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Indien: Aufklärung verschleppt – Polizisten nach Gruppenvergewaltigung suspendiert


In Indien
Polizisten nach tödlicher Gruppenvergewaltigung suspendiert

Von afp, dpa
Aktualisiert am 03.10.2020Lesedauer: 2 Min.
Neu Delhi: Demonstranten protestieren gegen brutale Massenvergewaltigungen, die immer wieder Indien erschüttern.Vergrößern des BildesNeu Delhi: Demonstranten protestieren gegen brutale Massenvergewaltigungen, die immer wieder Indien erschüttern. (Quelle: Altaf Qadri/ap-bilder)
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Im September wurde im Norden Indiens eine junge Frau brutal vergewaltigt. Sie starb an ihren Verletzungen. Für mehrere Polizisten hat der Fall nun Konsequenzen. Sie hätten die Aufklärung verschleppt, heißt es.

Nach der brutalen Vergewaltigung einer 19-Jährigen sind in Nordindien fünf ranghohe Polizisten vom Dienst suspendiert worden. Der Polizeichef des Bezirks Hathras sowie vier weitere Beamte seien wegen ihres Umgangs mit dem Fall freigestellt worden, teilte der Regierungschef von Uttar Pradesh, Yogi Adityanath, am späten Freitagabend mit. Kritiker werfen den Polizisten vor, die Ermittlungen zu der Vergewaltigung lange verschleppt zu haben.

In dem Dorf Bool Garhi war die 19-Jährige Mitte September von vier Männern so brutal vergewaltigt worden, dass sie am Dienstag in einem Krankenhaus in Neu Delhi ihren schweren Verletzungen erlag. Die junge Frau gehörte der niedrigsten Kaste der Dalit an. Früher wurden Angehörige dieser Gruppe in Indien die "Unberührbaren" genannt, vielen Hindus gelten sie bis heute als "unrein". Obwohl das Kastenwesen offiziell abgeschafft ist, halten es viele noch immer für wichtig. In der patriarchisch geprägten Gesellschaft Indiens erleiden Dalit-Frauen deshalb oft doppelte Diskriminierung.

Ermittler sorgt für Empörung

Vier Verdächtige im Alter zwischen 20 und 30 Jahren wurden inzwischen festgenommen. Bei einem von ihnen soll es sich laut einem Zeitungsbericht um den Sohn einer wohlhabenden Grundbesitzer-Familie handeln, der immer wieder Frauen belästige.

Die örtliche Polizei soll die Ermittlungen Berichten zufolge tagelang verschleppt haben. Laut der Anzeige ihrer Familie wurde die junge Frau nach der Vergewaltigung in einer Blutlache liegend und vollständig gelähmt entdeckt und zunächst in ein Krankenhaus im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh gebracht. Da sich ihr Zustand weiter verschlechterte, wurde sie nach Neu Delhi verlegt, doch konnten die Ärzte sie nicht mehr retten. Für zusätzliche Empörung sorgten nun Berichte, wonach die Polizei die Leiche des Opfers mitten in der Nacht heimlich einäschern ließ, ohne die Familie vorher um Erlaubnis zu bitten.

Für Empörung sorgten am Donnerstag auch Äußerungen eines Ermittlers, wonach forensische Untersuchungen ergeben hätten, dass die 19-Jährige nicht vergewaltigt worden sei. Die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen hätten vielmehr "die Verschwörung derjenigen aufgedeckt, die versucht haben, den Staat in Kasten-Unruhen zu stürzen".

Hohe Dunkelziffer

Adityanath kündigte an, dass sowohl die suspendierten Polizisten als auch die der Vergewaltigung Beschuldigten und Angehörige des Opfers einem Lügendetektoren-Test unterzogen würden.

Der Tod der 19-Jährigen hat in Indien heftige Proteste ausgelöst. Auch am Freitagabend gingen in Neu Delhi wieder rund 500 Menschen auf die Straße, um Aufklärung zu fordern. Auch der Regierungschef der Hauptstadt beteiligte sich an dem Protest. Frauen seien in Indien nicht frei, auch wenn das Land unabhängig sei, sagte die Teilnehmerin Sanskriti der Nachrichtenagentur AFP.

2012 hatte ein besonders brutaler Vergewaltigungsfall einer Studentin in einem Bus in der Hauptstadt gezeigt, dass das Land ein grundsätzliches Vergewaltigungsproblem hat. Nach offiziellen Zahlen wird alle 15 Minuten eine Frau oder ein Mädchen vergewaltigt – und längst nicht alle Fälle werden erfasst. Viele Inderinnen schweigen darüber. Nur besonders brutale Fälle machen Schlagzeilen im Land.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa
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