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Post aus der DDR: Gewinner freut sich nach 44 Jahren


Post aus der DDR
Gewinner freut sich nach 44 Jahren

Von dpa
Aktualisiert am 12.01.2014Lesedauer: 2 Min.
Die 1969 von Günther Zettl verschickte Postkarte an den Saarländischen Rundfunk im Original, die von der Stasi abgefangen wurde.Vergrößern des BildesDie von Günther Zettl verschickte Postkarte an den Saarländischen Rundfunk, die von der Stasi abgefangen und so nie zugestellt werden konnte. (Quelle: dpa-bilder)
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Ein Schüler aus der ehemaligen DDR will 1969 bei einem Preisrätsel des Saarländischen Rundfunks (SR) mitmachen. Er schickt eine Postkarte auf die Reise. Doch diese wird von der Staatssicherheit abgefangen. Erst nach 44 Jahren erreicht die Postsendung ihren Empfänger. Jetzt bekommt der Mann seinen Gewinn von damals.

Nach sage und schreibe vier Jahrzehnten hat eine Postkarte aus der DDR ihr Ziel im Westen erreicht - und eine Reise durch die deutsch-deutsche Geschichte hinter sich. Alles beginnt 1969: Der damals 18-jährige Oberschule Günter Zettl aus dem Badeort Waren an der Müritz (im heutigen Mecklenburg-Vorpommern) hört wieder mal über Mittelwelle die Europawelle Saar des SR.

Er will bei einem Preisrätsel der Kultsendung "Hallo Twen" mitmachen. Schließlich geht es bei dem gesuchten Lied um den Song "Painter Man" von seiner Lieblingsband "The Creation", und als Gewinn winkt die Platte. "Da hab' ich gedacht: Die Gruppe kennst Du auch." Zettl schickt also eine Postkarte mit der richtigen Antwort an den SR. Diese kommt aber erst 2013 in Saarbrücken an.

Staatssicherheit zieht Postkarte ein

Denn die Stasi zieht die Karte buchstäblich aus dem Verkehr. Zettl sitzt eine Woche später ohne Kenntnis über deren Verbleib wieder vor dem Röhrenradio und hofft, dass sein Name von "Hallo Twen"-Kultmoderator Manfred Sexauer, der auch mit dem "Musikladen" bekannt wurde, unter den Gewinnern ist. Vergeblich. Zettl denkt sich aber nichts dabei, denn bei so einem Preisrätsel machen schließlich viele Hörer mit.

Bei ihm selbst geht es in den Folgejahren turbulent zu. Nach einer Ausbildung zum Kfz-Handwerker wird Zettl Lehrer. Aber weil er einer Volkskammerwahl fernbleibt, belegt das DDR-System ihn mit einem Berufsverbot.

1983 geht Zettl dann nach einem erfolgreich gestellten Ausreiseantrag in die Bundesrepublik und arbeitet dort jahrelang im Verkaufsbereich einer Computerfirma. Außerdem lebt er mehrere Jahre in Spanien. Erst 2010 denkt er sich: "Jetzt macht Du's auch mal und guckst in Deine Akte rein."

Einsicht in Stasi-Akte deckt Verbleib der Karte auf

Zettls Stasi-Akte offenbart dann eine Überraschung: eine Kopie seiner damaligen Postkarte. "Ich hatte das überhaupt nicht mehr auf dem Zeiger", sagt Zettl, der inzwischen im fränkischen Erlangen wohnt.

Er lässt sich das Original aushändigen. "Dann habe ich sie 44 Jahre später dem Saarländischen Rundfunk zukommen lassen."

Im SR staunt man nicht schlecht über die Karte aus der DDR mit der langen Geschichte. Der Sender spielt mit und veranstaltet eine "Sonderziehung", nur für Zettl, obwohl es die Radiosendung seit 40 Jahren gar nicht mehr gibt.

Zettl erhält Gewinn

Am 14. Januar, wenn die Europawelle Saar in der Völklinger Hütte ihren 50. Geburtstag feiert, wird auch der damalige DDR-Schüler Zettl dabei sein. "Wir laden die Familie zu unserem Geburtstag ein", sagt ein Sprecher des SR. Praktisch als "kleines Trostpflaster".

Und Günter Zettl kann sich doch noch auf die Platte freuen - wenn auch erst nach 44 Jahren. Überreicht werden soll sie - wie damals - von Moderator Manfred Sexauer.

Noch länger als Zettls Karte brauchte kürzlich nur ein Brief aus Flensburg nach Großbritannien: 62 Jahre. Hoffentlich wird die Freude bei Versender und Empfänger ähnlich groß sein wie bei Zettl.

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