Bei der Maskenfrage geht es um Respekt
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung ΓΌbernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
hier ist der kommentierte Γberblick ΓΌber die Themen des Tages:
WAS WAR?
Am Wochenende sorgte ein Vorschlag aus Mecklenburg-Vorpommern fΓΌr Aufsehen. Der Wirtschaftsminister des nordΓΆstlichsten Bundeslandes, Harry Glawe, forderte ein baldiges Ende der Maskenpflicht im Einzelhandel. Die BegrΓΌndung? Das Infektionsgeschehen sei derzeit so gering, dass es keinen Grund mehr dafΓΌr gebe, am Mund-Nasen-Schutz festzuhalten. Seine AnkΓΌndigung sorgte fΓΌr so viel Wirbel, dass die Gesundheitsminister der LΓ€nder am Montag in einer Telefonkonferenz darΓΌber berieten. Das Ergebnis des GesprΓ€chs: Die Maskenpflicht bleibt, auch im Nordosten der Republik.
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Alles nur ein Sturm im Wasserglas also? Auf keinen Fall! Nicht nur unter Politikern bleibt die Maske als Waffe im Kampf gegen die Corona-Pandemie umstritten. Das ist im Alltag immer hΓ€ufiger zu beobachten. Ob im Supermarkt, in der S-Bahn oder im Restaurant β ΓΌberall trifft man Menschen, die den Vorschlag von Minister Glawe eigenmΓ€chtig in die Tat umsetzen und keine Maske tragen. Oft sind als BegrΓΌndung zwei Argumente zu hΓΆren: Die Schutzwirkung der Maske vor einer Ansteckung sei nur gering und die Tragepflicht schrΓ€nke die persΓΆnliche Freiheit zu sehr ein.
Ich gebe zu: Vor drei Monaten gehΓΆrte ich auch zu den Skeptikern. In einem StreitgesprΓ€ch mit einem Kollegen trat ich gegen die EinfΓΌhrung einer Maskenpflicht ein. Inzwischen habe ich meine Meinung geΓ€ndert. Noch immer bin ich ΓΌberzeugt, dass die Einhaltung der Abstandsregeln die wichtigste MaΓnahme zur EindΓ€mmung des Virus ist. Auch wenn die Schutzfunktion der meisten Masken nur unzureichend ist, so gibt es dennoch inzwischen belastbare Nachweise dafΓΌr, dass eine Tragepflicht die Corona-Ausbreitung verlangsamen kann. Und das reicht fΓΌr mich als Argument aus. Wenn es auch nur eine winzige Chance dafΓΌr gibt, dass das Tragen einer Maske gegen das Virus helfen kann, dann sollten wir diese nutzen. Finden Sie nicht auch?
NatΓΌrlich bedeutet jeder Zwang eine EinschrΓ€nkung der persΓΆnlichen Freiheit. Zudem macht es keinen SpaΓ, so eine Maske zu tragen. Es juckt an der Nase, GesprΓ€chspartner verstehen einen kaum und die Atemluft wird schnell sehr warm. Aber wenn ich wegen dieser unangenehmen Nebenwirkungen und um mich nicht einschrΓ€nken zu mΓΌssen, die Maske nicht aufsetze, kann es sein, dass ich die Freiheit anderer verletze. Weil ich womΓΆglich das Risiko einer Infektion vergrΓΆΓere oder weil ich vielleicht dem Wohlbefinden Γ€ngstlicher Menschen schade. Es geht um Respekt gegenΓΌber anderen Menschen, ihrer Freiheit und Gesundheit. Und die sollten wir alle gemeinsam schΓΌtzen.
WAS STEHT AN?
In BrΓΌssel will die EU-Kommission heute ihre Sommerprognose zur Konjunktur vorstellen. Die HΓΆhe der EinbuΓen, die sie durch die Corona-Pandemie befΓΌrchtet, wird sich unmittelbar auf die gerade begonnene deutsche EU-RatsprΓ€sidentschaft auswirken. SchlieΓlich hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Γberwindung der Krise mithilfe eines 750 Milliarden Euro schweren Konjunkturpakets zum obersten Ziel ihres Vorsitzes im Rat der Regierungschefs erklΓ€rt.
Die Relegation fΓΌr die erste FuΓball-Bundesliga ist beendet. Nun geht es um die Frage: Bleibt der traditionsreiche 1. FC NΓΌrnberg in der zweiten Liga? Oder mΓΌssen die Franken dem FC Ingolstadt weichen und in Liga drei absteigen? FΓΌr die "Clubberer" wΓ€re es ein harter Schlag: Erst einmal in seiner Geschichte β 1996/1997 β war der neunfache Deutsche Meister drittklassig und nicht in einer der beiden hΓΆchsten Spielklassen vertreten. Das erste von zwei frΓ€nkisch-bayerischen Relegationsduellen steigt heute um 18.15 Uhr.
