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Putins Rede zur Lage der Nation: Der schwächelnde Präsident


Putins Rede an die Nation
Dieser Präsident hat nichts mehr zu bieten

MeinungVon Clara Lipkowski

Aktualisiert am 21.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Putin bei seiner Rede zur Lage der Nation am 21. Februar: Er hat kaum noch was zu bieten. (Quelle: IMAGO/Sergei Savostyanov)

Mit Spannung war Putins Rede zur Lage der Nation erwartet worden. Was folgte, war die Ansprache eines Präsidenten, der so gut wie nichts mehr zu bieten hat.

Die Inszenierung war mal wieder außergewöhnlich. Schon am Vortag kündigten grelle Schriftzüge auf Bildschirmen in Moskau einen "historischen Tag" an, im Staatsfernsehen lief der Countdown bis zur Rede zur Lage der Nation.

Allein das Datum ließ vorab viele aufhorchen. Am 21. Februar, nur wenige Tage vor dem ersten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Gesamtukraine war alles denkbar: eine offizielle Kriegserklärung an die Ukraine, die Umstellung auf Kriegswirtschaft, eine neue Mobilisierung. Viel Symbolik und Rätselraten im Vorfeld – ganz wie der Kreml es mag.

Doch es kam anders. Es erschien kein historischer Putin. Seine Rede war vor allem erkenntnisarm, quälend lang und für einige im Saal auch sichtlich langweilig. Putin, der im September mit seiner aggressiven "Annexionsrede" große Verunsicherung ausgelöst hatte, wirkte von der Realität entrückt und: müde. Ein schwächelnder Präsident im Kreml.

Video | So reagierte Putins Publikum auf seine Rede
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Quelle: t-online

Knapp zwei Stunden reden und wenig sagen

Fast zwei Stunden sprach er, was für ihn nicht ungewöhnlich ist. Gesagt aber hat er wenig. Die sogenannte Spezialoperation "müsse" Russland führen, weil es in seiner Existenz bedroht werde, meinte er und wiederholte seine üblichen Feindbilder, allen voran sind das "der Westen" und das "Neonazi-Regime" in Kiew. Daran ist inzwischen jeder gewöhnt, fast muss man sagen: alles altbekannt.

Anders als sonst eskalierte er – glücklicherweise – nicht. Putins Rhetorik wirkte geradezu ambitionslos. Militärische Ziele, Pläne für die nächsten Schritte? Fehlanzeige. Er blieb vage.

Auch wirkte es, als wäre er nicht in bester Verfassung. Auffallend oft räusperte er sich während seiner Ansprache, manchmal mehrmals in einem Satz. Einmal versicherte er sich selbst auf der Bühne, dass die Arbeitslosigkeit in Russland bei 3,7 Prozent liege. "3,7?", fragte er sich selbst. "Ja, 3,7".

Und immer wieder kehrte er zurück zur Opfer-Erzählung, nach der sich Russland nur verteidige. Doch die ist den Menschen im Saal bestens bekannt, sie bekommen sie viel zugespitzter jeden Tag im russischen Fernsehen und Radio zu hören. Das Publikum bemühte sich gar nicht, nach gut einer Stunde seine Langeweile zu verbergen. Manche gähnten, andere nickten ein. (Mehr dazu sehen Sie hier.)

Ein knappes "Spasibo" und Putin ist weg

Auch, dass er die eigentliche "Bombe" dieser Rede ganz am Ende zündete und sie zwischen ein paar Sätze quetschte, war bezeichnend: Russland unterbricht das "New Start-Abkommen". Das ist Putins bislang direkteste Nukleardrohung. Selbst dafür verwendete er nur wenige Sätze, als hätte er jetzt genug. Kurz danach ein knappes "Spasibo" ("Danke"), und es konnte gar nicht schnell genug gehen, dass die Hymne ertönte. Man könnte auch sagen: Mehr hat Putin nicht zu bieten.

Das könnte ihm mit der Zeit gefährlich werden. Auch die russische Bevölkerung wird kriegsmüde. Die westlichen Sanktionen setzen die russische Wirtschaft massiv unter Druck. Viele Menschen in Russland klagen über steigende Preise und hohe Lebenshaltungskosten. Familien sind entzweit.

Die Idee, dass "die Sache" in der Ukraine, wie viele Menschen in Russland den Krieg abtun, nach ein paar Tagen oder zumindest Monaten Geschichte sein würde, hat sich als fataler Irrtum herausgestellt.

Putin verheddert sich immer mehr im Dickicht seiner Propaganda, während die Armee an der Front Misserfolge erlebt, die Ukraine Kampfpanzer erhält und sich als widerstandsfähiger erweist, als Putin je gedacht und seinem Volk vorgegaukelt hat. Dieses Patt werden die Menschen in Russland, trotz aller Passivität, die sich unter den Repressionen breitgemacht hat, nicht ewig hinnehmen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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