO/Danielle Sukhlall/US Air Force)

Von Hamburg aus soll ein Schmuggler Russlands Militär versorgt haben. US-Ermittler sehen Verbindungen zu Oligarchen und einem Gouverneur.

"Lass es uns einfach aus Deutschland rausschaffen und die Lieferung abschließen." FBI-Ermittler werfen mehreren Russen vor, von Hamburg aus US-Militärtechnologie an die russische Armee geliefert zu haben. Der Hauptbeschuldigte O. wurde laut US-Justizministerium am Montag in Deutschland verhaftet, wo er seit vielen Jahren ein Im- und Exportunternehmen in Hamburg betreibt. Der 42-Jährige soll nun ausgeliefert werden. Die Hamburger Staatsanwaltschaft bestätigte t-online, er sei in der Nähe seiner Wohnanschrift festgenommen worden und befinde sich in vorläufiger Auslieferungshaft.

Strohmänner für Deripaska?

Zeitgleich schlugen Polizeikräfte den US-Angaben zufolge bei O.'s Kompagnon U. in Italien zu. Der 40-Jährige ist der Sohn eines kremlnahen russischen Gouverneurs. Beide Männer halten laut t-online vorliegenden Handelsregisterunterlagen jeweils die Hälfte der Geschäftsanteile am Unternehmen in Hamburg. Sie sollen aber als Strohmänner für einen unter Sanktionen stehenden Oligarchen im Aluminiumgeschäft agiert haben, was auf Oleg Deripaska hindeutet. U.'s Gouverneursvater gilt schon seit Amtsantritt vor rund 20 Jahren als Kandidat der Aluminiumindustrie und unterhält Kontakte zu Deripaska.

Die jetzt veröffentlichte Anklageschrift des US-Justizministeriums, die von Sanktionen begleitet wird, spart nicht an ausführlichen Schilderungen. Sie zitiert immer wieder aus E-Mails und anderer elektronischer Kommunikation zwischen den Beteiligten. Offenbar haben auch US-Geschäftspartner der Männer vor einer Grand Jury ausgesagt. So ergibt sich ein selbst für US-Anklagen erstaunlich detailreiches Bild der belastenden Beweismittel. Sollten die Festgenommenen vor einem US-Gericht verurteilt werden, droht ihnen jahrzehntelange Haft.

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Teile für Kampfjets und Raketen

Demnach sollen die Männer mithilfe einer ebenfalls angeklagten Mitarbeiterin unter anderem Mikroprozessoren und Halbleiter für Kampfjets und Raketen aus den USA nach Russland geschmuggelt haben. Abnehmer sollen sanktionierte Unternehmen gewesen sein, die für das Verteidigungsministerium arbeiten. Ihre Geschäftsführer sind ebenfalls angeklagt. Einige der brisanten Waren wurden mutmaßlich noch nach der Invasion aus Deutschland nach Russland verschifft. Teile gleichen Ursprungs und gleicher Bauart wurden den Angaben zufolge in russischen Waffensystemen auf dem Schlachtfeld in der Ukraine gefunden.

Die beiden Hauptbeschuldigten unterhielten laut der Anklage ein in der Welt weitverzweigtes Netz aus Firmen und Briefkastenfirmen mit Ablegern in der Schweiz, Dubai und Malaysia. Mit ihnen sollen sie die wirklichen Abnehmer der Lieferungen verschleiert haben. Zentrale Schaltstelle der Operation soll aber das Unternehmen an der Rothenbaumchaussee in Hamburg gewesen sein. Von hier aus sollen sie nicht nur Waffenteile, sondern auch ebenfalls sanktioniertes Öl aus Venezuela im Wert von mehr als 30 Millionen US-Dollar verschifft haben.

Die Geschäfte mit den Venezolanern führten der Anklageschrift zufolge zu beinahe komischen Schriftwechseln. O. enthüllte demnach, dass das Aluminiumunternehmen des Oligarchen seine "Muttergesellschaft" sei. Und weiter: "Er ist ebenfalls unter Sanktionen. Deswegen handeln wir von diesem Unternehmen [in Hamburg] aus. Als Tarnung." Für sein Gegenüber offenbar eine allzu bekannte Situation: "Mein Partner auch, haha ... Er ist sehr nah an der Regierung (...) Supernah am Vizepräsidenten." Auch hier wurde der Link zum in den USA wegen Bestechung und Geldwäsche gesuchten Geschäftsmann offenbar gleich mitgeschickt.

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