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Emeritierter Papst ist tot: Wie der Vatikan Benedikts Abschied plant


Emeritierter Papst ist tot
Wie der Vatikan Benedikts Begräbnis plant

Von t-online, jro

Aktualisiert am 31.12.2022Lesedauer: 4 Min.
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Benedikt XVI. ist tot: Diese bewegenden Bilder bleiben für immer in Erinnerung. (Quelle: t-online)
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Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ist der genaue Ablauf seiner letzten Würdigung weiter unklar. Der Vatikan betritt Neuland.

Eine Pressemitteilung am letzten Tag des Jahres 2022 brachte den Spekulationen über den Gesundheitszustand des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ein Ende: "Schmerzerfüllt" müsse er mitteilen, dass Benedikt am Morgen verstorben sei, erklärte der Sprecher des Heiligen Stuhls Matteo Bruni am Samstag.

Unüblich war, dass nicht der Kardinalvikar von Rom die Öffentlichkeit über den Tod des ersten deutschen Papstes seit 500 Jahren informierte, sondern der Leiter des Presseamtes. Und auch sonst dürfte nicht alles genauso ablaufen wie nach dem Tod eines amtierenden Papstes. Der Vatikan betritt mit der Beisetzung des "Papa emeritus" Neuland – immerhin hatte seit über 700 Jahren kein Papst freiwillig sein Amt niedergelegt.

Der Vatikan selbst lehnte es im Vorfeld ab, mitzuteilen, wie man im Falle des Ablebens Benedikts genau verfahren würde. Im Laufe des Samstags wurden jedoch immer mehr Details über die geplante Prozedur bekannt.

Was sich Benedikt wünscht

Der Vatikan teilte am Samstag mit, dass ein Trauergottesdienst für Benedikt an diesem Donnerstag um 9.30 Uhr auf dem Petersplatz in Rom gefeiert werde – unter der Leitung des amtierenden Papstes Franziskus. Das Requiem werde zudem auf expliziten Wunsch Benedikts "feierlich, aber schlicht" gestaltet sein, erklärte ein Sprecher.

Bereits ab Montag werde der Leichnam im Petersdom aufgebahrt, Gläubige können dann Abschied nehmen. Seine letzte Ruhestätte soll Benedikt dann im Petersdom in den Vatikanischen Grotten finden.

Der Ort seiner Bestattung geht wohl auf einen Wunsch Benedikts zurück, den er schon vor Jahren in einem geistlichen Testament festgehalten hat. Dies berichteten Medien unter Berufung auf seinen Biografen Peter Seewald. Demnach habe er für seine Beisetzung das frühere Grab des heiligen Johannes Paul II. gewählt, dem er sich sehr verbunden fühlt. Das Grab des ehemaligen Papstes war nach seiner Seligsprechung 2011 an einen Seitenaltar der Peterskirche verlegt worden.

Wie Benedikts Vorgänger beerdigt wurde

Papst Johannes Paul II. wurde am 8. April 2005 beigesetzt – sechs Tage nach seinem Ableben. Am Abend des 4. April wurde er auf dem Petersplatz aufgebahrt. Hunderttausende Gläubige strömten nach Rom, um dem prominenten Polen noch vor der Beisetzung die letzte Ehre zu erweisen.

Am Beginn der Beerdigungsprozession durften jedoch nur hohe geistliche Vertreter der katholischen Kirche teilnehmen – sie fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Petersdom statt. Geleitet wurde das Requiem von Joseph Kardinal Ratzinger – also dem künftigen Papst Benedikt in seiner damaligen Rolle als Kardinaldekan. Es war die erste Totenmesse eines Papstes, die weltweit im TV übertragen wurde.

Zu der Trauerfeier auf dem Petersplatz erschienen rund 200 Staatschefs und wichtige Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen. Etwa eine Million Menschen nahmen an der Zeremonie auf dem Petersplatz teil.

Die Beisetzung Benedikts dürfte deutlich weniger Besucher anziehen – die Stadt Rom geht derzeit von etwa 60.000 Besucherinnen und Besuchern aus. Zudem wurden vom Vatikan nur zwei offizielle Delegationen eingeladen, die aus Deutschland und Italien. Gläubige können der Veranstaltung am Donnerstag ohne Eintrittskarten beiwohnen. Bereits am Samstagmorgen strömten zahlreiche Menschen in den Vatikan. Einen Livestream vom Petersplatz sehen Sie hier.

Traditionell wird dem obersten Pontifex nach seinem Tod vom Kardinalkämmerer (Camerlengo) der sogenannte Fischerring vom Finger genommen und zerbrochen. Dieses Symbol der Macht nutzte das Kirchenoberhaupt als Siegel für Dokumente. Im Falle Benedikts wurde dieser bereits nach seinem Rücktritt mit einem "X" unbrauchbar gemacht.

Ein historisch bedeutsamer Unterschied

Benedikt XVI. brach 2013 mit einer Tradition. Seit 1294 hatte kein Papst freiwillig sein Amt aufgegeben. Nach Papst Coelestin V. war Benedikt überhaupt erst der zweite in der Geschichte der katholischen Kirche, der aus freiem Entschluss zurücktrat. Er begründete den Schritt mit seinem fortgeschrittenen Alter und seiner angeschlagenen Gesundheit – ihm fehlten die Kräfte für das anspruchsvolle Amt, sagte er damals.

Welche Rituale und Prozeduren im Vatikan nach dem Tod Benedikts genau abgehalten werden, galt im Vorfeld als ungewiss. In der kirchlichen Ordnung ist dieser Fall nicht explizit geregelt.

Experten gehen davon aus, dass sich die Beerdigungsrituale für Benedikt eng an die für den Tod eines amtierenden Papstes anlehnen werden. Eine Ausnahme bildet dabei das Konklave, das für die Wahl eines neuen Papstes zusammenkommt. Ebenso gilt als unsicher, ob die "Novendiale", eine neuntägige Trauerzeit nach dem Tod eines Papstes, abgehalten wird.

Ein historisch bedeutsamer Unterschied ist auch, dass Papst Franziskus anstelle des Kardinaldekans den Vorsitz über die Beerdigungszeremonie am 5. Januar übernehmen wird. Der Zeitplan wird im Regelfall von den Kardinälen festgelegt, die aus aller Welt anreisen, um am Trauergottesdienst und der Beerdigung teilzunehmen.

"Die Schlagzeilen werden lauten: 'Ein Papst begräbt einen anderen'", prophezeit der Kirchenhistoriker Christopher Bellitto im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Doch das stimme nicht – Benedikt sei der ehemalige Papst. Der Umgang mit einem möglichen Tod des emeritierten Papstes sei eine "außergewöhnliche Situation", die es seit Jahrhunderten nicht gegeben habe. Vielleicht weise sie den Weg in eine neue Welt, "in der päpstliche Rücktritte weniger selten, vielleicht sogar üblich sein werden", so Bellitto.

Verwendete Quellen
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