Bei Bundeswehr und Infrastruktur BKA registriert wohl Hunderte Spionagedrohnen über Deutschland

Immer wieder Drohnen: Einem Medienbericht zufolge fliegen Hunderte der Geräte über deutschen Militäranlagen und kritischer Infrastruktur. Strafverfahren gibt es deshalb bisher kaum.
Zwischen Januar und März dieses Jahres sind in Deutschland insgesamt 536 Drohnen über sensiblen Einrichtungen registriert worden. Das berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf einen internen Bericht des Bundeskriminalamtes (BKA) mit dem Titel "Tatmittel Drohne".
Der als geheim eingestufte Bericht analysiert demnach erstmals umfassend die potenzielle Gefahr, die von unidentifizierten Fluggeräten über militärischen Anlagen und kritischer Infrastruktur ausgeht.
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Auf Anfrage von t-online wollte ein Sprecher des BKA mit Verweis auf behördeninterne Richtlinien weder die Existenz noch die Echtheit des Berichts kommentieren. Fakt ist jedoch, dass es in den vergangenen Monaten wiederholt Berichte über Sichtungen von Drohnen vor allem über Bundeswehrstandorten gab.
Marinestützpunkt Wilhelmshaven häufig Ziel von Drohnen
Laut "Bild" verzeichnete das BKA von Januar bis März 270 einzelne Sachverhalte – in mindestens 55 Fällen seien mehrere Drohnen gleichzeitig gesichtet worden. Besonders häufig tauchten die Fluggeräte demnach in den Abend- und Nachtstunden auf. Besonders stark frequentierte Wochentage waren demnach Montag, Dienstag und Mittwoch mit insgesamt 141 Drohnenvorfälle.
Ein besonderer Fokus der mutmaßlichen Spionageflüge liegt dem Bericht zufolge auf militärischen Anlagen: So seien 117 Vorfälle in diesem Bereich dokumentiert worden, darunter zehn allein am Marinestützpunkt Wilhelmshaven, dem größten Standort der Deutschen Marine, an dem unter anderem Einsatzflottille 2 sowie mehrere Fregatten stationiert sind.
Auch Zivileinrichtungen betroffen
Auch über der US-Airbase Ramstein oder in Bremerhaven, wo sich die Marineoperationsschule der Bundeswehr befindet, seien Drohnen – teils in Formation – beobachtet worden, berichtet die "Bild". Die Zeitung geht jedoch nicht näher darauf ein, an welchem Ort in Bremerhaven die Überflüge stattgefunden haben.
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Neben militärischen Zielen sei vor allem die Energieversorgung betroffen: 88 Vorfälle in diesem Bereich seien bekannt geworden, besonders im Umfeld der LNG-Terminals in Stade (noch nicht fertiggestellt), Wilhelmshaven und Brunsbüttel. Weitere Drohnenflüge wurden über Rüstungsunternehmen, Flughäfen, Bahnhöfen sowie staatlichen Einrichtungen registriert.
123 Strafverfahren eingeleitet
Die Ermittlungen führten bislang kaum zu greifbaren Ergebnissen. Laut "Bild" seien bundesweit 123 Strafverfahren eingeleitet worden – doch nur in acht Fällen konnten zehn mutmaßliche Drohnenpiloten identifiziert werden. Eine fremdstaatliche Steuerung konnte bisher nicht nachgewiesen werden, wird laut Bericht aber auch nicht ausgeschlossen.
Besonders brisant: Das BKA warnt laut "Bild", dass nicht alle Drohnen von Detektionssystemen erfasst werden. In dem Bericht heißt es demnach, dass "insbesondere nicht detektierbare Drohnen auf nicht-kommerzielle oder militärische Drohnen" hinwiesen – womöglich Eigenbauten oder manipulierte Geräte, die herkömmliche Erkennungssysteme umgehen.
Die "Bild" zitiert das BKA weiter mit der Einschätzung, dass manche dieser Drohnen offenbar gezielt technische Schwachstellen ausnutzen, um unentdeckt zu bleiben.
- bild.de: "Geheimer BKA-Bericht: 500 Spionage-Drohnen über Deutschland" (kostenpflichtig)
- Telefonische Anfrage beim BKA