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20-Jähriger in Idar-Oberstein getötet: Ermittler geben neue Details bekannt


20-Jähriger erschossen
Ermittler geben neue Details zu Täter aus Idar-Oberstein bekannt

Von dpa, lw

Aktualisiert am 21.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Polizei am Tatort: In Idar-Oberstein hat ein Mann einen Tankwart erschossen.Vergrößern des BildesPolizei am Tatort: In Idar-Oberstein hat ein Mann einen Tankwart erschossen. (Quelle: Christian Schulz/Foto Hosser/dpa-bilder)
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Diese Tat schockt derzeit Deutschland: Ein 49-Jähriger wollte keinen Mundschutz tragen. Ein Kassierer an einer Tankstelle ermahnte ihn und wurde offenbar deshalb von ihm erschossen. Nun werden neue Details bekannt.

Die Ermittlungen nach dem tödlichen Angriff auf einen Tankstellenkassierer im Streit um die Maskenpflicht werden laut Staatsanwaltschaft noch einige Wochen dauern. Mehr Klarheit erhoffen sich die Ermittler vor allem von der Auswertung der sichergestellten elektronischen Geräte des 49 Jahre alten Mannes. Zu dessen Lebenssituation wollte Fuhrmann während der laufenden Ermittlungen noch keine Angaben machen. Der Mann sei noch nie irgendwo bei der Polizei aufgefallen, auch nicht als Teilnehmer einer Demonstration. "Die Waffen hat er nicht legal besessen", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Woher sie stammten, sei noch völlig unklar.

Inzwischen sitzt der Deutsche wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Er lebt in Idar-Oberstein und ist als Selbstständiger in der IT-Branche tätig. Aus Ermittlerkreisen wurde am Dienstag bekannt, dass der Mann in den Theorien der Corona-Leugner "bewandert" sei. "Er kennt die Quellen und hat auch angegeben, dass er sich da schlau gemacht hat", hieß es.

"Wir müssen uns jetzt erst mal selbst ein klares Bild machen", sagte Oberstaatsanwalt Kai Fuhrmann am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. In dieser Zeit wolle die Behörde keine "Wasserstandsmeldungen" über den Ermittlungsstand abgeben. "Die Feinarbeit der Ermittlungen geht jetzt erst so richtig los."

Nach Einschätzung des Kriminalpsychologen Rudolf Egg muss jetzt das Aggressionspotenzial des Täters genau untersucht werden. "Man muss bei einer Tat immer unterscheiden zwischen dem unmittelbaren Anlass und dem eigentlichem Grund", sagte der Fachmann aus Wiesbaden der Deutschen Presse-Agentur. "Was da wirklich an diesem Tag und an diesem Abend war, worüber er sich noch geärgert hat", sei noch völlig unklar. Möglicherweise habe der Verdächtige ganz andere Gründe als die Corona-Auflage gehabt.

Der 49-Jährige soll dem 20 Jahre alten Verkäufer in Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz) am Samstagabend in den Kopf geschossen haben, nachdem dieser ihn beim Bierkauf zwei Mal auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte. Er sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sich Täter und Opfer gekannt hätten.

"Das ist kriminalpsychologischer Nonsense"

"Niemand, der auch nur halbwegs vernünftigen Verstandes ist, wird einen ihm völlig unbekannten jungen Mann einfach deshalb erschießen, weil er sagt: Du musst jetzt eine Maske aufsetzen!", betonte Egg. "Das ist kriminalpsychologischer Nonsense."

Der pensionierte Kriminalpsychologe Egg war mehrere Jahre Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention sowie Direktor der Kriminologischen Zentralstelle des Bundes und der Länder. Bei den Entstehungszusammenhängen der Tat müsse man "sehr, sehr aufpassen", mahnte Egg. "Manchmal ist es nur zeitlich miteinander verknüpft, ohne wirklich ursächlich zu sein."

"Der letzte Tropfen, der das Fass der Aggressivitätsneigung zum Überlaufen gebracht hat, den kann man nicht als die Ursache ansehen", berichtete Egg aus seiner langjährigen Erfahrung. "Da wäre im nächsten Moment was anderes der Fall gewesen." Als Beispiele nannte er eine missachtete Vorfahrt oder Jemanden, der nicht grüßt. "Bei Personen, die ein Gewaltpotenzial haben und so unter Druck stehen, ist es fast egal." Sie nähmen jede Einschränkung als Anlass.

Viele orientierten sich bei ihrer Tat "an dem, was zeitgeistig vorhanden ist". Über Corona-Auflagen ärgerten sich viele Menschen, in einigen Ländern seien sie ja auch bereits abgeschafft. "Es gibt eine reale Diskussion, die aber auf einem vernünftigen Level abläuft, und es gibt Personen, für die ist das der Anlass, sich da reinzuklinken, ohne dass man sagen kann, das ist jetzt genau deswegen."

Stadt will auf Tat reagieren

Der Deutsche aus Idar-Oberstein habe die Tat gestanden, wie die Staatsanwaltschaft bekannt gab. Er sagte aus, dass er die Corona-Maßnahmen ablehne. Zum Motiv habe er angegeben, dass ihn die Situation der Corona-Pandemie stark belaste, hatte Fuhrmann gesagt. Er habe sich in die Ecke gedrängt gefühlt und "keinen anderen Ausweg gesehen", als ein Zeichen zu setzen. Das Opfer schien ihm dabei "verantwortlich für die Gesamtsituation, da es die Regeln durchgesetzt habe", sagte Fuhrmann.

Die Stadtverwaltung diskutiert derweil über eine angemessene Gedenkfeier für den getöteten Mann. "Momentan ist alles im Fluss, es gibt verschiedene Vorschläge mit Blick auf eine öffentliche Gedenkveranstaltung", sagte ein Sprecher der Stadt.

Klar sei, dass Idar-Oberstein auf die Tat reagieren wolle. Für das Rathaus der Stadt sei am Vortag Trauerbeflaggung angeordnet worden, entsprechende Anregungen seien aus der Bevölkerung gekommen. Wie es aus dem Rathaus der Stadt heißt, stammt der mutmaßliche Todesschütze aus dem Kreis Birkenfeld. Wie das Opfer, so habe auch der mutmaßliche Täter zuletzt in Idar-Oberstein gelebt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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