Schulz bekommt Korb von Juso-Chefin

Beim Neubeginn in der Opposition kracht es in der SPD. Parteichef Schulz beweise bei wichtigen Personalien kein gutes HΓ€ndchen, sagen seine Kritiker. Bleiben die Reihen bis zum Dezember-Parteitag geschlossen?
Die Personalpolitik des SPD-Vorsitzenden Martin Schulz und seines Teams beim Neuaufbau nach dem Wahldebakel wird in der Partei zunehmend kritisch gesehen. Nachdem Schulz mit seinem Plan, den aufstrebenden Abgeordneten Lars Klingbeil vom konservativen FlΓΌgel zum neuen GeneralsekretΓ€r zu machen, die Frauen in der SPD gegen sich aufgebracht hat, kassiert der Parteichef nun eine Absage einer anderen HoffnungstrΓ€gerin.
Wie die Deutsche Presse-Agentur aus SPD-Kreisen erfuhr, schlug die Noch-Juso-Chefin Johanna Uekermann Schulz' Angebot aus, neue BundesgeschΓ€ftsfΓΌhrerin zu werden. Knatsch gibt es auch in der Fraktion. Die frΓΌhere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt will sich nicht vom bisherigen Fraktionsboss Thomas Oppermann von ihrem Platz als BundestagsvizeprΓ€sidentin verdrΓ€ngen lassen.
VersΓΆhnungszeichen an die Frauen
Die 30 Jahre alte Uekermann war bei der Bundestagswahl nicht ins Parlament gekommen, weil sie auf der SPD-Landesliste in Bayern einen aussichtslosen Platz erhielt. Uekermann gibt im November nach vier Jahren den Vorsitz des SPD-Nachwuchses Jusos ab. Die junge linke Genossin gilt als Macherin, die darauf brennt, den Neuanfang aktiv mitzugestalten - jedoch nicht auf dem BundesgeschΓ€ftsfΓΌhrerposten, wo viel Verwaltung wie die Organisation von Parteitagen wartet.
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Als BundesgeschΓ€ftsfΓΌhrerin im Willy-Brandt-Haus amtiert Juliane Seifert. Sie kam erst im FrΓΌhjahr 2016 ins Amt. Bei der Wahl war die SPD mit 20,5 Prozent auf ihr schlechtestes Nachkriegsergebnis abgestΓΌrzt. Der FΓΌhrungszirkel der Partei, Andrea Nahles, Olaf Scholz, Manuela Schwesig, Stephan Weil und andere, sprach dem gescheiterten Kanzlerkandidaten Schulz anschlieΓend das Vertrauen aus. Weils Sieg bei der Niedersachsen-Wahl stabilisierte Schulz bis auf weiteres. Der 61-JΓ€hrige will beim Parteitag im Dezember erneut fΓΌr den Vorsitz kandidieren.
Schulz wollte mit Uekermanns' Berufung auch ein VersΓΆhnungszeichen an die Frauen und die Linken in der SPD senden. Die sind sauer, weil der GeneralsekretΓ€rs-Job an Klingbeil und die bereits mit Carsten Schneider besetzte Stelle des FraktionsgeschΓ€ftsfΓΌhrers an zwei Vertreter des konservativen FlΓΌgels ("Seeheimer Kreis") gehen. Schulz, selbst "Seeheimer", war zuvor gescheitert, den aktuellen "General" Hubertus Heil prominent in der Fraktion zu platzieren.
"So macht man es nicht"
"Eine GeneralsekretΓ€rin wΓ€re das richtige Signal", hatte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF), Elke Ferner, gesagt. Die Frauen seien davon ausgegangen, dass die Γmter in Partei- und Fraktionsspitze beim Neuanfang paritΓ€tisch besetzt wΓΌrden.
In Teilen der Partei heiΓt es nun, Schulz zeige kein gutes HΓ€ndchen. Vor allem sein Timing sei schlecht. Die Personalie Klingbeil (die am Montag im PrΓ€sidium prΓ€sentiert werden soll) sei zu frΓΌh durchgesickert, weil nicht alle Teile der SPD ausreichend eingebunden gewesen seien. "So macht man es nicht", heiΓt es. Dem Vernehmen nach bot Schulz den einflussreichen Job als GeneralsekretΓ€r zwischenzeitlich auch dem scheidenden Bundesjustizminister Heiko Maas an.
Erbittert um Posten wird auΓerdem in der neuen Bundestagsfraktion gerungen. Ex-Fraktionschef Oppermann will Parlaments-VizeprΓ€sident werden. Er hat die UnterstΓΌtzung seiner Nachfolgerin Nahles. Gegen Oppermann treten Ulla Schmidt und die Parteilinke Christine Lambrecht an. Schmidt sagte den "Aachener Nachrichten", sie wolle sich weiter fΓΌr Menschen mit Behinderungen einsetzen. Auch sei der Frauenanteil im Bundestag ohnehin so gering wie seit 20 Jahren nicht mehr. Auf die Frage, ob man Oppermann ohne Amt stehen lassen kΓΆnne, sagte die 68-JΓ€hrige aus Aachen, so wΓΌrde es auch vielen SPD-Ministern in Zukunft gehen: "Es gibt ja auch AusschΓΌsse, die man leiten kann." WΓΌrde Oppermann durchfallen, wΓ€re das auch ein Gesichtsverlust fΓΌr Nahles.