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Todesfall in Köthen: Der 22-Jährige starb nicht durch Tritte gegen den Kopf


Nach Todesfall in Köthen
22-Jähriger starb nicht durch Tritte gegen den Kopf

Von dpa, afp, rtr, pdi

Aktualisiert am 10.09.2018Lesedauer: 3 Min.
Blumen und Kerzen an einem Baum auf einem Spielplatz, in dessen Nähe ein 22-Jähriger ums Leben gekommen ist: Zwei afghanische Staatsbürger wurden in der Nacht zum Sonntag wegen des Anfangsverdachts eines Tötungsdelikts festgenommen.Vergrößern des BildesBlumen und Kerzen an einem Baum auf einem Spielplatz, in dessen Nähe ein 22-Jähriger ums Leben gekommen ist: Zwei afghanische Staatsbürger wurden in der Nacht zum Sonntag wegen des Anfangsverdachts eines Tötungsdelikts festgenommen. (Quelle: dpa-bilder)
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Ein junger Mann stirbt nach einem Streit in Köthen. Die Landesregierung äußert sich zur Todesursache und über rechte Proteste in Sachsen-Anhalt. Ein Tatverdächtiger sollte abgeschoben werden.

Nach dem tödlichen Streit zwischen zwei Männergruppen in Köthen schließen die Ermittler Tritte oder Schläge gegen den Kopf als Todesursache aus. Derartige Verletzungen hätten nicht festgestellt werden können, sagte Sachsen-Anhalts Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) in Magdeburg. Sie widerspricht damit auch der Darstellung einer angeblichen Augenzeugin, die von Tritten gegen den Kopf des Verstorbenen berichtete.

Der 22 Jahre alte Mann sei laut Angaben der Justizministerin an akutem Herzversagen gestorben. Eine schwere Vorerkrankung sei bestätigt.

Den genauen Ablauf des Geschehens ließen die Behörden weiter offen. Vor dem Tod des Mannes soll es zu einer Auseinandersetzung zwischen mindestens zwei Afghanen und mindestens zwei Deutschen gekommen sein, in deren Verlauf der 22-Jährige dann starb.


Zum Tatgeschehen gaben die Ermittler zunächst weiterhin keine Einzelheiten bekannt. "Wir stehen noch mittendrin in den Ermittlungen", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Nopens. Die Tat sei noch keine 48 Stunden her. "Wir können nur wiedergeben, was wir sicher wissen."

Tatverdächtiger sollte abgeschoben werden

Lediglich die Identität der Verdächtigen ist offenbar geklärt. Einer der verdächtigen Afghanen sollte abgeschoben werden. Die zuständige Behörde habe im April bei der Staatsanwaltschaft die Zustimmung zur Abschiebung beantragt, dies sei aber aufgrund laufender Ermittlungsverfahren unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung zunächst abgelehnt worden, sagte Sachsen-Anhalts Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU). Erst zwei Tage vor dem Todesfall sei ein neuer Antrag genehmigt worden.

Zu diesem Zeitpunkt war das Ermittlungsverfahren so weit fortgeschritten, dass er hätte abgeschoben werden können. Weitere Verfahren hatten sich Keding zufolge zudem erledigt.

Die beiden 18 und 20 Jahre alten Afghanen sitzen wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge in Untersuchungshaft. Der zweite Afghane hat den Angaben zufolge eine Aufenthaltserlaubnis.

Rechte mobilisieren für Demonstration

Nach dem Todesfall riefen rechte Gruppen in Onlinenetzwerken zu einer Demonstration auf, an der sich laut Polizei am Sonntagabend rund 2.500 Menschen beteiligten. Darunter waren nach Angaben von Landesinnenminister Holger Stahlknecht (CDU) auch "400 bis 500 Personen der rechten Szene" aus Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern. An den Gegenprotesten beteiligten sich demnach 220 Menschen.

Bei dem sogenannten Trauermarsch nahm die Polizei zunächst zehn Anzeigen auf. Es werde wegen des Verdachts der Volksverhetzung, der Beleidigung, Verstößen gegen das Versammlungsrecht sowie einer Körperverletzung gegen Pressevertreter ermittelt, sagte Sachsen-Anhalts Landespolizeidirektorin Christiane Bergmann. Derzeit werde das Demogeschehen auf weitere Straftaten hin ausgewertet. Dafür nutze die Polizei sowohl eigene Erkenntnisse als auch Videoaufzeichnungen und Onlinematerial. Bei einer Kundgebung habe es ein offenes Mikrofon gegeben, das von der rechtsextremen Szene belegt worden sei, so Bergmann.

Merkel "betroffen und empört"

Die Bundesregierung hat bestürzt auf die rechtsradikalen Vorkommnisse in der sachsen-anhaltischen Stadt Köthen am Sonntagabend reagiert. "Dass es am Ende des Tages in Köthen zu offenen nationalsozialistischen Sprechchören gekommen ist, auch das muss uns betroffen machen und empören", sagte der Sprecher von Kanzlerin Angela Merkel, Steffen Seibert. Er bezog sich auf ein Video, das ein französischer Journalist in Köthen gemacht hatte und das eine Gruppe Männer zeigt, die Parolen wie "Nationalsozialismus jetzt!" rufen.

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Seibert dankte den Polizisten, die nach dem Todesfall eines 22-Jährigen "schnell und besonnen" reagiert hätten. Die Tat müsse von den Strafverfolgungsbehörden aufgeklärt werden, man traure mit den Angehörigen. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums teilte mit, dass 270 Bundespolizisten am Sonntag sehr schnell nach Köthen beordert worden seien.

Verwendete Quellen
  • afp
  • dpa
  • Reuters
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