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Getöteter Getreidemagnat – "Sie haben das Herz der Getreideindustrie getroffen"


Agrar-Tycoon getötet
"Sie haben das Herz der ukrainischen Getreideindustrie getroffen"

  • Annika Leister
Von Annika Leister

31.07.2022Lesedauer: 2 Min.
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Olexij Wadaturskyj: Er war einer der wichtigsten Agrarunternehmer in der Ukraine.Vergrößern des Bildes
Olexij Wadaturskyj: Er war einer der wichtigsten Agrarunternehmer in der Ukraine. (Quelle: Ukrainisches Außenministerium )

Eine russische Rakete hat den Getreide-Magnaten Olexij Wadaturskyj getötet. Landwirte bangen nun um die Getreideausfuhr. War es ein gezielter Anschlag?

Es ist ein harter Schlag für den Getreideexport aus der Ukraine: Der Agrarunternehmer Olexij Wadaturskyj ist in der Nacht zu Sonntag bei einem Angriff Russlands auf die Stadt Mykolajiw getötet worden. Auch seine Frau starb. "Sie haben das Herz der ukrainischen Getreideindustrie getroffen", sagte Alexander Lissitsa t-online am Sonntag. Lissitsa ist Landwirt und Verbandschef des Ukrainischen Agrobusiness Klubs. Wadaturskyj kennt er seit rund 15 Jahren.

Der Tod des Agrar-Tycoons könne auch Folgen für die Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine haben, befürchtet Lissitsa. "Die Frage ist: Wie geht es jetzt weiter mit dem Export, vor allem aus Mykolajiw?"

"Held der Ukraine" besaß eigene Schiffsflotte

Wadaturskyj war der Kopf des Unternehmens Nibulon, das auf den Anbau und die Ausfuhr von Getreide spezialisiert ist. Sein Vermögen wurde zuletzt auf umgerechnet über 400 Millionen Euro geschätzt. Der 74-Jährige sei "unglaublich wichtig" für den Export gewesen, sagt Lissitsa. Allein 2021 habe sein Unternehmen sechs Millionen Tonnen Getreide ausgeführt, mehrere große Getreidespeicher seien in seinem Besitz, auch den inländischen Transport über Wasserwege habe Wadaturskyj weit vorangetrieben. Als einziges Agrarunternehmen verfügt Nibulon über eine eigene Schiffsflotte.

2007 wurde Wadatursky von der Regierung als "Held der Ukraine" ausgezeichnet. Es ist die höchste Auszeichnung des Landes.

Selenskyj-Berater geht von gezielter Tötung aus

Der Beschuss auf Mykolajiw tötete nicht nur Wadaturskyj und seine Frau, unter anderem wurden auch ein Hotel, Schulen und weitere Wohnhäuser getroffen. Der Bürgermeister der Stadt spricht von dem "wahrscheinlich stärksten" Beschuss seit Kriegsausbruch.

Dass Wadaturskyjs Tod ein Zufall war, glauben die Köpfe der Regierung in Kiew dennoch nicht. "Meiner Meinung nach war der Tod von Olexij Wadaturskyj kein Unfall, sondern ein gut durchdachter und organisierter vorsätzlicher Mord", schrieb Mykhailo Podolyak, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, am Sonntag auf Telegram. Der 74-Jährige sei einer der größten Landwirte und Arbeitgeber sowie eine Schlüsselperson in der Region gewesen. Der präzise Einschlag der Rakete im Schlafzimmer des Getreide-Magnaten lasse keine Zweifel daran, dass Wadaturskyj gezielt ins Visier genommen wurde, so Podolyak weiter.

Ein Zeichen kurz nach dem entscheidenden Abkommen?

Mehr als 20 Millionen Tonnen Getreide warten in der Ukraine auf die Ausfuhr. Russland blockiert seit Monaten die Häfen. Sie sind Hauptexportweg für die Ukraine, die auch als "Kornkammer der Welt" bezeichnet wird. Weder die Ausfuhr über Schiene noch Straße kann die Mengen, die eigentlich über See verschifft werden, auch nur ansatzweise auffangen. Ein massives Problem nicht nur für das angegriffene Land, sondern für die Ernährungssicherheit weltweit. Dutzende Staaten in Asien und Afrika sind von den Lieferungen der Ukraine abhängig.

Erst vor rund einer Woche hatten die Ukraine und Russland mit den UN und der Türkei ein Abkommen unterzeichnet, um von drei Häfen wieder Getreideausfuhren zu ermöglichen. Ein entscheidender Schritt, der von der Weltgemeinschaft mit Erleichterung aufgenommen wurde.

Lissitsa sieht die Zusage Russlands zu dem Abkommen nach dem Angriff auf Wadaturskyj kritisch: "Es sieht danach aus, als wollten die Russen ein Zeichen setzen, dass sie nicht daran interessiert sind, dass die Ukraine Getreide auf den Weltmarkt bringt."

Verwendete Quellen
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