London-Heathrow: Chaos an britischen Flughäfen lässt Reisende verzweifeln

Wegen Personalmangels an den Flughäfen fallen in Großbritannien etliche Flüge aus, in London-Heathrow stapeln sich schon die Koffer der Reisenden. Und jetzt steht der größte Streik seit 30 Jahren bevor.

In letzter Minute abgesagte Flüge, Koffer, die sich im Terminalgebäude stapeln, und mindestens 15.000 gestrandete Reisende: Am Flughafen London-Heathrow setzte sich das Chaos der Vorwoche auch am Montag fort. Wegen akuten Mangels an Bodenpersonal zwang der Flughafen die Airlines jetzt, zehn Prozent aller Flüge abzusagen. Das betraf allein am Montag 90 Flüge, so die "Daily Mail"

Dabei fing das Chaos schon am Freitag an, wie ein Clip aus einer der Flughafenhallen zeigt. Das Video sehen Sie oben oder hier.

Zur Begründung hieß es von der Flughafenverwaltung, ein technischer Fehler habe die Gepäckausgabe lahmgelegt. Die Panne mache sich auch am Montag noch bemerkbar, doch angeblich kommt jetzt kein weiteres verspätetes Gepäck mehr hinzu. Trotzdem mussten wohl auch am Montag Hunderte Passagiere zum Teil stundenlang an der Gepäckausgabe warten, so die "Daily Mail". Zugleich verwies die Flughafenverwaltung darauf, dass die Gepäckabfertigung in der Verantwortung der Airlines liege.

"Solche Szenen dürfen sich nicht wiederholen"

Probleme gibt es aber offenbar nicht nur bei der Verarbeitung des Gepäcks. Wie dieses auf Twitter verbreitete Video einer Reisenden zeigt, bildeten sich am Freitag auch an den Check-in-Schaltern und den Sicherheitsschleusen in Heathrow lange Schlangen:

"In der Pandemie sind die Fluggesellschaften massiv geschrumpft und sehen sich jetzt mit einer aufgestauten Nachfrage konfrontiert", sagte Staatsminister Simon Clarke dem Sender Sky News. "Das Ergebnis sehen wir jetzt". Clarke rief die Flughäfen und -gesellschaften dazu auf, ihre Kapazitäten und Dienstpläne für die Reisezeit anzupassen: "Solche Szenen wie an manchen unserer Flughäfen in den vergangenen Wochen dürfen sich nicht wiederholen." Lange Schlangen gab es am Wochenende "Daily Mail" zufolge auch an den Flughäfen Stansted, Manchester und Bristol.

In Großbritannien wollen mehr als 50.000 Eisenbahner streiken

Chaos zur Reisezeit droht auch an deutschen Flughäfen. Laut Flughafenverband ADV sind ein Fünftel der Stellen beim Bodenpersonal nicht besetzt. Um die Lage zu stabilisieren, dünnen die Airlines jetzt ihre Flugpläne aus. So streicht die Lufthansa im Juli 900 Flüge an den Drehkreuzen Frankfurt und München, ihre Billigtochter Eurowings kappt mehrere hundert Verbindungen. Der britische Billigflieger Easyjet streicht von Juni bis August vom und zum Berliner Flughafen rund 1.000 Flüge. Weitere Ausfälle sind möglich.

Großbritannien bereitet sich unterdessen auf den größten Bahnstreik seit 30 Jahren bevor. Mehr als 50.000 Eisenbahner wollen am Dienstag, Donnerstag und Freitag für höhere Löhne und gegen Stellenstreichungen streiken. Und nach Ansicht der Gewerkschaften ist das nur der Auftakt für einen möglichen "Sommer der Unzufriedenheit", in dem auch Lehrer, Mediziner und sogar Anwälte in den Arbeitskampf treten könnten. Nur etwa die Hälfte des britischen Schienennetzes dürfte an den Arbeitskampftagen in Betrieb sein. Der Verband UK Hospitality befürchtet einen wirtschaftlichen Schaden von mehr als einer Milliarde Pfund für die Tourismus-, Freizeit- und Gastgewerbebranche.