Margot Honecker ist gestorben

Margot Honecker ist gestorben. Das melden chilenische Medien unter Berufung auf die Familie.
Die Ehefrau des ehemaligen Staats-Chefs der DDR ist demnach in Santiago de Chile an Krebs gestorben. Margot Honecker wurde 89 Jahre alt.
Sie war von 1963 bis 1989 Ministerin fΓΌr Volksbildung in der DDR. Laut BundestagsvizeprΓ€sident Wolfgang Thierse war sie - neben Stasi-Chef Mielke - die meistgehasste Person des DDR-Regimes.
Die Frau galt als heimliche, aber wahre Machthaberin im Arbeiter- und Bauern-Staat. Ihren Mann soll sie wie eine Marionette gefΓΌhrt haben, hatten Insider berichtet.
Flucht nach Chile
Nachdem Haftbefehl gegen Erich Honecker erlassen worden war, floh das Ehepaar Honecker im MΓ€rz 1991 nach Moskau. Erich Honecker wurde 1992 ausgeliefert und in Berlin vor Gericht gestellt. Margot Honecker floh weiter nach Santiago de Chile, wo ihre Tochter Sonja lebt, die in der DDR einen Exil-Chilenen geheiratet hatte.
Anfang 1993, nach Einstellung seines Prozesses, folgte ihr der damals bereits schwerkranke Erich Honecker, der im Mai 1994 in Chile starb.
Verantwortlich fΓΌr Gleichschaltung an Schulen
Margot Honecker wurde 1963 Ministerin fΓΌr Volksbildung der DDR. Die eiskalte Politikerin wirkte maΓgeblich am "Gesetz ΓΌber das einheitliche sozialistische Bildungssystem" von 1965 mit. Sie war somit fΓΌr die ideologische Gleichschaltung an den Schulen der DDR verantwortlich.
Gegen den Widerstand der Kirchen und vieler Eltern fΓΌhrte sie 1978 den Wehrunterricht fΓΌr SchΓΌler der 9. und 10. Klassen ein. Sie sorgte fΓΌr militΓ€rischen Drill in Schulen und die Verherrlichung der Armee. Noch 1989 hielt Margot Honecker die "Erziehungsrichtlinie" hoch, dass der Sozialismus, wenn nΓΆtig, mit der Waffe verteidigt werden mΓΌsse.
Zynisch-arrogante Weltsicht
Ihr stalinistisches Weltbild legte sie nicht ab. So sagte sie in einem Interview mit dem NDR: Wir hatten doch Feinde, und deshalb hatten wir die Staatssicherheit!" In der Dokumentation tritt die zynische Weltsicht der Kommunistin offen zu Tage: Mauertote? Selbst schuld. Gorbatschow? Ein VerrΓ€ter. Der Aufstand der DDR-BΓΌrger? Konterrevolution.
Wolfgang Thierse bezeichnete Margot Honecker als meistgehasste Person des DDR-Regimes. In Anspielung auf ihren Ministerposten wurde sie zweideutig als "Miss Bildung" bezeichnet und wegen ihrer extravaganten HaartΓΆnung "Blaue Eminenz" oder "lila Drache" genannt.
Netzwerk zu alten Genossen
Margot Honecker hatte eine Wohnung im grΓΌnen Vorort La Reina, im Osten von Santiago de Chile, am FuΓ der Anden. Die Nachbarn zΓ€hlten die Witwe zum gehobenen Mittelstand.
Die DDR-Politikerin pflegte diskret Freundschaften zu ehemaligen FΓΌhrungskrΓ€ften der chilenischen Kommunistischen Partei. Mehrere der sΓΌdamerikanischen Genossen kannte sie aus deren Exil-Jahren in der DDR. Der frΓΌhere KP-GeneralsekretΓ€r Luis CorvalΓ‘n verΓΆffentlichte 2000 seine in Santiago de Chile gefΓΌhrten "GesprΓ€che mit Margot Honecker ΓΌber das andere Deutschland".
1500 Euro Rente sind "unverschΓ€mt"
Das wiedervereinigte Deutschland ging sehr nachsichtig mit dem Ehepaar Honecker um. Dennoch spricht die Frau, die das Leben von tausenden BΓΌrgern zerstΓΆrt hat, immer noch von "Siegerjustiz". Margot Honecker bezog von der Bundesrepublik eine Rente in HΓΆhe von 1500 Euro - unverschΓ€mt wenig, sagte sie.
Kritische Einsichten lagen der dogmatischen First Lady fern. Der sozialistische Staat sei nicht an seinen Fehlern gescheitert. Stattdessen lautete ihre eigenwillige Analyse: "Wir haben es nicht vermocht, dem Gegner hinreichend Widerstand entgegenzusetzen."