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Rockergruppe "United Tribuns" verboten: Bundesweite Razzia


Berüchtigte Rockerbande
Faeser verbietet Gruppe "United Tribuns"

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 14.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Mitglieder der Rockerbande "United Tribuns" (Archiv): Das Innenministerium geht gegen die Gruppierung vor.Vergrößern des BildesMitglieder der Rockerbande "United Tribuns" (Archiv): Das Innenministerium geht gegen die Gruppierung vor. (Quelle: dpa-video)
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Das Innenministerium hat die Rocker-Gruppierung "United Tribuns" verboten. In neun Bundesländern fanden am Mittwochmorgen Durchsuchungen statt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die rockerähnliche Gruppierung "United Tribuns" wegen krimineller Machenschaften verboten. "Mitglieder der Gruppierung 'United Tribuns' haben schwerste Straftaten begangen: Sexualstraftaten, Menschenhandelsdelikte und versuchte Tötungsdelikte", erklärte Faeser am Mittwoch.

Am Morgen fanden nach Angaben des Bundesinnenministeriums im Zusammenhang mit dem Verbot Durchsuchungen in neun Bundesländern statt: Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen.

Bisher seien 108 Objekte wie Clubhäuser oder Wohnungen durchsucht worden, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am frühen Nachmittag in Berlin. 1.450 Polizistinnen und Polizisten seien im Einsatz, zudem Kräfte des Bundeskriminalamts und der Bundespolizei, darunter Spezialeinheiten. Es seien "in einer hohen Anzahl" Waffen und gefährliche Gegenstände gefunden worden wie Schusswaffen, Macheten, Baseballschläger und Schlagringe. Auch größere Mengen Bargeld seien sichergestellt worden.

Herrmann: "Empfindlicher Schlag gegen eine schwerkriminelle Organisation"

In Nordrhein-Westfalen hat die Polizei knapp 40 Objekte durchsucht. Darunter seien Vereinsheime und Privatwohnungen vor allem in den Gegenden Wuppertal, Köln, Bonn, Remscheid und Mettmann sowie in mehreren anderen Städten, sagte ein Sprecher der Polizei in Düsseldorf. Bei einem Objekt in Köln seien Spezialeinheiten im Einsatz gewesen. Insgesamt waren mehrere Hundert Beamte an den Durchsuchungen in NRW beteiligt.

In Bayern seien insgesamt 13 Objekte durchsucht worden, teilte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch in München mit. Festnahmen habe es aber nicht gegeben. Demnach wurden in den Regierungsbezirken Oberbayern, Mittelfranken und Schwaben Wohnungen von "Präsidenten", "Vizepräsidenten" und weiteren Mitgliedern der in Bayern ansässigen sogenannten Chapter "United Tribuns Augsburg MC", "United Tribuns Ingolstadt", "United Tribuns Nürnberg" und "United Tribuns München" durchsucht. Hierbei seien verschiedene Beweismittel und Vereinsvermögen sichergestellt worden, so Herrmann.

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"Das ist ein empfindlicher Schlag gegen eine schwerkriminelle Organisation", sagte der Landesinnenminister. Wie zuvor Faeser betonte auch er, dass der Staat konsequent und mit aller Entschlossenheit gegen gewaltbereite und gefährliche Rocker vorgehe.

Waffen und gefährliche Gegenstände sichergestellt

In Schleswig-Holstein gab es Razzien in Lübeck, Kiel und im Kreis Segeberg. Dies geht aus Angaben des Innenministeriums in Kiel vom Mittwoch hervor. Dabei wurden 35 Objekte durchsucht. Zwei Beamte seien bei einem Angriff eines Hundes im Kreis Segeberg leicht verletzt worden, sagte ein Sprecher. Das Tier sei mit einer Schrotflinte erschossen worden.

Der Gesamtverein sowie die 13 "Chapter" werden nach Ministeriumsangaben aufgelöst und das Vereinsvermögen beschlagnahmt. Von dem Verbot sind nach Angaben des Bundeskriminalamts knapp 100 Mitglieder in Deutschland betroffen. Kennzeichen des Vereins dürften "weder verbreitet noch öffentlich oder in einer Versammlung verwendet werden", erklärte das Ministerium weiter. Es untersagte zudem, Ersatzorganisationen zu bilden.

Mitglieder des Vereins haben nach Ministeriumsangaben teilweise schwerste Straftaten begangen. Dazu zählten auch verschiedene Körperverletzungs- und versuchte Tötungsdelikte bei gewalttätigen Auseinandersetzungen etwa mit konkurrierenden Rockergruppierungen wie den "Hells Angels". Die Mitglieder hätten sich aber auch durch Sexual- und Menschenhandelsdelikte, Betrugsdelikte oder Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz strafbar gemacht.

Ministerium: Eine der mächtigsten Gruppierungen Deutschlands

"Das letzte Bundeslagebild zu Organisierter Kriminalität hat deutlich gemacht, dass Rockergruppen und rockerähnliche Gruppierungen ihre Aktivitäten verstärken und auch verändern", sagte der Grünen-Obmann im Innenausschuss des Bundestages, Marcel Emmerich. Der Bekämpfung von Organisierter Kriminalität müsse daher mehr Priorität eingeräumt werden. "Die Analysefähigkeiten und Strukturermittlungen der Sicherheitsbehörden müssen effektiv gestärkt und auch die Geldwäschebekämpfung schnell vorangetrieben werden."

Die "United Tribuns" wurden nach Ministeriumsangaben 2004 von einem ehemaligen bosnischen Boxer in Villingen-Schwenningen gegründet und stiegen, neben der rockerähnlichen Gruppierung "Black Jackets", zu einer der mächtigsten und mitgliederstärksten Gruppierungen in Deutschland auf. Nach einem Angriff 2016, der für ein Mitglied der "United Tribuns" tödlich endete, waren vier ehemalige Mitglieder des Leipziger Ablegers der "Hells Angels" zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt worden.

Dass Straftaten durch die "United Tribuns" nicht nur geduldet, sondern auch "gefördert und belohnt" werden, zeige sich auch an verschiedenen Aufnähern («Patches»). Diese seien an Mitglieder verliehen worden, die Straftaten im Sinne des Vereins verübt hatten. Nach außen stellt sich der Verein demnach als eine "Bruderschaft" mit Affinität zum Kampfsport und Fitnessmilieu dar.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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