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Deutschlands wohl älteste Dessousverkäuferin hört auf


Älteste Dessous-Verkäuferin
Mit 98 Jahren in Rente

dpa, Paul Winterer

07.06.2017Lesedauer: 3 Min.
Bis zu ihrem 98. Geburtstag im August will Therese Schmid weiterhin fünf Tage die Woche in ihrem vor 62 Jahren eröffneten Dessousladen stehen.Vergrößern des BildesBis zu ihrem 98. Geburtstag im August will Therese Schmid weiterhin fünf Tage die Woche in ihrem vor 62 Jahren eröffneten Dessousladen stehen. (Quelle: Angelika Warmuth/dpa-bilder)
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Therese Schmid besitzt ihren Dessousladen bereits seit 62 Jahren. Dort verkauft sie Büstenhalter und Höschen an viele ihrer Stammkundinnen. Nun wird die 97-Jährige ihr Geschäft schließen müssen.

Sie hält durch. Bis zu ihrem 98. Geburtstag im August will Therese Schmid weiterhin fünf Tage die Woche in ihrem Dessousladen in Garmisch-Partenkirchen stehen. Das Geschäft gibt es seit 62 Jahren. Stammkunden wie Urlaubern verkauft Therese Schmid edle Wäsche. Deutschlands wohl älteste Miederwarenverkäuferin täte es mit ihrem verschmitzten Lächeln auf den Lippen vielleicht auch noch länger, wenn ihr der Eigentümer des kleinen Ladenlokals am Mohrenplatz nicht gekündigt hätte.

Auch schöne Dessous "für Frauen mit schwieriger Figur"

Fein säuberlich sortiert in kleinen Schachteln und versehen mit Konfektionsgrößen stehen Hunderte BH's und Spitzenhöschen in Regalen oder hängen an Drehständern. Auch Nachthemden und Bademäntel gehören zum Sortiment. Am liebsten bedient die 97-Jährige ihre zahlreichen Stammkundinnen. "Die kommen gerne zu mir, weil ich passende Modelle für Frauen mit schwieriger Figur habe", sagt die zierliche alte Dame mit dem Reif auf dem zurückgekämmten grauen Haar. Augenzwinkernd fügt sie hinzu: "Sehr viele Frauen glauben, sie seien schlanker und jünger, als sie tatsächlich sind."

Einst kamen auch junge Kundinnen zu ihr ins Geschäft. "Sie waren anspruchsvoller Wäsche gegenüber sehr aufgeschlossen", meint die Dessousverkäuferin mit mehr als 60 Jahren Berufserfahrung. "Aber seit "Geiz ist geil" in Mode ist, bleiben die jungen Käuferinnen aus." Dabei hat Therese Schmid durchaus auch String-Tangas im Angebot. Die Ladenbesitzerin wollte immer ehrlich zu ihren Kundinnen sein. "Ich habe nie zu jemandem gesagt "Das ist schön", wenn es nicht gestimmt hat."

Ursprünglich Buchhalterin

Von Beruf ist sie eigentlich Buchhalterin. Doch nach einem Verkehrsunfall, bei dem sie mit 30 Jahren schwer verletzt wurde, musste sie umlernen. "Ich hatte einen Sprung in der Decke", umschreibt sie humorvoll einen Schädelbasisbruch und Blutungen im Gehirn. Sie lag lange im Krankenhaus, das Kurzzeitgedächtnis war zeitweise beeinträchtigt. Doch mit autogenem Training kämpfte sich Schmid zurück ins Leben. Im Übrigen musste sie damals ihren Sohn ernähren, dessen Vater im Zweiten Weltkrieg in Russland gefallen war. Der Sohn ist heute 77 Jahre alt.

"Ich hatte von Tuten und Blasen keine Ahnung", erinnert sich die 97-Jährige an ihren Start als Wäscheladenbesitzerin im Jahr 1955. "Mein Vorteil war, dass es damals in Garmisch nur ein Miederwarengeschäft gab." Schmid verstand es, sich rasch eine Stammkundschaft zuzulegen, die ihr treu blieb.

Doch nun ist Schluss, der Räumungsverkauf läuft. Bis August will Schmid ihre Regale leer sehen. "Und was bis dahin nicht verkauft ist, verschenke ich an Arme." In den letzten Wochen als Ladenbesitzerin stehen ihr zwei Verkäuferinnen zur Seite. "Da stecken 60 Jahre Berufserfahrung dahinter", sagt die eine von ihnen, Silke Brandt. Und die andere, Stefanie Meier, fügt hinzu: "Wir lernen noch von ihr."

Schmid: "Ich will kein Pflegefall werden."

Mit Blick auf die Zeit nach dem Geschäftsleben ist sich Schmid sicher: "Mir wird nicht langweilig. Ich lade alte Menschen zu mir nach Hause ein oder gehe mit ihnen ins Café." Außerdem lese sie gerne und schaue abends lange Fernsehen. Diskussionsrunden und politische Sendungen haben es ihr angetan. "Ich bin ein Nachtmensch, in der Frühe dafür eine Null."

Der 100. Geburtstag ist nicht mehr weit. "Ich nehme mir nichts vor", sagt die alte Frau, die inzwischen zwar auf Stöcken geht, ihren Haushalt aber weitgehend allein versorgt. Erst mit 93 Jahren gab sie nach einem Sturz das Radfahren auf. Ihr einziger Wunsch: "Ich will kein Pflegefall werden."

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