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Das Wetter 2010 - vom "Mega-Sommer" ins Schneechaos


Rückblick
Wetter 2010 - vom "Mega-Sommer" ins Schneechaos

Aktualisiert am 27.07.2021Lesedauer: 5 Min.
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Das vergangene Wetterjahr geht als das der Extreme in die Geschichte ein: "2010 war das kälteste Jahr seit 1996 in Deutschland", sagte Thomas Globig von Meteomedia im Gespräch mit wetter.info. "Doch wir hatten nicht nur einen Winter vom Feinsten - mit Jahrhundertschneefällen um Weihnachten", so der Wetterexperte. Mit von der Partie waren auch enorme Regenmengen mit schweren Hochwassern im Osten und zahlreiche Tornados. Zudem machten wochenlange Hitzewellen mit Temperaturen nahe der 40 Grad nicht nur Reisenden in den Zügen zu schaffen. "Das war ein echter Mega-Sommer", so Globig.

Jetzt ist es bestätigt: So kalt wie im letzten Jahr war es in Deutschland lange nicht. "Erstmals seit 14 Jahren sind wir unter das langjährige Mittel von 8,3 Grad gerutscht", sagte Globig. 2010 war es im Durchschnitt nur 7,9 Grad warm. Die größte Abweichung gab es dabei in Helmstedt in Niedersachsen: Dort war es 1,1 Grad kälter als normal. Am Oberrhein und in Niederbayern lagen die Temperaturen mit 0,1 bis 0,6 Grad Abweichung dagegen etwas oberhalb vom Mittel.

"Das ganze Jahr betrachtet kann man sagen: Sechs Monate war es zu warm, sechs dagegen zu kalt - und unter dem Strich haben wir ein leichtes Temperaturdefizit", sagte Globig.

Fast minus 30 Grad

Platz eins der absolut kältesten Orte in Deutschland ist in diesem Jahr Doline Degerfeldt auf der Schwäbischen Alb: Am 26. Dezember zeigte das Thermometer hier minus 29,4 Grad Celsius an - dicht gefolgt von Haidmühle im Bayerischen Wald mit minus 27,5 Grad einen Tag später. "Die meisten lokalen Kälterekorde stammen vom 27. Januar", so Globig.

Den Hitzerekord des Jahres stellte Potsdam-Babelsberg auf: Hier kletterte das Quecksilber am 11. Juli auf 39,3 Grad. Aber auch in Berlin-Kreuzberg herrschte bei 38,9 Grad drückende Hitze in den Straßen. Sehr beachtlich: "Zwischen dem höchsten und niedrigsten Temperaturwert liegt eine Jahresamplitude von knapp 60 Grad", sagte Globig.

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Regen verwandelte Trocken- in Feuchtgebiete

Sehr untypisch war im vergangenen Jahr die Verteilung der Niederschläge: "Die sogenannten Trockengebiete in Mitteldeutschland konnten sich vor dem ganzen Regen gar nicht retten", sagte Globig. Dazu zählten das Thüringer Becken, Sachsen-Anhalt, Sachsen und das südliche Brandenburg. Die größte Abweichung vom langjährigen Mittel gab es in Pirna bei Dresden: Mit über 1000 Litern Regen pro Quadratmeter lag die Stadt bei 173 Prozent des Jahressolls.

"Vom absoluten Wert ist das natürlich nicht so berauschend", sagte der Meteorologe, "anderenorts fällt viel mehr Regen". Der nasseste Ort war 2010 Balderschwang im Allgäu: Hier kamen sage und schreibe auf jedem Quadratmeter 2366 Liter Wasser vom Himmel.

Die teils sintflutartigen oder lang anhaltenden Niederschläge ließen die Flüsse in Ostdeutschland gleich mehrmals im Sommer anschwellen: An Oder, Neiße und Spree kämpften zehntausende mit Sandsäcken um die teils veralteten und durchgeweichten Deiche. Vielerorts kam es dennoch zu Deichbrüchen und Überflutungen.

Tornado-Saison 2010

Auch bei einem anderen Extremwetter-Phänomen konnte das vergangene Jahr punkten: Zahlreiche Tornados haben 2010 Schäden von weit mehr als 100 Millionen Euro angerichtet. 42 Fälle der gefährlichen Windhosen hat die Unwetterzentrale bereits bestätigt. Hinzu kommen noch über 100 Verdachtsfälle.

