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Bergung des "Titan"-U-Boots: Kann es überhaupt gerettet werden?


Bergung der "Titan"
Kaum zu schaffen


Aktualisiert am 22.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Zahlreiche Probleme: Ehemalige Passagiere berichten von ihren Fahrten mit dem Tauchboot. (Quelle: t-online)

Noch gibt es wohl Hoffnung für die fünf Menschen an Bord der "Titan". Doch die Retter müssen sich beeilen – und gewaltige Probleme lösen.

Die Rettung der fünf Menschen an Bord der "Titan" ist nicht nur ein Rennen gegen die Zeit, den Helfern stehen auch viele Unbekannte und die gewaltigen Dimensionen des Atlantiks gegenüber. Klopfgeräusche aus Richtung des verschollenen Tauchboots spornten die Retter zuletzt noch einmal an, doch ein Erfolg ihrer Mission wäre dennoch eine Sensation. Lesen Sie hier mehr zum aktuellen Stand der Suchaktion.

Der Sauerstoff an Bord des 6,70 Meter langen Gefährts dürfte Schätzungen zufolge am Donnerstagmittag unserer Zeit zur Neige gehen. Inzwischen sind zwar Spezialschiffe mit langen Kabeln und Tauchrobotern für eine mögliche Bergung der "Titan" unterwegs ins Suchgebiet; noch ist das Boot aber nicht lokalisiert – und das allein ist eine große Herausforderung: "Das ist, als würde man eine Münze auf ein Fußballfeld legen und versuchen, sie zu finden", so der Marineexperte Mike Welham im Sender Sky News.

Hat sich die "Titan" mit der "Titanic" verhakt?

Sollte es tatsächlich bald gelingen, das Tauchboot ausfindig zu machen, stellt sich die Frage, wie es geborgen werden kann. Als wahrscheinlich gilt, dass die "Titan" auf den 4.000 Meter tiefen Meeresgrund gesunken ist. Als der Kontakt am Sonntag abriss, hatte es bereits eine Tiefe von 3.500 Metern erreicht: "Auch wenn das Tauchboot möglicherweise noch intakt ist, gibt es, wenn es tiefer als 200 Meter ist, nur sehr wenige Schiffe, die so tief vordringen können, und schon gar keine Taucher", sagte der U-Boot-Experte Alistair Greig vom University College London der BBC.

Er bezweifelt zudem, dass Rettungsgefährte einfach ein Kabel an der Luke des Tauchboots festmachen und es so bergen könnten. Besonders problematisch wäre es, wenn sich die "Titan" im Wrack der "Titanic" verhakt hätte. Der 1912 gesunkene Luxusdampfer liegt in rund 3.800 Metern Tiefe und ist überzogen mit Fischernetzen.

Kann die "Titan" dem Druck standhalten?

Der Meeresforscher Tim Taylor äußerte sich dagegen zuversichtlicher über die Möglichkeit einer Bergung. "Das Boot vom Grund zu heben, ist nicht so schwer oder kompliziert, wie man denken könnte, wenn es noch intakt ist", sagte Taylor dem Sender NBC. Auch ein kanadisches Schiff mit einer mobilen Dekompressionskammer ist unterwegs ins Suchgebiet, um ein sicheres Auftauchen der Geborgenen zu gewährleisten. Fraglich ist aber, ob das private Tauchboot dem extremen Druck am Meeresboden standhalten kann.

In 4.000 Metern Tiefe lastet auf jedem Quadratzentimeter ein Gewicht von etwa 400 Kilo. Herkömmliche Unterseeboote bestehen aus Stahl oder Titan, um dem zu widerstehen. Die "Titan" ist dagegen, anders als ihr Name vermuten lässt, aus Kohlefasern gefertigt, ein Material, das laut der britischen Zeitung "Guardian" unter Tiefseefachleuten als unerprobt gilt. Im Falle eines Materialbruchs wären die Folgen für die Insassen katastrophal.

Video | Suchtrupps hören Klopfzeichen
Quelle: Glomex

"Ich habe gewaltigen Respekt vor ihm"

Im günstigsten Fall liegt die "Titan" aber gar nicht am Meeresgrund, sondern treibt an der Oberfläche des Atlantiks. Das wäre möglich, wenn die Energieversorgung an Bord ausgefallen wäre. Dann hätte das Boot automatisch seinen Ballast abwerfen, an die Oberfläche steigen und ein Notsignal absetzen sollen. Dass so ein Signal bislang nicht aufgefangen wurde, lässt diesen Idealfall jedoch unwahrscheinlich erscheinen. Denkbar ist allerdings, dass auch die Sendeanlage des Bootes vom Energieausfall betroffen ist. Doch selbst wenn die "Titan" an der Wasseroberfläche treibt, ist höchste Eile geboten, da sich die Luke nur von außen öffnen lässt und der Sauerstoff trotzdem schwindet.

Die Hoffnung ruht nun auf den beiden erfahrensten Personen an Bord der "Titan", dem OceanGate-Gründer Stockton Rush und dem französischen "Titanic"-Experten Paul-Henry Nargeolet. "Das sind hochprofessionelle Leute", sagte der britische Manager Oisin Fanning, der nach eigenen Angaben mit beiden die Tour gefahren ist, dem Sender BBC Radio 4. "Sie werden vom ersten Tag an Energie gespart haben. Es würde mich also nicht wundern, wenn die Aktion viel länger andauern würde. Denn sie wissen genau, was zu tun ist."

Dik Barton, der erste britische Taucher am "Titanic"-Wrack, nannte Nargeolet einen "äußerst fähigen Tauchboot-Piloten", der schon Dutzende Male die Überreste des berühmten Luxusdampfers besichtigt habe. "Ich habe gewaltigen Respekt vor ihm und seinen Fähigkeiten", sagte Barton dem britischen Sender ITV.

Verwendete Quellen
  • theguardian.com: "Best and worst case scenarios to explain Titan’s loss of contact with surface" (englisch; Stand: 21. Juni 2023)
  • cnn.com: "Missing Titanic sub search continues as banging sounds heard" (englisch; Stand: 21. Juni 2023)
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
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