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Türkische Gemeinde äußert sich zum NSU-Prozess: "Wir haben kein Vertrauen mehr"


Türkische Gemeinde zum NSU-Prozess
"Wir haben kein Vertrauen mehr"

Von dpa, aj

11.07.2018Lesedauer: 2 Min.
Gökay Sofuoglu: Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde sagt, weitere Aufklärung des rechtsextremen Terrornetzwerks wäre notwendig gewesen.Vergrößern des BildesGökay Sofuoglu: Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde sagt, weitere Aufklärung des rechtsextremen Terrornetzwerks wäre notwendig gewesen. (Quelle: Gregor Fischer/ Archivbild/dpa)
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Kurz vor der Urteilsverkündung im NSU-Prozess meldet sich der Bundespräsident der Türkischen Gemeinde Deutschlands zu Wort – und hinterfragt die These der Bundesanwaltschaft, dass ein isoliert agierendes Trio für die Morde verantwortlich gewesen sei.

Die Mordserie des NSU und die Reaktion des Staates auf den rechtsextremistischen Terror haben die Menschen türkischer Herkunft stark verunsichert. "Unser Vertrauen in die staatlichen Institutionen ist zutiefst erschüttert", sagte der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), Gökay Sofuoglu. Dieses Vertrauen könne nur durch "weitere Strafverfahren gegen die konkret benannten Nazis und V-Personen im NSU-Komplex" zurückgewonnen werden.

Die Bundesanwaltschaft habe sich auf die These versteift, die Morde seien von einem isoliert agierenden Trio verübt worden. Erkenntnisse aus parlamentarischen Untersuchungsausschüssen und aus Recherchen zivilgesellschaftlicher Initiativen seien ignoriert worden. Dabei hätten diese gezeigt, "dass die Planung, Unterstützung und Durchführung des NSU-Terrors von erheblich mehr Nazis bewerkstelligt wurde", erklärte der TGD-Vorsitzende.

Die Bundesanwaltschaft sei dagegen bemüht gewesen, die Einbettung des NSU in eine organisierte Nazi-Szene, "das staatliche Mitverschulden, die Auswirkungen der Taten auf die Betroffenen und die über Jahre hinweg betriebenen strukturell rassistischen Ermittlungen nicht zur Sprache kommen zu lassen".

Sofuoglu ist nicht allein mit seiner Kritik

Auch die Tochter eines NSU-Mordopfers sowie einige Experten forderten weitere Aufklärung. Gamze Kubasik, die Tochter des in Dortmund ermordeten Mehmet Kubasik, sagte am Dienstag in München, die Mörder hätten Unterstützer vor Ort gehabt. "Ich möchte, dass alle Helfer, die man kennt, angeklagt werden."

Rechtsanwalt Sebastian Scharmer, der Kubasik im NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht vertritt, bezeichnete die These vom "abgeschotteten, isolierten NSU-Trio", das allein für alle zehn Morde verantwortlich sein solle, als "Mythos". Helfer und möglicherweise weitere Mittäter "laufen auch heute noch frei herum".

Den Ermittlungen zufolge hatten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt mit Beate Zschäpe im Untergrund gelebt und in dieser Zeit zehn Menschen erschossen und zwei Sprengstoffanschläge verübt. Mundlos und Böhnhardt sind tot. Der NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München soll klären, welche Schuld Zschäpe und die Mitangeklagten dabei haben. An diesem Mittwoch wird in dem Verfahren das Urteil erwartet.

Verwendete Quellen
  • dpa
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