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Hessen: Serienmörder aus dem Taunus führte "perfektes Doppelleben"


Serienmörder aus dem Taunus
Manfred S. führte das "perfekte Doppelleben"

dpa, Von Sabine Maurer

Aktualisiert am 20.05.2016Lesedauer: 3 Min.
Ein Foto des mutmaßlichen Serienmörders Manfred S.Vergrößern des BildesEin Foto des mutmaßlichen Serienmörders Manfred S. (Quelle: dpa-bilder)
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In seinem Heimatort Schwalbach war Manfred S. bis zu seinem Tod als Gärtner und unbescholtener Familienvater bekannt. Die Polizei jedoch hält den Mann, der im Alter von 67 Jahren verstarb, für einen Serienmörder, der über Jahrzehnte immer wieder gemordet haben soll.

Nichts erinnert in der kleinen Gasse mitten im Taunussort Schwalbach an den schrecklichen Fund, der hier vor 20 Monaten gemacht wurde. Die weiße Garage, in der ein mutmaßlicher Serienmörder die Leichenteile einer Frankfurter Prostituierten deponiert haben soll, wirkt unauffällig. Das Tor zum Hof ist weit geöffnet, kein Mensch ist zu sehen.

Der inzwischen gestorbene Manfred S. hatte diese Garage gemietet. Fahnder gehen davon aus, dass ihm mindestens sechs Morde zuzurechnen sind. In vielen weiteren Fällen wird noch ermittelt. Der Täter soll damit sexuelle Gewaltfantasien ausgelebt haben.

"Ganz normaler Familienvater"

Die meisten Nachbarn kannten den vor zwei Jahren gestorbenen Manfred S. nur vom Sehen. Nach dem Tod ihres 67 Jahre alten Vaters räumte die Tochter im September 2014 in der Garage auf - und entdeckte Leichenteile. Ohne diesen Fund wäre Manfred S. weiter als "ganz normaler Familienvater" in Erinnerung, sagt der Ermittler Frank Herrmann.

Der Verdächtige ging zeitlebens einer Arbeit als Gärtner und Entrümpler nach, galt als gesellig und spielte in einer Band Saxofon. "Er führte ein perfektes Doppelleben über lange Jahre", sagt Herrmann, der im Landeskriminalamt (LKA) in Wiesbaden die Erkenntnisse der Sonderkommission "Alaska" ausbreitet. Sie hat sich nach einem Spitznamen von Manfred S. benannt.

Leichen furchtbar zugerichtet

Es sind entsetzliche Verbrechen, die bis in den Beginn der 70er Jahre zurückreichen und auf die sich die Polizei nie einen richtigen Reim machen konnte. Die Opfer waren - bis auf eine Ausnahme - Frauen. Oft Drogenabhängige, die sich auf dem Strich im Frankfurter Bahnhofsviertel verdingten. Bei zwei Fällen Anfang der 70er geht es um zwei Frauen aus einem Frankfurter Altenheim, die Manfred S. dort als Entrümpler getroffen haben könnte.

Die Leichen der Opfer wurden furchtbar zugerichtet. Glieder wurden abgeschnitten - und immer unterschiedliche Körperteile und Organe vom Täter entnommen und mitgenommen. Genauso war es beim Opfer Britta D., die in der Schwalbacher Garage gefunden wurde. Bis heute fehlt ein Körperteil. "Wenn Sie das zusammenrechnen, könnten Sie sich tatsächlich dadurch einen neuen Körper herstellen", sagt Herrmann bei der Pressekonferenz.

Anregung aus dem Internet geholt

Manfred S. soll die Prostituierte etwa 2004 ermordet haben - möglicherweise auch nicht allein. Anregung für seine Taten hat er sich den Ermittlern zufolge auch aus dem Internet geholt. Auf dem Computer seien Dateien gefunden worden, die "fast eins zu eins" auf die Morde passten. Es soll sich dabei um eine Form von Comics gehandelt haben, wie Herrmann andeutet.

Einer der spektakulärsten Fälle der letzten Jahrzehnte in Frankfurt - die Ermordung des 13-jährigen Tristan im Jahr 1998 - sieht die Polizei ebenfalls in der Reihe. Als Schüler passe er zwar nicht ins Muster der Opfer. Doch die Verstümmelungen der Leiche seien sehr ähnlich.

Musiker und Gärtner

Die Garage von Manfred S. war nie abgeschlossen, wie Anwohner berichten. Die Mieter hätten mal ein Grillfest gefeiert und die Fässer, in denen damals noch die Leichenteile lagen, als Sitzgelegenheit benutzt. Nach der Party hätten sie die Fässer wieder zurück in die Garage gebracht, in der hauptsächlich Gartengeräte gelagert gewesen seien.

Manfred S. war im Ort als Musiker und Gärtner bekannt. Die Nordstraße, in der die Garage liegt, ist für die Anwohner seit dem Fund zur "Mordstraße" geworden. "So ein Doppelleben zu führen, dazu gehören Nerven", sagt ein 76-Jähriger. Der Mann sei ihm selbst eigentlich nur aufgefallen, weil er öfters mit dem VW-Bus an seinem Tor entlanggeschrammt sei. "Gesagt habe ich nichts. Er konnte halt nicht Auto fahren."

"Die Spurenlage ist schwierig"

Für die Ermittler ist der Fall Manfred S. aber noch längst nicht abgeschlossen. Sie erhoffen sich Hinweise in weiteren Fällen. Bei der Pressekonferenz im LKA haben sie Fotowände platziert - eine mit Fotos von den Opfern und eine mit den Fotos aus dem Leben des mutmaßlichen Täters über die Jahrzehnte hinweg.

"Die Spurenlage ist schwierig", räumt Herrmann ein. Ermittelt wird weit über den Aktionskreis von Manfred S. hinaus, dessen so unauffälligen Lebenslauf die Ermittler bis ins kleinste Detail durchforstet haben. Serienmörder beschränkten sich aber in der Regel auf ihre Region, sagt der Ermittler. Wieso zwischen den Morden so große zeitliche Abstände liegen, da hat er auch keine richtige Antwort.

Viele Fragen zu Manfred S. sind also offen, die wegen seines Tode wohl nie beantwortet werden können. "Insoweit bleibt es hier für immer bei dem bereits genannten Tatverdacht", sagt Hessens LKA-Chefin Sabine Thurau. Mord verjähre zwar nie. Aber die Unschuldsvermutung gelte auch in diesem Fall "über den Tod hinaus".

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