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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Trockenheit alarmiert Experten Wetter wird zur Gefahr: "Wirkt wie Zunder"

Deutschland trocknet aus: Drohen schon bald heftige Waldbrände? Was Experten jetzt raten, damit es nicht zur Naturkatastrophe kommt.
In fast ganz Deutschland herrscht Alarmstufe Dunkelrot: Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung kennt aktuell nur eine Farbe. In fast ganz Deutschland herrscht eine außergewöhnliche Dürre, besonders im gesamten Norden der Republik, aber auch in großen Teilen Bayerns und Ostdeutschlands. Experten sprechen von einer Dürre, die so normalerweise nur alle 50 Jahre vorkommt.
Auch Agrarmeteorologe Andreas Brömser vom Deutschen Wetterdienst zeigt sich alarmiert. Noch gehe es den Pflanzen relativ gut, sagte Brömser t-online. Aber sie würden langsam unter Trockenstress geraten. Für die Landwirtschaft könne das zu Ertragseinbußen führen: "Die nächsten zwei Wochen können die Pflanzen noch durchhalten – danach wird es kritisch", so Brömser.
Der Grund für die aktuelle Trockenheit: In den vergangenen Wochen hat es deutlich zu wenig Niederschlag gegeben. Laut Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) lag die Regenmenge im April in einigen Regionen Deutschlands bei unter 20 Prozent dessen, was in den vergangenen 30 Jahren üblich war. "Im Norden hat es im Mai teilweise noch gar nicht geregnet", sagt Brömser. Und schon die Vormonate seien zu trocken gewesen, so der Experte.
Wetterdienst rechnet nicht mit schneller Entspannung
"Der meteorologische Frühling geht allmählich in die finale Phase und ein Blick in die Statistik zeigt, dass dieser bisher größtenteils zu sonnig und zu trocken ausfiel", bilanziert der DWD. Dafür habe es "überdurchschnittlich viele Sonnenstunden" gegeben.
Verantwortlich für das sonnige, trockene Wetter waren laut Wetterdienst anhaltend "blockierende Hochdrucklagen über Nordwesteuropa". Die Hochdruckgebiete lenken Tiefdruckgebiete nach Süden und Norden. Vor allem in Süd- und Südwesteuropa gab es dementsprechend teils heftige Unwetter.
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Auch in den kommenden Wochen rechnet der DWD nicht mit Entspannung: "Bis Mitte kommender Woche sind fast keine Niederschläge zu erwarten. Die Situation wird sich weiter verschlechtern", sagte Agrarmeteorologe Brömser.
Waldbrandgefahr steigt auf zweithöchste Alarmstufe
Doch welche Folgen hat die Trockenheit für Deutschland? Gefährdet sind vor allem Wiesen und Wälder. Der DWD warnt vor Waldbrandgefahr. Am Dienstag herrscht in Teilen Brandenburgs Warnstufe 4 von 5. Am Mittwoch wird in ganz Brandenburg die zweithöchste Warnstufe erreicht. Auch in Bayern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hessen bleibt die Waldbrandgefahr hoch, warnt der DWD.
"Die oberste Schicht des Waldbodens ist ausgetrocknet und wirkt daher wie Zunder", sagt Brömser t-online. "Die Gefahr eines Waldbrandes ist sehr hoch."
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Der Feuerwehrverband beruhigt vorerst: Man sei weit entfernt von Waldbränden, wie sie Anfang des Jahres etwa in Los Angeles gewütet haben, sagt Waldbrand-Experte Ulrich Cimolino t-online. Und doch steige die Gefahr: "Vegetation verwildert durch fehlende Bewirtschaftung oder aus Naturschutzgründen, damit steigt der Brennstoffanteil. Kommt es dann zum Feuer, kann es sich nicht nur schneller entzünden, sondern auch schneller ausbreiten", sagt Cimolino.
Appell: "Auf keinen Fall offenes Feuer"
Der Worst Case könnte aber noch kommen, später im Sommer: "Längere Zeit über 30 Grad Lufttemperatur am Tag, Luftfeuchtigkeit unter 30 Prozent und Wind mit mehr als 30 km/h: Dann wird es mehr und größere Feuer geben", warnt Waldbrand-Experte Cimolino.
Meteorologe Andreas Brömser vom DWD hat deshalb einen Appell: "Auf keinen Fall offenes Feuer, nicht rauchen und vor allem keine glimmenden Zigaretten in die Natur werfen." Ein kleines Feuer kann sich innerhalb von Minuten zu einem großen Brand ausbreiten – denn zusätzlich zur Dürre frischt Mitte der Woche auch noch der Wind auf.
Klar ist: Auch in den nächsten Tagen deutet sich keine Entspannung an: Laut den Prognosen bleibt das Wetter in Deutschland bis zur Wochenmitte mild und trocken. Erst ab Donnerstag, dem letzten Tag der Eisheiligen, bahnt sich ein Wetterumschwung an. Es wird dann vor allem in Ostdeutschland deutlich kühler: Dort werden nur rund 14 Grad erreicht. Auch leichte Schauer sind möglich. "Man wünscht sich lang anhaltenden, flächendeckenden Landregen", sagt Agrarmeteorologe Andreas Brömser vom DWD.
Waldbrand-Experte Ulrich Cimolino vom Deutschen Feuerwehrverband hofft, dass entsprechende Grill- und Rauchverbote Wirkung zeigen, denn: Waldbrände seien "immer körperlich anstrengende Einsätze, die weit länger dauern als übliche Feuerwehreinsätze".
- Anfrage an den Waldbrand-Experten Ulrich Cimolino
- Telefonat mit dem Agrarmeteorologen Andreas Brömser vom DWD
- dwd.de: "Waldbrandgefahrenindex (WBI) des DWD"
- dwd.de: "Tagesniederschlag weltweit (RCC-CM)"
- dwd.de: "Monatlicher Referenzniederschlag weltweit (RCC-CM)"
- dwd.de: "Monatlicher Niederschlag weltweit (RCC-CM)"
- dwd.de: "Thema des Tages – 9. Mai 2025"
- dwd.de: "Aktuelle Wettervorhersage für Deutschland"
- ufz.de: "Trockenheitsmonitor Deutschland – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung"
- Wetterbriefing von wetter.com