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Der markanteste Sturm des Jahres trat am Pfingstmontag auf: Zunächst wurde berichtet, dass ein starker Tornado über Teile Sachsen-Anhalts, Brandenburgs und Sachsens hinweggefegt wäre. Möglicherweise gab es hier aber mehrere Tornados. Die Untersuchungen der Meteorologen dauern noch an. Auf einer Strecke von 70 Kilometern richtete der Tornado schwere Schäden an, ein Mädchen kam in Großenhain durch einen umstürzenden Baum ums Leben, etwa 40 Menschen wurden verletzt.

Der Tornado erreichte mindestens die Stärke F2 auf der sogenannten Fujita-Skala zur Klassifizierung von Starkwinden, möglicherweise auch F3. Bei F2-Tornados treten Windgeschwindigkeiten von bis zu 253 Kilometern in der Stunde auf. Dabei werden große Bäume entwurzelt und kleinere Gegenstände fliegen wie Projektile durch die Gegend. Ein F3-Tornado erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 332 Kilometern in der Stunde.

"Hammer-Winter" brachte neue Rekordschneehöhen

Von Januar bis in den März hinein und im Dezember sorgten kräftige Niederschläge für neue Schneerekorde. Wegen der teils starken Winde sind aber viele tatsächlichen Schneehöhen gar nicht erfasst worden. "Besonders wichtig für uns Meteorologen sind die Beobachtungen von Menschen", erklärte Globig. Denn sobald Wind weht, können automatische Messstationen die tatsächlichen Schneehöhen kaum noch richtig aufzeichnen. "Die Ergebnisse sind dann für die Tonne", sagte der Meteorologe.

Am 26. Dezember meldete ein Wetterbeobachter aus Gera in Thüringen der Unwetterzentrale 70 Zentimeter Schnee. "Das dürfte der absolute Rekord sein", sagte Globig. "Ein ganz enormer Wert für eine Flachlandstation."

Im Januar lag der Schnee in Greifswald 70 Zentimeter hoch, und wegen hoher Verwehungen war die Insel Hiddensee tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Anfang Dezember versank der Norden Deutschlands unter Schneemassen: In Kiel fielen am 6. Dezember mehr als 37 Zentimeter Schnee, einen Tag zuvor in Erste 43 Zentimeter. "Die Höhe der teils massiven Verwehungen in Ostholstein und an der mecklenburgischen Ostseeküste sind mit diesen Werten noch gar nicht beschrieben", so Globig. Starker Wind türmte den Schnee teils meterhoch auf.

"Weihnachten gab es dieses Jahr erstmals nach Jahrzehnten Traumschnee für fast alle", sagte Globig. Um die Feiertage wurden viele der größten Schneemengen registriert. In Bremen, Hannover, Hamburg und Schwerin verzeichnete Meteomedia nur noch Rekordschneehöhen. "Hier reichten 18 bis 25 Zentimeter für ein Jahrhundertereignis.

Sonneninsel an den Küsten

Außergewöhnlich war auch die Verteilung der Sonnenstunden im letzten Jahr: "Die Hitliste wird von Wetterstationen im Norden angeführt", sagte Globig. Sonnensieger war die ostfriesische Insel Juist mit fast 2000 Sonnenstunden, dicht gefolgt von Borkum und Westerhever auf der Nordfriesischen Halbinsel Eiderstedt mit 1956 Stunden Sonnenschein. "Das ist ganz typisch für Großwetterlagen mit fehlendem Westwind", erklärte der Meteorologe. Es kommt dann kaum feuchte Luft vom Atlantik in den Norden geweht.

Uneinheitlich zeigten sich die Inseln an der Ostseeküste: Hiddensee belegt zwar Platz vier der sonnreichsten Orte Deutschlands, gleichzeitig fielen hier bis zu 165 Prozent der üblichen Regenmengen. "Dafür waren extreme Starkregengüsse verantwortlich", so Globig.

Weiter in der Mitte und im Süden darbten dagegen viele Sonnenhungrige unter einem häufig grauen Himmel: Auf dem Kahlen Asten im Hochsauerland zeigte sich die Sonne gerade mal 244 Stunden im Jahr. "Das absolute 'Downlight' des Jahres ist aber Erlenbach im Vogtland", sagte Globig. 224 Sonnenstunden verteilt auf 365 Tage ist eine ziemlich magere Ausbeute, so Globig.

Das Jahr 2010 zeigte alle Facetten des Wetters: "Es gab nichts, was es nicht gibt", resümiere Globig. Nur der ganz große Orkan, wie zum Beispiel "Kyrill" im Jahre 2007 ist uns erspart geblieben. "Das war übrigens auch eine Folge der fehlenden Westwinde in letzten Jahr", erklärte der Wetterexperte.

Quelle: wetter.info, rf

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