Klüssendorf ist leidenschaftlicher Fußballer Er soll die SPD aus dem Tief holen
Die SPD hat einen neuen Generalsekretär. Der 33-jährige Tim Klüssendorf soll helfen, die Partei aus der Krise zu bringen.
Tim Klüssendorf ist auf dem SPD-Bundesparteitag in Berlin mit einem Stimmenanteil von 90,76 Prozent zum neuen Generalsekretär gewählt worden. Der 33-jährige Parteilinke aus Lübeck soll dafür sorgen, dass die SPD neben ihrer Regierungsverantwortung als Partei ein eigenständiges Profil zeigt und so aus dem Umfragetief herauskommt. Derzeit steht die SPD in Umfragen bei 16 Prozent.
Während die beiden Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und Bärbel Bas in ihren Ministerämtern und der Koalitionsarbeit eher mit der Tagespolitik beschäftigt sind, ist die Aufgabe des Generalsekretärs die strategische und organisatorische Ausrichtung der Partei.
In seiner Bewerbungsrede kündigte Klüssendorf an, er wolle dafür sorgen, "dass echte Mitbestimmung in dieser Partei wieder möglich ist". Zudem wolle er sich für mehr Verteilungsgerechtigkeit einsetzen, denn "der Wohlstand in Deutschland wächst, aber immer weniger haben etwas davon". In der Auseinandersetzung mit der zumindest in Teilen rechtsextremen AfD setzt Klüssendorf zudem auf rechtliche Schritte mit dem möglichen Ergebnis eines Parteiverbots.
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Der Volks- und Betriebswirt ist ein junges, neues Gesicht, er ist redegewandt und gilt als zielorientiert. Als SPD-Bundestagsabgeordneter war er Sprecher der Parlamentarischen Linken und gehört damit, wie seine Vorgänger Matthias Miersch und Kevin Kühnert, zum linken Flügel der Partei.
Kritik an parteiinternen Floskeln
Kritik übte er auf dem Parteitag an der Kommunikationsweise der Sozialdemokraten. Viele in der Partei hätten sich eine floskelhafte Sprechweise angewöhnt. Das Ziel müsse aber sein, so zu reden, "dass die Menschen uns auch verstehen". Vor dem Parteitag sagte er auch, die SPD dürfe nicht zu einer "Status-quo-Partei" werden, die immer nur verteidigt, was sie bisher erkämpft hat.
Klüssendorf stammt aus Lübeck in Schleswig-Holstein und vertritt den Wahlkreis seit 2021 im Bundestag. Geboren im August 1991, trat er als Jugendlicher 2007 in die SPD ein. Er engagierte sich von 2010 bis 2012 als Vorsitzender der Jusos Lübeck. Später pendelte er jahrelang nach Hamburg und studierte dort Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre.
Im Jahr 2013 schaffte es Klüssendorf bei der Kommunalwahl in die Lübecker Bürgerschaft und kümmerte sich dort als jugendpolitischer Sprecher um Themen wie Familienfreundlichkeit und Kinderbetreuung sowie eine bessere Bezahlung der Beschäftigten in Sozial- und Erziehungsberufen. Ab 2018 bis zu seinem Einzug in den Bundestag 2021 war der Finanzpolitiker persönlicher Referent des Lübecker Bürgermeisters Jan Lindenau.
Der Jungpolitiker holte 2021 auf Anhieb das Direktmandat im Wahlkreis Lübeck und ließ dabei die CDU-Politikerin Claudia Schmidtke überraschend deutlich hinter sich. Bei der Bundestagswahl im Februar 2025 gewann er erneut die meisten Erststimmen. Er ist im Parlament weiter Mitglied im Finanzausschuss.
Zu Wort meldete sich Klüssendorf in den vergangenen Jahren unter anderem mit einem Strategiepapier zur Erhebung einer einmaligen Vermögensabgabe und kritisierte Einsparungen im Bundeshaushalt. Zuletzt warnte er im Zuge der Sondierungen und Koalitionsverhandlungen vor Verschärfungen bei der Migrationspolitik und beim Bürgergeld – dies seien "soziale und integrationspolitische Rückschritte".
Klüssendorf ist Mitglied bei Verdi und der Arbeiterwohlfahrt - und er ist leidenschaftlicher Fußballer. Im VfB Lübeck war er bis Oktober vergangenen Jahres Mitglied des Aufsichtsrats, mittlerweile kickt er für den FC Bundestag.
- Nachrichtenagentur dpa
