t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaUnglücke

Spanien: Riesige Hagelkörner töten Kleinkind – was steckt dahinter?


Dramatische Bilder aus Spanien
Riesige Hagelkörner töten Kleinkind – was steckt dahinter?

Von t-online, mk

Aktualisiert am 01.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Player wird geladen
Riesige Hagelkörner: Bei dem Unwetter in Spanien wurde ein Kleinkind getötet. Es gab mehrere Verletzte. (Quelle: reuters)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Videos aus Spanien zeigen ein regelrechtes Hagel-Bombardement, ein Kind starb bei dem Unwetter. Die Klimakrise begünstigt das Phänomen.

Es waren eher Eisbomben als Hagelkörner, die am Mittwochabend über dem Nordosten Spaniens vom Himmel fielen und eine Zweijährige im Ort Bisbal d'Empordà tödlich am Kopf trafen: ein halbes Kilo schwer, zehn Zentimeter im Durchmesser und mit einer Fallgeschwindigkeit von mehr als 100 km/h. Dem spanischen Wetterexperten José Luis Sánchez zufolge ist es der erste dokumentierte Fall, bei dem ein Menschen durch Hagelschlag getötet wurde.

Auf Twitter verbreitete Handyvideos geben einen Eindruck von der erschreckenden Wucht des Hagels. Diese Bilder sollen in Ultramort entstanden sein, nur wenige Kilometer entfernt von Bisbal d'Empordà, wo das Kind starb:

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Meteorologen bezeichneten die Größe der Hagelkörner als sehr seltenes und historisches Ereignis. Das spanische Fernsehen zeigte reihenweise Autos mit eingeschlagenen Front- und Heckscheiben sowie verbeultem Blech; Dachfenster wurden zerstört und abgeschlagene Baumblätter lagen wie ein grüner Teppich auf den Straßen. Menschen retteten sich, wo immer sie Schutz fanden, einige krochen unter ihre Autos.

Wie entsteht Hagel?

"Nach einem Sommer mit anhaltender Hitze und sehr hohen Meerestemperaturen ist die Atmosphäre derart aufgeladen, dass jede kleine Störung einen solchen Sturm auslösen kann", zitierte die Zeitung "La Vanguardia" Santi Segalà vom katalanischen Wetterdienst. Unklar ist bislang, ob der Extrem-Hagel eine unmittelbare Folge der Erderhitzung ist, doch vieles deutet daraufhin.

Hagel entsteht in hochreichenden Gewitterwolken, sogenannten Cumulonimbus. Dabei stoßen Wasser und Eiskristalle zusammen, vergraupeln und bilden sogenannte Hagelembryos. In den viele Kilometer hohen Wolkentürmen herrschen Aufwinde, die die Regentropfen mit nach oben reißen. In großer Höhe gefrieren diese und fallen dann innerhalb des Wolkenturmes wieder nach unten. Die Aufwinde reißen das Eiskörnchen wiederum nach oben. Dort bildet sich eine weitere Eisschicht um den Hagelembyro und es fällt erneut nach unten.

Rückversicherer untersucht Hagelereignisse

Je öfter sich dieser Prozess wiederholt, desto größer wird das Hagelkorn. Es wächst so lange weiter, bis es vom Aufwind nicht mehr nach oben getragen wird. Dann fällt es mit hoher Geschwindigkeit nach unten. In der kurzen Zeit, die es bis zum Auftreffen auf die Erde benötigt, können es auch warme Temperaturen nicht zum Schmelzen bringen. Daher kann sich Hagel im Gegensatz zu Schnee auch im Sommer bilden. Normalerweise erreichen die Eiskugeln einen Durchmesser von fünf Millimetern bis fünf Zentimetern, in Extremfällen auch von mehr als zehn Zentimetern – wie jetzt in Spanien.

Das größte je dokumentierte Hagelkorn wurde 2010 im US-Staat South Dakota dokumentiert: Mit 20 Zentimetern Durchmessern war es doppelt so groß wie die Eisklumpen in Spanien. Das geht aus einer Doktorarbeit hervor, die Munich Re in Auftrag gegeben hat, der weltweit größte Rückversicherer mit Sitz in München. Der Konzern kommt nach Unwetterereignissen für die finanziellen Verluste bei Versicherungen auf und hat daher ein strategisches Interesse an Daten über die Klimakrise.

Studie: Mehr Hagel wegen Klimakrise

Die 2018 veröffentlichte Studie untersuchte Hagelschläge in Europa zwischen 1979 und 2015 kam zu eindeutigen Schlüssen: "In den betrachteten 37 Jahren nahm die Zahl der Hagelereignisse insgesamt deutlich zu. Besonders stark war die Zunahme in Norditalien und an der Adriaküste. Geringere Zunahmen gab es in Frankreich, den Benelux-Staaten und Deutschland." Im Süden Deutschlands hagele es "deutlich häufiger" als im Norden.

Außerdem fanden die Forscher Hinweise, "dass der Klimawandel als beitragender Faktor betrachtet werden kann, da höhere Temperaturen die entdeckten Feuchtezunahmen erklären können." Die Studie trifft allerdings keine Aussagen darüber, ob auch die durchschnittliche Größe der Hagelkörner zugenommen hat. Klar ist allerdings, welche gewaltigen Schäden Hagel anrichten kann.

Munich Re gab die Arbeit nach dem Sommer 2013 in Auftrag: "Zum Teil tennisballgroße Eisklumpen und knapp eine Million beschädigte Gebäude – es waren Hagelunwetter der Superlative, die sich im Juli und August 2013 in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen entluden", heißt es auf der Webseite von Munich Re. Der größte Hagelstein in dem Jahr habe einen Durchmesser von 14 Zentimetern gehabt – Rekord in Deutschland. Rekordverdächtig war auch der Schaden an Gebäuden und Autos: Insgesamt mehr als vier Milliarden Euro.

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website