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Mordfall Lolita Brieger lässt die Familie nicht los


Justiz
Mordfall Lolita Brieger lässt die Familie nicht los

dapd, Marcus Stölb

Aktualisiert am 21.12.2012Lesedauer: 3 Min.
Für die Gerichte ist die Akte "Mordfall Lolita Brieger" geschlossen, für die Familie des Opfers nicht.Vergrößern des BildesFür die Gerichte ist die Akte "Mordfall Lolita Brieger" geschlossen, für die Familie des Opfers nicht. (Quelle: dapd)
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Frauenkron in der Nordeifel: eine Kapelle, eine Kneipe, 200 Einwohner. Kaum jemand nahm Notiz von diesem Örtchen im Landkreis Euskirchen (Nordrhein-Westfalen), direkt an der Grenze zu Rheinland-Pfalz gelegen. Bis 1982 Lolita Brieger verschwand. Erst 29 Jahre später wurden ihre sterblichen Überreste auf einer zwischenzeitlich stillgelegten Mülldeponie in Frauenkron gefunden. Zuvor hatte die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst..." den Fall wieder aufgegriffen, woraufhin ein Mitwisser auspackte und die Ermittler zum Versteck der Leiche führte.

Richard Bistritz wohnt zwischen den Fronten. Nur ein paar Meter trennen ihn vom Elternhaus des Opfers, wenige Fußminuten entfernt in der entgegengesetzten Richtung liegt das Anwesen des Täters. "Man sieht ihn kaum", sagt Bistritz über Josef K., und auch Lolita Briegers Mutter sei selten im Dorf unterwegs. Ob er mal vorbei geschaut habe bei der alten Frau, deren Tochter vor drei Jahrzehnten einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel? Die Briegers hätten immer sehr zurückgezogen gelebt, antwortet der Ortsbürgermeister.

"Ich glaub', der war nie weg"

Im vergangenen Frühjahr musste sich Lolita Briegers Ex-Freund vor dem Trierer Landgericht verantworten. Lebenslang wegen Mordes forderten Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Doch das Gericht befand auf Totschlag, die Mordmerkmale ließen sich nicht mehr zweifelsfrei nachweisen. Weil der Totschlag aber bereits verjährt war, endete der Prozess für Josef K. mit einem Freispruch. Im Auto seiner Verteidiger verließ der 51-Jährige Trier.

Heute lebt er wieder in Scheid, dem Nachbarort von Frauenkron. Seinen Hof habe er schon vor dem Prozess aufgegeben, weiß Bistritz. Josef K. verlasse kaum das Haus, berichtet der Bürgermeister. Das sei früher anders gewesen, da sei der Landwirt täglich mehrfach durch den Ort gefahren, vorbei auch am Haus der Briegers. Jahrzehntelang lebte man fast Tür an Tür, die Familie des Opfers und der Täter. Nach dem Freispruch hieß es zunächst, Josef K. sei abgetaucht. Bistritz sagt: "Ich glaub', der war nie weg", abgesehen von den Monaten in der Trierer Untersuchungshaft. Kurz nach dem Freispruch war die Polizei verstärkt Streife gefahren. Von Übergriffen gar ist nichts bekannt. In Frauenkron scheint wieder Ruhe eingekehrt zu sein.

Auch für den Anwalt war der Freispruch eine Niederlage

"Für die Familie Brieger ist der Fall noch nicht abgeschlossen", betont indes Hans-Josef Ewertz. Der Dauner Anwalt vertrat die Mutter und Lolitas Schwester Petra im Prozess, beide traten als Nebenklägerinnen auf. Ewertz ist ein zurückhaltender Mann, sich in Szene zu setzen, behagt ihm nicht. Für ihn war der Freispruch eine Niederlage, auch heute merkt man ihm die Enttäuschung über das Urteil noch an.

Ewertz legte Revision beim Bundesgerichtshof ein, nun wartet er auf eine Entscheidung aus Karlsruhe. Die Revision sei noch nicht beraten worden, erklärte eine Sprecherin des BGH. Die Chancen, dass der Prozess wieder aufgerollt werden könnte, schätzt Ewertz als eher gering ein.

Einmal, nach dem Freispruch, stellten Unbekannte neben dem Fundort von Lolita Briegers Leiche ein Holzkreuz auf. "Mörder Josef K." habe darauf gestanden, berichtet der Ortsbürgermeister, das Kreuz sei mit Stacheldraht umflochten gewesen. Dann sei es wieder verschwunden, "in einer Nacht- und Nebelaktion", sagt Bistritz. Ein kleines Zeichen des Protests gegen das Trierer Urteil.

Wer das Kreuz aufgestellt hat? "Wissen Sie, es wird viel gemunkelt im Dorf", sagt Bürgermeister Bistritz; das sei in all den Jahren so gewesen, seit Lolita Brieger vor 30 Jahren verschwand.

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