Verheerende Überschwemmungen Immer mehr Kinder bei US-Sturzflut gestorben – viele werden vermisst
Nach heftigen Überschwemmungen zeigt sich im US-Bundesstaat Texas ein Bild der Verwüstung. Immer mehr tote Kinder werden gefunden – es gibt noch immer Vermisste.
Zwei Tage nach Beginn der heftigen Überschwemmungen in Texas werden immer mehr tote Kinder geborgen. Mindestens 21 Todesfälle von Kindern wurden nach Behördenangaben vom Sonntagmittag bestätigt. Hinzu kommen 38 Erwachsene, die bei den Sturzfluten starben – insgesamt gibt es mindestens 59 Tote. Nicht alle Leichen waren schon identifiziert.
Immer noch wird nach Vermissten aus einem christlichen Sommercamp ("Camp Mystic") gesucht. US-Präsident Donald Trump schob mit einer Katastrophenfallerklärung weitere Bundeshilfen für das Gebiet an.
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Es sei "traurigerweise" zu erwarten, dass die Totenzahl noch weiter steigen werde, fügte der texanische Vizegouverneur Dan Patrick im Fernsehsender Fox News hinzu. Am Samstag waren 27 Mädchen aus dem Sommercamp als vermisst gemeldet worden. Das Lager wurde überschwemmt, als sie sich bereits zum Schlafen hingelegt hatten. Verzweifelte Eltern suchten in Aufnahmezentren für die Flutopfer oder über die Onlinenetzwerke nach ihren Kindern.
Am stärksten von der Katastrophe betroffen war der Landkreis Kerr, dort gab es die meisten Todesopfer. Aber auch andere Landkreise wurden von den Fluten heimgesucht.
In Kerr County liegt auch das christliche Sommerlager "Camp Mystic", wo sich zum Zeitpunkt der Katastrophe am Freitag rund 750 Mädchen aufhielten. Die meisten von ihnen konnten nach Behördenangaben gerettet werden. Auch weitere Camper am Ufer des Guadalupe wurden in Sicherheit gebracht. Insgesamt seien 850 Menschen erfolgreich evakuiert worden, sagte Polizeichef Larry Leitha am Samstag.
Der Wasserstand des Flusses war am Freitag binnen 45 Minuten um acht Meter angestiegen. Die Überschwemmungen am US-Nationalfeiertag waren durch heftige Regenfälle von bis zu 300 Litern pro Quadratmeter ausgelöst worden – ein Drittel der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge im Landkreis Kerr.
Im "Camp Mystic" seien die Fluten bis auf die Höhe der Hüttendächer angeschwollen, schrieb der texanische Gouverneur Greg Abbott nach einem Besuch des Lagers im Onlinedienst X. In der Stadt Kerrville berichtete der Restaurantbetreiber Gerardo Martinez: "Das Wasser stand bis zu den Baumwipfeln, etwa zehn Meter oder so hoch." Autos und ganze Häuser seien von den Wassermassen in den Fluss gerissen worden.
Kommunalvertreter: "Wir haben nicht gewusst, dass diese Flut kommt"
Präsident Trump kündigte indes Bundeshilfen für die betroffenen Gebiete an. Der Präsident werde für eine Verbesserung der Technologien beim Wetterdienst NWS und der Klimabehörde NOAA sorgen, sagte Heimatschutzministerin Kristi Noem. "Wir müssen dieses alte System erneuern", kündigte sie an.
Kommunalvertreter sagten, sie seien nicht vor der Sturzflut gewarnt worden. "Wir haben nicht gewusst, dass diese Flut kommt", sagte etwa der Beamte des Landkreises Kerr, Rob Kelly.
Noem sagte, sie werde ihre Regierung über die Kritik an den Vorhersagen informieren. Die Trump-Regierung war nach Mittel- und Personalkürzungen beim NWS und der NOAA von Wissenschaftlern und Katastrophenschutzbehörden kritisiert worden. Trump ignoriert in seiner Politik die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum menschengemachten Klimawandel.
Sturzfluten sind in der von der jetzigen Katastrophe betroffenen Region im Zentrum und Süden von Texas nicht unüblich. Sie entstehen, wenn der Boden heftige Regenfälle nicht aufnehmen kann. Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel allerdings dazu, dass extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen häufiger und heftiger auftreten als in der Vergangenheit.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP