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Brände in Australien – Geflüchteter erzählt: "Ich habe große Angst"


Vom Feuer vertrieben
Geflüchteter Australier erzählt: "Ich habe große Angst"

t-online, Josephin Hartwig

Aktualisiert am 16.01.2020Lesedauer: 3 Min.
Ansicht in Canberra: Die Sonne kommt durch die dicke Rauchwolke nicht mehr durch.Vergrößern des BildesAnsicht in Canberra: Die Sonne kommt durch die dicke Rauchwolke nicht mehr durch. (Quelle: Austin Hoyle)
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Die Buschfeuer in Australien kosteten Millionen Tiere das Leben, ganze Landstriche sind abgebrannt. Die Lage bessert sich nur langsam. t-online.de erzählt der Australier Austin Hoyle seine ganz persönliche Geschichte.

„Die Sterne, die ich sonst jede Nacht am Himmel sehe, sie sind auf einmal nicht mehr da“, sagt der Australier Austin Hoyle. So wie ihm geht es inzwischen vielen Menschen in dem etwa 15.000 Kilometer entfernten Land, das in Flammen steht. Wenn er jetzt aus seinem Fenster blickt, kann er kaum glauben, was er sieht. Die australische Landschaft ist nicht mehr das, was sie noch vor wenigen Monaten war. Nun regnet es Funken und der eigentlich so strahlend blaue Himmel ist trüb. Hoyle glaubt nicht, dass sich die Situation in nächster Zeit ändert.

„Es gab schon immer Buschfeuer“, erzählt der 24-Jährige. Doch die Feuer kamen diesmal einige Monate früher als normalerweise, breiteten sich schneller aus. „Mitte November bemerkte ich, dass die Buschfeuer schlimmer wurden und Sydney viel näher kamen als sonst. Zu nah.“

Hoyle stammt eigentlich aus Cronulla, Sydney, und zog im Mai nach Jindabyne. Der Ort liegt im Südwesten von New South Wales in den sogenannten Snowy Mountains. Dort arbeitet er als Kellner in einem örtlichen Café.

Wie seine Freunde verfolgt auch Hoyle ständig die Nachrichten und informiert sich mehrmals am Tag über die Lage in Sydney. Von Familie und Freunden hört er, dass einige bereits ihre Häuser verlassen mussten. „Da kann man nur noch hoffen, dass das Haus noch da ist, wenn man wiederkommt“, erzählt er. Zuerst habe er nicht daran gedacht, dass die Feuer auch in seine Nähe kommen könnten. Doch die Flammen machen vor keinem Landstrich halt und nur der Wind weiß, wohin er sie als nächstes treibt.

„Konnte kaum atmen“

Kurze Zeit später muss auch Hoyle vor den drohenden Bränden fliehen, als sich Anfang Januar die Richtung des Windes ändert. Die Buschfeuer kommen Jindabyne gefährlich nahe. Heftige Rauchschwaden ziehen durch das Tal. Der 24-Jährige macht sich mit seinem Mitbewohner auf den Weg in die rund 200 Kilometer entfernte Hauptstadt Canberra. Dort scheint die Lage, aus der Ferne betrachtet, etwas besser zu sein. Doch vor Ort gestaltet sich ein anderes Bild. „Ich konnte kaum atmen und nicht einmal zehn Meter weit sehen.“

Während Austin Hoyle dort ist, kann er nichts weiter tun, als abzuwarten, ob Jindabyne verschont bleibt und er zurückkehren kann. „Wir sind nur noch mit Atemschutzmasken durch die Straßen gelaufen.“ Die Luftqualität sei wahnsinnig schlecht. Über den Dächern, in den Straßen – nirgends kann man der rauchigen Luft entkommen.

„Es bricht mir das Herz“

„Die Tage waren dunkel und die Sonne war fast nie zu sehen“, erinnert sich der 24-Jährige an die Zeit Anfang Dezember. „Es bricht mir das Herz zu sehen, was gerade mit meiner Heimat geschieht.“ Inzwischen gebe es bei ihm und seinen Freunden eine sich ausbreitende Hoffnungslosigkeit. Darüber was mit ihrem Land geschieht. „Die Regierung macht zu wenig und leider viel zu spät. Australien erlebt dunkle Zeiten.“ Zur Traurigkeit mischt sich auch noch eine große Wut. Er beobachte das bei vielen Australiern. Die Situation habe vielen Menschen die Augen geöffnet. Es werde von der Politik viel versprochen, doch wenn es darum geht, im Interesse der Bevölkerung zu handeln, geschehe nichts.

Hoyle: "Bevölkerung wird ignoriert"

„Meiner Meinung nach hat die liberale Partei keine echte Betroffenheit über den Ernst der Lage gezeigt. Sie haben so viele Menschen ignoriert, die die richtigen Antworten hatten, wie man die Situation managen kann.“ Vor allem der Premierminister Scott Morrison habe sehr unprofessionell gehandelt. „Sie ignorieren die australische Bevölkerung und was wir wollen.“ Angetrieben seien sie nur von Geld und Macht und würden wenig Interesse an der katastrophalen Situation zeigen. „Ich habe große Angst, wenn ich daran denke, wie sich Australien jemals von diesem Desaster erholen kann“, sagt Hoyle.

Inzwischen ist er wieder zurück in seiner neuen Heimat Jindabyne. Das Feuer hat in der Gegend Spuren hinterlassen. „Der Kampf ist noch nicht vorüber. Die Snowy Mountains haben schon ein Ressort, Mount Selwyn, an das Feuer verloren. Der Schaden ist enorm.“ Alle Australier, da ist sich Austin Hoyle sicher, tragen große Trauer mit sich. Doch er weiß auch: „Wir sind eine starke Nation. Wir werden das irgendwie überstehen.“

Verwendete Quellen
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