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Welche Probleme bei der Getreideausfuhr aus der Ukraine lauern


Häfen bereiten sich vor
Welche Probleme beim Getreideexport aus der Ukraine lauern

Von afp, dpa, reuters, cck

27.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Das Getreide-Terminal im Hafen von Odessa: Neben diesem sind laut ukrainischen Angaben auch die Häfen in Tschornomorsk und Piwdenny wieder in Betrieb.Vergrößern des BildesDas Getreide-Terminal im Hafen von Odessa: Neben diesem sind laut ukrainischen Angaben auch die Häfen in Tschornomorsk und Piwdenny wieder in Betrieb. (Quelle: Stringer/reuters)

Bald soll wieder Getreide über ukrainische Häfen verschifft werden. Doch nicht nur Seeminen könnten ein Problem darstellen.

Gut fünf Monate nach der russischen Invasion in der Ukraine rückt eine Wiederaufnahme ukrainischer Getreideexporte näher. Die für die Ausfuhr bestimmten Häfen am Schwarzen Meer nahmen am Mittwoch wieder ihren Betrieb auf, wie die ukrainische Marine mitteilte. In Istanbul wurde zugleich ein Koordinationszentrum eröffnet, das die Einhaltung des in der vergangenen Woche unterzeichneten Getreide-Abkommens überwachen soll.

Nach Angaben der ukrainischen Marine nahmen die Häfen von Odessa, Tschornomorsk und Piwdenny am Mittwoch ihre "Arbeit wieder auf". Es müssten aber noch sichere Routen für die Frachtschiffe festgelegt werden.

Abkommen gilt zunächst für vier Monate

Die Ukraine und Russland hatten am vergangenen Freitag ein von der türkischen Regierung und der UNO vermitteltes Abkommen unterzeichnet, das die Wiederaufnahme der Ausfuhr von Getreide über das Schwarze Meer regelt. Die Ukraine und Russland verpflichten sich darin, sichere Korridore für die Frachtschiffe einzuhalten und dort auf militärische Aktivitäten zu verzichten. Die Frachtschiffe sollen beim Aus- und Einlaufen aus den Häfen von ukrainischen Militärbooten begleitet werden.

Die Regierung in Kiew hatte am Montag angekündigt, dass der Export aus den ukrainischen Häfen noch in dieser Woche anlaufen könne. Das Getreide-Abkommen gilt zunächst für vier Monate. Wenn pro Monat etwa acht Millionen Tonnen Getreide ausgeführt werden können, würden vier Monate ausreichen, um das derzeit blockierte Getreide in einer Größenordnung von 25 Millionen Tonnen auszuführen.

Probleme bei Logistik befürchtet

Allerdings stellen sich auch einige Herausforderungen hinsichtlich der Umsetzung. Experten sehen etwa die maritime Logistik vor einer Herausforderung. Die südwestukrainischen Häfen Odessa, Tschornomorsk und Juschne hätten "in den letzten fünf Jahren noch nie eine so große Menge Getreide umgeschlagen", teilte der internationale Reederverband Bimco mit. Vor allem die Notwendigkeit, die Schiffe in die Häfen zu eskortieren, werde wahrscheinlich zu einer gewissen Überlastung führen, sagte Bimco-Analyst Niels Rasmussen.

Auch der Mangel an Seeleuten könnte das Vorhaben gefährden. Es könnte schwierig werden, genug Personal für die in ukrainischen Häfen festliegenden Schiffe zu finden, sagt der Geschäftsführer von Danica, ein auf die Bereitstellung von Schiffcrews spezialisiertes Unternehmen. "Die Hauptsorge ist momentan die Sicherheit der Mannschaften." Derzeit steckten etwa 80 Schiffe mit 450 Seeleuten in der Ukraine fest.

Kritik an Russland wegen Angriff auf Hafen von Odessa

Zudem steht die Verlässlichkeit der russischen Zusagen in Zweifel. Nur einen Tag nach der Unterzeichnung trafen russische Raketen den Hafen von Odessa. Laut dem Abkommen dürfen die drei beteiligten Häfen nicht angegriffen werden. International wurde der Angriff verurteilt, Außenministerin Annalena Baerbock sagte etwa: "Die feigen Raketenangriffe auf den Hafen von Odessa zeigen, dass die Unterschrift der russischen Führung derzeit wenig zählt".

Russland stritt den Angriff zunächst ab und teilte dann mit, die Armee habe "militärische Infrastruktur" ins Visier genommen. Einer Wiederaufnahme der Getreide-Lieferungen wurde deswegen nichts im Wege stehen. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. Aus der Ukraine hieß es, Hafenanlagen wie etwa ein Pumpwerk seien getroffen worden.

Schiffe sollen in Istanbul inspiziert werden

In Istanbul wurde am Mittwoch derweil das im Abkommen vorgesehen Koordinationszentrum eröffnet. Dort sollen Vertreter der Ukraine und Russlands sowie der Türkei und der Vereinten Nationen künftig gemeinsam die sichere Durchfahrt ukrainischer Frachtschiffe auf den festgelegten Routen überwachen. Die Schiffe sollen außerdem in Istanbul bei ihrer Ankunft und Abfahrt von Vertretern der vier Parteien inspiziert werden, um heimliche Waffenlieferungen zu verhindern.

Nach Angaben des türkischen Verteidigungsministers Hulusi Akar soll im Bedarfsfall von den beteiligten Parteien auch über die Räumung von Seeminen entschieden werden. Zum jetzigen Zeitpunkt sei dies aber nicht nötig. "Die Mitarbeiter dieses Zentrums sind sich bewusst, dass die Augen der Welt auf sie gerichtet sind", sagte Akar. "Wir hoffen, dass das Zentrum den größtmöglichen Beitrag zur humanitären Hilfe und zum Frieden leisten wird."

Die Ukraine ist einer der weltgrößten Exporteure von Weizen und anderem Getreide. Die Blockade der Getreide-Exporte betrifft insbesondere Entwicklungsländer in Afrika und anderen Weltregionen, die stark von Importen aus Russland und der Ukraine abhängig sind. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar hat sich in vielen Ländern die Getreideversorgung verschlechtert und die Preise für entsprechende Grundnahrungsmittel sind explodiert.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
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