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Experten über Angriff in Japan: Shinzo Abe hätte gerettet werden können


Sicherheitsmängel beklagt
Experten: Shinzo Abe hätte gerettet werden können

Von rtr
20.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Gedenken an Shinzo Abe: Der japanische Ex-Regierungschef wurde am 8. Juli getötet.Vergrößern des BildesGedenken an Shinzo Abe: Der japanische Ex-Regierungschef wurde am 8. Juli getötet. (Quelle: Kyodo News/imago-images-bilder)
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Der tödliche Angriff auf den ehemaligen japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe schockierte das Land. Nun zeigt sich: Die Sicherheitskräfte machten schwere Fehler.

2,5 Sekunden – so viel Zeit verging zwischen dem ersten Schuss auf Shinzo Abe, der ihn verfehlte, und dem zweiten, tödlichen. Genug Zeit, um den japanischen Ex-Ministerpräsidenten zu retten, sagen japanische und internationale Sicherheitsexperten der Nachrichtenagentur Reuters. Nach dem Sichten von Filmmaterial des Anschlags zeige sich: Leibwächter hätten den 67-Jährigen abschirmen oder aus der Schusslinie entfernen und ihm damit das Leben retten können. Dass das nicht gelang, sei die Folge einer Reihe von Sicherheitsmängeln.

Abe war am 8. Juli bei einer Wahlveranstaltung in der westjapanischen Stadt Nara niedergeschossen worden und Stunden später seinen Verletzungen erlegen. Die Tat sorgte in Japan – einem Land, in dem sowohl Waffenkriminalität als auch politische Gewalt äußerst selten sind – für Fassungslosigkeit. Die japanischen Behörden, darunter auch der Premierminister Fumio Kishida, räumten Sicherheitsmängel ein und die Polizei leitete Ermittlungen ein.

"Leibwächter hätten eingreifen sollen"

Mehrere aus verschiedenen Blickwinkeln aufgenommene Videos, die online verfügbar waren, zeigen, wie sich der bewaffnete Angreifer Abe ungehindert nähert, während der ehemalige Ministerpräsident eine Rede auf einer öffentlichen Straße hält. "Die Leibwächter hätten sehen müssen, dass der Schütze ganz bewusst auf den Premierminister zuging, und sie hätten eingreifen sollen", sagt Kenneth Bombace, Chef der Sicherheitsfirma Global Threat Solutions. Er schützte US-Präsident Joe Biden während dessen Zeit als Präsidentschaftskandidat.

Der Angreifer kam Medienberichten zufolge vor dem ersten Schuss bis auf etwa sieben Meter an Abe heran. Den zweiten habe er dann aus etwa fünf Metern Entfernung abgegeben, berichtete die japanische Zeitung Yomiuri unter Berufung auf Ermittlungsquellen. Dem ehemaligen Navy Seal- und CIA-Offizier John Soltys zufolge haben Abes Leibwächter anscheinend weder "konzentrische Sicherheitsringe" um den Politiker herum gebildet noch die Menge überwacht.

Sicherheitskräfte reagierten falsch

Die Videoaufnahmen zeigen zudem, wie sich zwei Leibwächter zwischen Abe und den Schützen drängen, während zwei andere auf den Schützen zulaufen. Laut Mitsuru Fukuda, einem Professor für Krisenmanagement und Terrorismus, sei das die falsche Reaktion gewesen. Die Sicherheitskräfte hätten nach seiner Einschätzung Abe schützen sollen, statt den Angreifer zu verfolgen.

Das meint auch der ehemalige Polizeibeamte Yasuhiro Sasaki, ein pensionierter Spezialist für Personensicherheit. Es habe nicht genug Gefühl für Gefahr gegeben: "Alle waren überrascht und niemand ging dorthin, wo Abe war." Sonst wäre die Anzahl von vier Sicherheitskräften ausreichend gewesen, um das Attentat zu verhindern. Laut eines Mitglieds des US-diplomatischen Sicherheitsdienstes hätte Abe einen eigenen Personenschützer haben müssen, um ihn in einer solchen Situation "am Gürtel und am Kragen (zu) packen, mit dem Körper abzuschirmen und wegzubringen".

Polizeibehörde gibt Fehler zu

Auch der ehemalige Generalkommissar der Tokioter Polizei, Katsuhiko Ikeda, sagt, die Situation hätte sich ganz anders entwickelt, wenn Abes Sicherheitskräfte nahe genug gewesen wären, um ihn innerhalb von ein oder zwei Sekunden zu erreichen. Japans nationale Polizeibehörde, die die lokale Polizeikräfte beaufsichtigt, gibt Fehler zu: "Es gab Probleme auch bei der Art und Weise, wie die Polizei involviert war", erklärte die Behörde auf Anfrage von Reuters, ohne Details zu nennen.

Die für die Sicherheit bei Abes Wahlkampfaufenthalt zuständige Polizei von Nara sagte Reuters auf Anfrage, sie habe sich zu einer gründlichen Untersuchung der Sicherheitsprobleme im Zusammenhang mit Abes Tod verpflichtet, und lehnte einen weiteren Kommentar ab.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur Reuters
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