Unwetter Mindestens 30 Menschen sterben bei schweren Überschwemmungen
Bei Überschwemmungen in der Türkei sind mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Nach den heftigsten Regenfällen seit 80 Jahren raste eine gewaltige Flutwelle durch Istanbul. Sie allein riss 20 Menschen in den Tod, wie Gouverneur Muammer Guler bekannt gab. Mehr als 20 weitere Menschen seien verletzt worden, acht werden noch vermisst. Am Vortag waren bereits zehn Menschen im Nordwesten des Landes und in einem Vorort von Istanbul ertrunken.
Eine wichtige Stadtautobahn stand am Morgen zwei Meter tief unter Wasser, Autofahrer kletterten auf die Dächer ihrer Fahrzeuge und mussten mit Booten gerettet werden, wie Fernsehbilder zeigten. Gouverneur Muammer Güler sprach von der "größten Katastrophe seit Jahren".
Lastwagenfahrer im Schlaf überrascht
Besonders schwer traf es Lastwagenfahrer, die auf einem Parkplatz in ihren Fahrzeugen schliefen, als das Wasser am frühen Morgen plötzlich anstieg. Die Wassermassen schoben die tonnenschweren Lastwagen ineinander und warfen sie um. Mindestens acht Leichen von Fahrern wurden geborgen. In einem Bus, der Arbeiterinnen zu einer Textilfabrik in der Nähe bringen sollte, starben sieben Frauen.
Autobahn stand unter Wasser
Im europäischen Teil Istanbuls traten mehrere Flüsse über ihre Ufer und setzten eine vierspurige Autobahn unter Wasser. Zeitweise war auch eine nahe Fernstraße gesperrt, die die Türkei mit Bulgarien verbindet. Fernsehbilder zeigten, wie selbst große Reisebusse von den Fluten fortgespült wurden. Sechs Hubschrauber der Armee waren im Einsatz, um Opfer des Unwetters zu retten.
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Das Doppelte der normalen Regenmenge
Der Regen war in den frühen Morgenstunden mit unerwarteter Wucht niedergegangen. Nach Medienberichten fielen in dem besonders betroffenen Istanbuler Industriebezirk Ikitelli innerhalb einer Stunde rund 90 Liter Regen pro Quadratmeter, das ist etwa das Doppelte einer normalen Monatsmenge im September. Am späten Vormittag ließ der Regen nach, das Wasser floss allmählich ab, und die Aufräumarbeiten begannen. In einer Wohnsiedlung in Kücükcekmece weiter westlich von Ikitelli warteten am Nachmittag aber immer noch viele im Wasser eingeschlossene Menschen auf Hilfe, wie der türkische Nachrichtensender NTV berichtete.
Plünderer nutzten die chaotischen Zustände
Türkische Medien berichteten unterdessen, in Ikitelli seien bald nach der Katastrophe die ersten Plünderer aufgetaucht, die auf der Suche nach Wertgegenständen verlassene Betriebe und Autos durchkämmten. Das Fernsehen zeigte eine Gruppe von 20 Männern, die Jagdgewehre aus einem liegen gebliebenen Lastwagen holten. En Polizist griff ein, doch es war nicht klar, ob alle Gewehre zurückgegeben wurden.
Klimawandel Schuld an Katastrophe
Der Istanbuler Bürgermeister Kadir Topbas und der türkische Umweltminister Veysel Eroglu sagten, die weltweiten Klimaveränderungen seien der Grund für die schwersten Regenfälle in Istanbul seit 1929. Topbas räumte aber auch ein, dass illegal gebaute Gebäude die Folgen von Überschwemmungen verschlimmert hätten. Meteorologen sagen für die kommenden Tage neue schwere Regenfälle im Nordwesten der Türkei voraus.
50 Millionen Euro Schaden
Nach Angaben von Versicherungsexperten entstand durch das Unwetter ein Schaden von etwa 50 Millionen Euro. Einige Straßen in dem Unglücksgebiet sollen auch in den kommenden Tagen gesperrt bleiben.
Quelle: afp, ap, dpa