t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanorama

Havarie im Suezkanal: Muss die "Ever Given" entladen werden?


Blockade im Suezkanal
Schaffen es Bagger und Schlepper – oder müssen die Container runter?

Von reuters, afp, mk

Aktualisiert am 28.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Schlepper an der gestrandeten "Ever Given" im Suezkanal: zehn Milliarden Dollar Schaden für den Welthandel – pro Tag.Vergrößern des BildesSchlepper an der gestrandeten "Ever Given" im Suezkanal: zehn Milliarden Dollar Schaden für den Welthandel – pro Tag. (Quelle: dpa)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Bewegt hat sich die "Ever Given" schon, das macht den Helfern am Suezkanal Hoffnung. 14 Schlepper sind mittlerweile im Einsatz, doch womöglich muss der Container-Riese entladen werden.

Im Suezkanal beginnen die Behörden jetzt mit den Vorbereitungen zur Entladung von Containern an Bord der festgefahrenen "Ever Given". Das habe Präsident Abdel Fattah al-Sissi angeordnet, sagte der Chef der Suez Canal Authority (SCA), Osama Rabie. Bergungsexperten hatten gehofft, den 400 Meter langen Container-Riesen ohne den zeitraubenden Schritt wieder flott zu bekommen.

Ein Versuch, Hunderte Container etwa mit einem Kran vom Schiff zu heben und dessen Ladung damit zu verringern, würde Tage oder gar Wochen dauern. Es wäre eine logistische Herausforderung, die tonnenschweren Großraumbehälter aus fast 60 Metern Höhe mitten in der Wüste und ohne die Infrastruktur eines Hafens zu entladen. Die "Ever Given" kann bis zu 18.000 Container transportieren.

Zwölf Stunden lang sollen jetzt noch Bagger graben, um das quer liegende Schiff zu befreien. Dann sollen zwölf Stunden lang die Schlepper zum Einsatz kommen, sagte Rabie. Inzwischen seinen 14 der Spezialschiffe im Einsatz an dem 220.000 Tonnen schweren Schiff. Es war am Dienstag in einem Sandsturm vom Kurs abgekommen und in Ufernähe des Kanals auf Grund gelaufen. Seitdem blockiert es den Wasserweg zwischen Rotem Meer und Mittelmeer, sämtliche Schiffe darin können nicht weiterfahren.

Sorge um 130.000 Schafe auf Frachter

Zuletzt stauten sich auf beiden Seiten des Kanals über 320 Schiffe mit Frachtgut im Wert von Milliarden von Dollar. Jeder Tag, an dem der Suezkanal blockiert bleibt, kostet den Welthandel nach einem Bericht des Versicherers Allianz zwischen sechs und zehn Milliarden Dollar. Nach Angaben der Kanalbehörde SCA verliert Ägypten pro Tag der Schließung zwischen zwölf und 14 Millionen Dollar.

Erste konkrete Auswirkungen sind bereits zu spüren: Syrien erklärte am Samstag, dass es als Reaktion auf eine ausbleibende Öllieferung mit der Rationierung der Treibstoffversorgung begonnen habe. Tierschützer sorgen sich unterdessen um das Schicksal von 130.000 Schafen an Bord von elf rumänischen Frachtern.

Versandhändler Otto wartet auf Ware

Deutsche Unternehmen befürchten ebenfalls Lieferengpässe. Ein Sprecher des Versandhändlers Otto sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", auf den wartenden Schiffen von Fernost Richtung Europa seien "etliche Container" mit Waren registriert.

Behördenchef Rabie hofft, dass die "Ever Given" bis Sonntagnacht wieder flottgemacht werden kann. Dank der unter dem Bug entfernten 27.000 Kubikmeter Sand und mit Hilfe der Schlepper habe sich das Schiff am späten Samstag zum ersten Mal "um 30 Grad nach links und rechts bewegt", sagte er im ägyptischen Fernsehen.

"Ever Given" laut Eigner nicht beschädigt

Optimistisch zeigte sich auch der Chef des japanischen Schiffseigners Shoei Kisen, Yukito Higaki. Es gebe keine Probleme mit Steuerung und Antrieb, sagte er am Freitag: "Sobald sich das Schiff wieder bewegt, sollte es operationsfähig sein".

Ungeachtet der optimistischen Töne planen mehrere Groß-Reedereien wie Maersk und die deutsche Hapag-Lloyd, auf die deutlich längere Route über das Kap der Guten Hoffnung auszuweichen. Auch die französische Reederei CMA CGM teilte mit, zwei ihrer Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung umzuleiten. Andere Möglichkeiten, die Fracht per Flugzeugen oder Bahnverbindung "über die Seidenstraße" zu transportieren, würden derzeit geprüft.

Behörden schließen menschliches Versagen nicht aus

Angesichts der anhaltenden Blockade bot die US-Armee ihre Unterstützung an. Es liefen bereits entsprechende Gespräche mit den ägyptischen Behörden, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki. Ein Expertenteam der US-Marine könnte schnell zum Suezkanal entsandt werden – eine zentrale Aufgabe des für den Nahen Osten zuständigen Zentralkommandos ist der Schutz der Handelsschiffe in der Region.

Der Chef des Kanalbetreibers schließt inzwischen aus, dass allein der Sandsturm für die Havarie verantwortlich sei. Möglicherweise hätten auch technische Probleme oder menschliches Versagen dazu beigetragen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters, AFP, dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website