Damit muss jetzt Schluss sein, Herr Bundeskanzler
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung ΓΌbernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Die Mehrheit der Deutschen will einen Sieg der Ukraine. Und der Kanzler? Legt sich weiter nicht fest. Das sollte er aber.
Jetzt haben wir es schwarz auf weiΓ: Die meisten Deutschen wollen, dass die Ukraine den Krieg gewinnt. Und sie wollen, dass dieser Sieg auch die RΓΌckeroberung der Krim mit einschlieΓt. Knapp zwei von drei Menschen (62 Prozent) sind laut einer reprΓ€sentativen Umfrage im Auftrag von t-online dieser Meinung, nur jeder Vierte (24 Prozent) ist dagegen. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Damit steht die ΓΌbergroΓe Mehrheit der Deutschen hinter einem Satz, von dem man sich wΓΌnscht, auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) wΓΌrde ihn endlich einmal aussprechen: "Die Ukraine muss den Krieg gewinnen."
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Doch bisher weigert sich der Kanzler konsequent: Anders als etwa AuΓenministerin Annalena Baerbock (GrΓΌne) und der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) scheut sich der Kanzler, ein klares Bekenntnis fΓΌr den Sieg der Ukraine abzugeben.
Scholz will sich SpielrΓ€ume offenhalten
Olaf Scholz sorge sich, so heiΓt es im politischen Berlin, um eine "Eskalation der Worte". Scholz fΓΌrchtet, Putin kΓΆnnte den Sieg-Satz so auffassen, dass er sich der ukrainischen Definition eines Sieges unterordne β was die RΓΌckeroberung der Krim mit einschlieΓt und eine rote Linie Russlands ΓΌberschreiten kΓΆnnte.
Daher wiege Scholz jeden Satz genau ab, um sich alle HandlungsspielrΓ€ume offenzuhalten, entgegnen die Kanzler-UnterstΓΌtzer. Scholz werde schon deshalb immer nur sagen, dass Russland "den Krieg nicht gewinnen" dΓΌrfe.
Das ist legitim. Allerdings agiert Scholz damit ΓΌbervorsichtig und verkennt dabei, dass Putin selbst sich an keinerlei sprachliche rote Linie hΓ€lt, wie seine Verbalattacken gegen den Westen zeigen.
Eine Mehrheit sieht es klarer als der Kanzler
Vor allem aber begrΓΌndet der Kanzler seinen Kurs regelmΓ€Γig mit dem angeblichen RΓΌckhalt in der deutschen BevΓΆlkerung, die ein besonnenes Vorgehen wΓΌnsche. Scholz befΓΌrchtet, mit einer zu vollmundigen Ukraine-UnterstΓΌtzung einen Teil der Menschen in Deutschland zurΓΌckzulassen oder zu ΓΌberfordern.
Wenn dem tatsΓ€chlich so ist, sollte ihm nun endgΓΌltig klar sein: Die Gruppe derer, die einen Sieg der Ukraine ablehnen, ist klein. Der Befund der t-online-Umfrage ist eindeutig: Die Mehrheit im Land will einen Sieg der Ukraine.
Deshalb muss nun Schluss sein mit der ZΓΆgerlichkeit des Kanzlers in dieser Frage. Im Wissen um die reale Stimmung im Land sollte Scholz nun deutlich aussprechen, was die meisten Deutschen ohnehin denken: Die Ukraine soll diesen Krieg gewinnen und alle russisch besetzten ukrainischen Gebiete befreien. Punkt.
Sonst bleibt er der Kanzler, der er aktuell ist: der kommunikative Zauderer, der um den heiΓen Brei herumredet β und damit umgekehrt Gefahr lΓ€uft, jene zu verlieren, die sich einen klaren Kurs vom Kanzler wΓΌnschen.