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Sarg-Eklat in Salzburger Seniorenheim: Das ist der Ablauf nach dem Tod


Sarg durch den Speisesaal getragen
Bestatterin: "Die Bestürzung ist berechtigt"


Aktualisiert am 16.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Eine Hand an einem Sarg: Eine Witwe klagt nach einem tödlichen Polizeieinsatz in einer Berliner Flüchtlingsunterkunft.Vergrößern des Bildes
Eine Hand an einem Sarg (Symbolbild): In Österreich hat der Abtransport einer Leiche Empörung ausgelöst. (Quelle: Getty Images)

Eine Totenabholung hat in einem Salzburger Seniorenheim massive Kritik hervorgerufen. Hätte so etwas auch in Deutschland passieren können?

Am Ostermontag tragen zwei Bestatter einen Sarg durch den voll besetzten Speisesaal einer Seniorenresidenz. Der Fall löst Bestürzung in der Stadtbevölkerung in Salzburg (Österreich) aus. Aber wie läuft die Abholung von Toten im Normalfall ab? Sind Situationen wie die in Salzburg "normal"?

Die meisten Deutschen wünschen sich einen Tod in den eigenen vier Wänden. In der Realität ist das aber nur bei rund einem Drittel der Fall. Die große Mehrheit (62 Prozent) stirbt in Krankenhäusern, Palliativeinrichtungen oder Seniorenheimen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des "Deutschen Hospiz- und Palliativ Verbandes" aus dem Jahr 2022. Viele Verstorbene werden demzufolge mehr oder weniger öffentlich abtransportiert.

"So etwas versucht man natürlich zu vermeiden"

Die Abholung der Verstorbenen aus Altenheimen ist für die meisten Bestattungsunternehmen Gewohnheit. Sie verläuft je nach Einrichtung sehr unterschiedlich. "Manche Altenheime achten darauf, dass die Abholung möglichst ohne Wissen der anderen Bewohner erfolgt – andere achten weniger darauf", sagt Oliver Schulz, Bestatter seit neun Jahren, im Gespräch mit t-online. In manchen Einrichtungen erfolgten die Abholungen deshalb erst abends gegen 22 Uhr, wenn der Großteil der Bewohner bereits schläft.

Dass ein Verstorbener durch einen Speisesaal gebracht wird, hat Schulz jedoch noch nie erlebt: "So etwas versucht man natürlich zu vermeiden." Eine Berliner Bestatterin, die namentlich nicht genannt werden möchte, ist eine ähnliche Situation wie in Salzburg ebenfalls nicht bekannt. "Ich gehe jetzt mal davon aus, dass die Kollegen dies nicht ohne Grund so gemacht haben", sagt sie.

Kritischer sieht es Asta Maria Krohn, Bestatterin in Berlin: "Ich denke, die Bestürzung ist berechtigt: Es heißt zwar, wir sollten den Tod mehr in die Gesellschaft holen, aber dies ist ganz buchstäblich wohl nicht der richtige Weg."

Im Normalfall kommt der Bestatter am darauffolgenden Tag

Eine mögliche Erklärung: Leichen müssen innerhalb eines bestimmten Zeitraums abgeholt werden. In Deutschland gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Bestimmungen. In Berlin gilt laut der Bestatterin etwa eine Frist von 36 Stunden. Für Österreich gibt es hingegen für die Abholung keine klare gesetzliche Regelung.

"Es ist eine Sache der Hygiene. Manche Altenheime haben extra Kühlräume, dann ist eine spätere Abholung möglich", so Schulz, der bei einem Bestattungsunternehmen in Kassel arbeitet. Im Normalfall würden die Leichen am Tag nach dem Tod abgeholt. Eine Abholung kann erst erfolgen, nachdem ein Arzt die Leiche untersucht hat. Wie lange die Person in dem Salzburger Altenheim bereits verstorben war, ist bisher nicht bekannt.

Ein weiterer Grund für den Transport durch einen vollbesetzten Speisesaal könnte im Aufbau des Gebäudes selbst liegen, meint die Bestatterin aus Berlin: "Die räumlichen Verhältnisse vor Ort spielen eine große Rolle, es könnte baulich so sein, dass man mit dem Verstorbenen tatsächlich 'nur' durch den Speisesaal kommt." Allerdings sei ihr aus der bisherigen Erfahrung kein Fall bekannt, bei dem ein Verstorbener durch einen Speisesaal hätte gebracht werden müssen. "Bei Altenheimen, die darauf achten, wird man meist durch den Hintereingang gebeten", ergänzt Schulz. Andere hätten keinen alternativen Eingang. In Berlin sei von den Heimleitungen eine Abholung ohne großes Aufsehen sogar gewünscht, sagt die Bestatterin. "Der Tod ist eben immer noch ein Tabuthema."

Gefahr der Ansteckung bei gefülltem Speisesaal

Asta Maria Krohn kann sich nicht vorstellen, dass es keinen anderen Ausgang in dem Heim gibt. Schließlich müssten dann auch Lieferanten und Besucher durch den Speisesaal. Doch auch wenn es keine Alternativen gebe, "hätte man warten müssen, bis die Senioren ihre Mahlzeit eingenommen und den Saal verlassen hätten." So sei die Gefahr der Ansteckung gegeben.

Dafür verantwortlich sei die Heimleitung. Diese habe schließlich Hausrecht. Sie "hätte erklären oder eingreifen müssen. Insofern halte ich es für fadenscheinig, die Schuld für diesen Vorfall allein dem Bestattungsunternehmen in die Schuhe schieben zu wollen", sagt Krohn.

Verwendete Quellen
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