In Darmstadt wird heute die wichtigste Auszeichnung der deutschsprachigen Literaturwelt vergeben. Der Georg-BΓΌchner-Preis ist noch immer eine sehr mΓ€nnliche Angelegenheit: In den vergangenen zehn Jahren erhielten ihn nur drei Frauen. HΓΆchste Zeit, dass sich an dieser Bilanz etwas Γ€ndert. Warum fangen Sie nicht schon heute damit an, meine Damen und Herren der Deutschen Akademie fΓΌr Sprache und Dichtung?
WAS LESEN UND HΓREN?
Als Teenager war mein Instrument das Waldhorn. Wie es sich in meiner bayerischen Heimat gehΓΆrte, spielte ich damit in der Blaskapelle meiner Musikschule. Damals, in den Neunzigern, bestand das Programm fΓΌr die groΓen Sommerfeste lΓ€ngst nicht mehr (nur) aus Polka und Hum-ta-ta. Die grΓΆΓten Hits waren Medleys von Popsongs (ganz vorne dabei: Queen und die Beatles) β und Filmmusik. Besonders eingebrannt hat sich in meiner Erinnerung "Moment for Morricone", eine Zusammenstellung der bekanntesten StΓΌcke von Ennio Morricone. Warum ich das hier erwΓ€hne? Weil die GenialitΓ€t von Morricone, der gestern im Alter von 91 Jahren gestorben ist, darin bestand, dass seine Musik die Menschen nicht nur in den Kinos mitreiΓen konnte, sondern auch in FestsΓ€len und Bierzelten. Nicht umsonst bespielte der Komponist bis ins hohe Alter mit seinen Orchestertouren Γ€uΓerst erfolgreich groΓe Hallen in der ganzen Welt.
BerΓΌhmt wurde der Italiener mit seinen Soundtracks fΓΌr Spaghetti-Western wie "Spiel mir das Lied vom Tod". Insgesamt komponierte er die Musik fΓΌr ΓΌber 500 Filme. Einer der vielen HΓΆhepunkte: die Vertonung des Actionstreifens "Der Profi" mit Jean-Paul Belmondo. Das Titelmotiv "Chi Mai" ist ein haarscharf am Kitsch vorbeisegelndes MeisterstΓΌck der Moll-Melancholie. Sofern Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind, dann empfehle ich Ihnen die Spotify-Playlist des DJs und bekennenden Morricone-Fans Finn Johannsen, der ΓΌber fΓΌnf Stunden Musik des Maestros zusammengestellt hat.
Werder Bremen ist gestern noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen: Dank des 2:2 im Relegations-RΓΌckspiel in Heidenheim (und dank der AuswΓ€rtstorregel) bleiben die Hanseaten in der 1. Bundesliga. Und vermeiden in der nΓ€chsten Saison somit ein Aufeinandertreffen mit ihrem Erzrivalen Hamburger SV. Dieser hat sich nach dem verpassten Aufstieg von Trainer Dieter Hecking getrennt und setzt nun auf einen neuen HoffnungstrΓ€ger: Daniel Thioune zitiert gerne JΓΌrgen Klopp und spielte einst in einer Mannschaft mit dem heutigen Bundesliga-Helden Marco Reus. Was macht ihn besonders? Weshalb soll gerade er den HSV zurΓΌck in die Bundesliga fΓΌhren? Mein Kollege Robert Hiersemann stellt den 45-jΓ€hrigen FuΓballlehrer vor.

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Die einen sehen sie als KΓ€mpfer gegen Zensur, MassenΓΌberwachung und Korruption, die anderen halten sie fΓΌr StΓΆrenfriede und Kriminelle. Das lose Kollektiv der Netzaktivisten von Anonymous lΓ€sst sich nicht so einfach in eine Rolle zwingen. Seit der Corona-Pandemie konzentrieren sich Aktivisten von Anonymous in Deutschland aber vor allem auf VerschwΓΆrungsanhΓ€nger wie Attila Hildmann. Im Chat-Interview mit meinem Kollegen Ali Vahid Roodsari erklΓ€rt ein Vertreter von Anonymous Germany, warum die Gruppe Hildmann und seine Aussagen fΓΌr besonders gefΓ€hrlich hΓ€lt, was Anonymous ausmacht und warum auch ein "Hacktivist" mal eine Pause braucht.
WAS AMΓSIERT MICH?
Man kann es mit der Maskenpflicht aber auch ΓΌbertreiben!
Ich wΓΌnsche Ihnen einen beschwingten Tag. Morgen schreibt Ihnen an dieser Stelle mein Kollege Peter Schink.
Herzlich,
Ihr
Daniel Fersch
Chef vom Dienst t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de
Twitter: @danielfersch
Mit Material von dpa.
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