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"Bild"-Kampagne gegen Adidas: Das steckte dahinter


Matthias Döpfner
"Bild"-Kampagne gegen Adidas: Vorwürfe gegen Springer-Chef

Von t-online, mk

Aktualisiert am 15.09.2022Lesedauer: 3 Min.
imago images 103218241Vergrößern des Bildes
Adidas-Filiale in Berlin: "Gefährliche Kettenreaktion". (Quelle: via www.imago-images.de)

Im Corona-Frühjahr 2020 wollte Adidas keine Miete mehr zahlen. Darüber berichtete auch die "Bild". Das Brisante: Der Vermieter ist Verlagschef Matthias Döpfner.

"Darf ein Weltkonzern einfach keine Miete mehr bezahlen?", "Wie Adidas das Land gegen sich aufbrachte – Chronik einer Blamage", "Gefährliche Kettenreaktion": Mit Überschriften wie diesen machte "Bild" im Frühjahr 2020 Stimmung gegen Adidas. Mehr als 20 solcher Artikel feuerte das Blatt auf den Sportartikelhersteller ab.

Der wollte damals, wie andere Konzerne auch, keine Miete mehr zahlen für Filialen, die von der Corona-Krise betroffen waren. Ein Detail ist dabei allerdings besonders interessant: Einer der Adidas-Vermieter ist Matthias Döpfner, Chef des Springer-Verlags und damit auch von "Bild".

Wie die britische "Financial Times" jetzt unter Berufung auf Vertraute berichtet, soll Döpfner außer sich gewesen sein über die Ankündigung von Adidas – und das aus ganz handfesten Gründen. Wie die Zeitung herausgefunden hat, ist Döpfner Mitbesitzer eines Geschäftshauses in der Münzstraße in Berlin-Mitte, in dem auch Adidas eine Filiale betreibt.

Adidas verhielt sich regelkonform

Nach dem angekündigten Mietstopp am 26. März 2020 soll Döpfner sich direkt an den damaligen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt gewandt haben, um eine Kampagne gegen Adidas zu starten. Die Stoßrichtung: Der Mietstopp richte sich gegen die elementaren Regeln der Marktwirtschaft.

Dabei verhielt sich Adidas regelkonform, wegen der Corona-Krise und des Lockdowns hatte der Gesetzgeber das Mietrecht entsprechend angepasst. Auch andere Unternehmen kündigten an, ihre Mietzahlungen aussetzen, zogen aber nicht den Zorn des Springer-Verlags auf sich. Dessen Kampagne verfehlte seine Wirkung nicht.

Springer dementiert Bericht

Politiker wie Cem Özdemir (Grüne) oder die damalige Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) verurteilten Adidas, der SPD-Politiker Florian Post verbrannte sogar öffentlich ein Poloshirt von Adidas und kündigte einen Boykott der Marke an. Unter dem Druck der "Bild"-Kampagne, die Adidas Rücksichtslosigkeit, Tabubruch und Verrat am Erbe von Konzerngründer Adi Dassler vorwarf, ruderte der Sportartikelhersteller schließlich zurück.

Am 1. April 2020 kündigte Adidas an, die Miete doch zu zahlen. Zusätzlich schaltete Adidas großflächige Anzeigen in mehreren deutschen Zeitungen, um sich für den vermeintlichen Fehler zu entschuldigen – auch in der "Bild". Der "Financial Times" gegenüber dementiert der Springer-Verlag einen Interessenkonflikt in seiner Adidas-Berichterstattung und nennt die Vorwürfe absurd.

Springer im Fokus von US-Medien

Für Springer-Chef Döpfner sind es nur die jüngsten in einer Reihe peinlicher Enthüllungen. Erst vor wenigen Tagen berichtete die "Washington Post" von einer E-Mail Döpfners an die Führungskräfte seines Verlags, wenige Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl 2020. In der E-Mail rief Döpfner seine Untergebenen auf, für einen Wahlsieg Donald Trumps zu beten. Mehr als dieser habe keine US-Regierung der vergangenen 50 Jahre geschafft. Trump bedankte sich nach dem Bericht der "Washington Post" bei Döpfner auf seiner Plattform "Truth Social".

Seinen Posten als Präsident des Zeitungsverlegerverbands BDZV legte Döpfner schon im Mai nieder. Anlass war die Berichterstattung der "New York Times" über eine SMS von Döpfner an den damals schon geschassten Ex-"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt. In der SMS soll Döpfner die Bundesrepublik einen "neuen DDR Obrigkeitsstaat" genannt haben. Julian Reichelt war nach wiederholten Vorwürfen des Machtmissbrauchs bei "Bild" entlassen worden.

Im August 2021 kündigte der Springer-Verlag die Übernahme des US-Medienkonzerns Politico an, mutmaßlich soll Springer dafür eine Milliarde Euro investiert haben. Mit dem Kauf will Springer auf den US-Medienmarkt expandieren. Seitdem steht der Springer-Verlag stärker im Fokus der angelsächsischen Berichterstattung.

Verwendete Quellen
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