THW-Experte zu drohendem Hochwasser "Ich will nicht hören, dass sie nicht damit gerechnet haben"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mehrere Hundert Liter Regen pro Quadratmeter könnten am Wochenende fallen. Das sollten betroffene Bewohner und Kommunen jetzt tun.
200, 300 oder gar 400 Liter Regen pro Quadratmeter: Für das Wochenende sind hohe Niederschlagsmengen vorausgesagt. Betroffen sein könnten der Südosten Deutschlands und das Alpenvorland.
Laut Albrecht Broemme, dem ehemaligen Präsidenten des Technischen Hilfswerks (THW), bleibt noch genügend Zeit, um sich auf mögliche Hochwasser vorzubereiten. "Ich möchte aus der Verwaltung nicht hören, dass sie nicht damit gerechnet haben", sagt der Experte. Mit jedem Tag wisse man besser, welche Landkreise betroffen sind und welche Regenmenge zu erwarten sei.
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Die Feuerwehren sollten dann bereits in Stellung gebracht werden: "Kommunen können die Feuerwehrleute in ihre Unterkünfte schicken", sagt Broemme. Dann müssten die Einsatzkräfte nicht zu Notfallgebieten rasen und sich damit selbst in Gefahr bringen – durch Hochwasser und umgestürzte Bäume auf den Straßen.
Auch das THW steht bereit. Man sei gut auf mögliche Starkregenereignisse und Hochwasser vorbereitet, teilte ein Sprecher auf t-online-Anfrage mit: "Bei Schadenslagen kann das THW beispielsweise von der Feuerwehr, Kommunen oder Landkreisen zur Unterstützung angefordert werden." Neben Großpumpen stünden auch Radlader und Bagger bereit. Auch bei vorbereitenden Maßnahmen, wie der Deichsicherung und dem Sandsackverbau, könne man helfen.
Entscheidend seien auch die Vorsorgemaßnahmen beim Hochwasserschutz: "Einige haben da viel gemacht, die anderen weniger", erklärt Albrecht Broemme. Wichtig seien insbesondere Regenrückhaltebecken, die den Niederschlag auffangen und so mögliche Hochwasser verhindern oder eindämmen können.
Von Bedeutung sei es, rechtzeitig zu warnen und an die Bürger zu appellieren. "Der Bürgermeister einer Gemeinde hat eine hohe Glaubwürdigkeit." Diese gelte es einzusetzen und selbst klarzumachen, dass man sich an die Warnungen halte.
Doch nicht nur die Kommunen müssten Vorkehrungen treffen, auch betroffene Bürger sollten sich vorbereiten – und gerade bei Mengen über 100 Litern pro Quadratmetern richtig reagieren: "Da gehst du nicht in den Keller und versuchst auch nicht, dein Auto aus der Tiefgarage zu holen. Da bleibst du in der Wohnung", so Broemme.
Dem pflichtet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bei. Man solle vor den Überschwemmungen die Rückstauklappen im Keller überprüfen. Während des Hochwassers sollte der Keller nicht mehr betreten werden – das sei lebensgefährlich. Ebenso sollten elektrische Geräte und Heizungen in Räumen abgeschaltet werden, die volllaufen könnten. Wichtig sei es, auch den Strom auszuschalten, um Stromschläge zu verhindern.
Auch Kleinigkeiten können entscheidend sein. Wer etwa einen Balkon besitzt, könne da den Ablauf frei machen. "Dann kann das Wasser abfließen", so der Experte. Lobend erwähnt Broemme, dass immer mehr Häuser bepflanzte und große Dächer haben. Die sorgen dafür, dass das Wasser aufgefangen wird und nicht in die Kanalisation fließt.
Das THW empfiehlt, dass "die Dinge am oder rund um das Haus, die wegfliegen könnten, befestigt werden oder in Innenräume gebracht werden". Fenster und Türen gelte es gut zu sichern. Bei Hochwasser müsse man sich "auf höher gelegenem Gelände in Sicherheit bringen oder in obere Stockwerke gehen".
- Telefonat mit Albrecht Broemme
- bbk.bund.de: "Was tun bei Hochwasser?"
- bbk.bund.de: "Gut vorbereitet auf Hochwasser"
- Schriftliches Interview mit Technischen Hilfswerk