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Wahl in Brasilien: Rechtspopulist Jair Bolsonaro wird neuer Präsident


"Tropen-Trump" wird Präsident
Bolsonaro: "Ich werde das Schicksal Brasiliens ändern"

Von dpa, aj, df

Aktualisiert am 29.10.2018Lesedauer: 2 Min.
Rio de Janeiro: Eine Anhängerin des siegreichen Präsidentschaftskandidatin Jair Bolsonaro salutiert.Vergrößern des BildesRio de Janeiro: Eine Anhängerin des siegreichen Präsidentschaftskandidatin Jair Bolsonaro salutiert. (Quelle: Leo Correa/ap)
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Schicksalswahl im größten Land Lateinamerikas: Nächster Präsident wird Jair Bolsonaro. Der frühere Militär gilt als ultrarechts und kündigte einen radikalen Politikwechsel an.

Die Brasilianer haben den Rechtspopulisten Jair Bolsonaro zum neuen Präsidenten gewählt. Auf den Ex-Militär entfielen am Sonntag rund 55,5 Prozent der Stimmen, sein Gegner Fernando Haddad von der linken Arbeiterpartei erhielt 44,5 Prozent. Das teilte das Wahlamt nach Auszählung von knapp 95 Prozent der Stimmen mit.

Bolsonaro kündigte nach seinem Sieg einen radikalen Politikwechsel an. "Ich werde das Schicksal des Landes verändern", sagte der Ex-Militär. "Jetzt wird nicht weiter mit dem Sozialismus, dem Kommunismus, dem Populismus und dem Linksextremismus geflirtet."

Allerdings zeigte sich der ultrarechte frühere Fallschirmjäger auch versöhnlich. Er sprach von einem "Brasilien der unterschiedlichen Meinungen, Farben und Orientierungen." In dem mit harten Bandagen geführten Wahlkampf hatte Bolsonaro noch Minderheiten und Linke verunglimpft und von "Säuberungen" schwadroniert.

Noch bis vor Kurzem galt der in Anlehnung an US-Präsident Donald Trump auch "Tropen-Trump" genannte Politiker als skurriler Hinterbänkler im Parlament. Er provozierte immer wieder mit Ausfällen gegen Frauen, Schwarze und Schwule sowie mit seiner Sympathie für die Militärdiktatur (1964-1985). Einer Abgeordneten bescheinigte er einmal, sie sei es nicht wert, vergewaltigt zu werden, weil sie "sehr hässlich" sei.

Bolsonaro etablierte sich als Anti-System-Kandidat

Doch das war für die meisten Brasilianer offenbar nachrangig, zu groß war der Wunsch nach einem echten Politikwechsel. Über alle Parteigrenzen hinweg sind die meisten Politiker Schmiergeldaffären verwickelt. "Lava Jato" (Autowäsche) gilt als der größte Korruptionsskandal Lateinamerikas und hat auch Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hinter Gitter gebracht, den politischen Ziehvater Haddads. Bolsonaro hingegen gilt als einigermaßen sauber.

"Bolsonaro ist der einzige Politiker in diesem Land, der nicht in Korruption verwickelt ist", sagte seine Anhängerin Kelly Barreto vor dem Haus des Politikers in Rio de Janeiro. "Mit Bolsonaro wird sich das Bildungswesen, die Gesundheitsversorgung und die Sicherheitslage verbessern. Nur mit ihm wird sich Brasilien verändern."

Kampf gegen die Kriminalität im Mittelpunkt des Wahlkampfs

Auch die grassierende Gewalt wollen die meisten Brasilianer nicht länger hinnehmen. Bolsonaro verspricht einfache Lösungen. Er will das Waffenrecht legalisieren, das Strafmündigkeitsalter herabsetzen und die Polizei zu einem härteren Vorgehen gegen Kriminelle ermutigen.

Angesichts von über 63.000 Tötungsdelikten im vergangenen Jahr verfangen seine Rufe nach einer Politik der harten Hand. "Was mir am besten gefällt an Bolsonaro, sind seine Vorschläge zur öffentlichen Sicherheit. In Rio kann man heutzutage nicht mehr vor die Tür gehen, ohne Angst zu haben, überfallen zu werden", sagte die Wählerin Leandra Nascimento.

Unter Linken, Menschenrechtlern und Minderheiten geht jetzt die Angst um, Bolsonaros Hasstiraden könnten zu Gewalt gegen Homosexuelle, Schwarze und Indigene führen. Kurz vor der Wahl hatte der schneidige Ex-Militär angekündigt: "Es wird eine in Brasilien niemals gesehene Säuberung geben."

Im Wahlkampf kam es zu Übergriffen auf politische Gegner, die Sprache verrohte zunehmend, Bolsonaros Anhänger sehen in Haddad einen gefährlichen Kommunistin und die Linken in Bolsonaro einen skrupellosen Faschisten. "Unabhängig davon, wer gewählt wird: Das brasilianische Volk, das an die Idee der Solidarität glaubt, wird sich ab dem heutigen Tag wieder verbrüdern", sagte der ehemalige Präsident Michel Temer.

Verwendete Quellen
  • dpa
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