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Ukraine-Kommando warnt vor Drohnen-Bedrohung: Nato unvorbereitet


"Das ist einfach elementare Mathematik"
Ukraine-Kommandeur: Keine Nato-Armee auf Drohnenkrieg vorbereitet

Von reuters
Aktualisiert am 07.03.2025Lesedauer: 3 Min.
Ukrainischer Soldat mit einer Drohne (Archivbild): Alleine im vergangenen Jahr hat die Ukraine über 2 Millionen Drohnen hergestellt.Vergrößern des Bildes
Ukrainischer Soldat mit einer Drohne (Archivbild): Alleine im vergangenen Jahr hat die Ukraine über 2 Millionen Drohnen hergestellt. (Quelle: IMAGO/Maxym Marusenko/imago-images-bilder)
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Drohnen werden in der modernen Kriegsführung immer wichtiger. Den NATO-Streitkräften fehle es laut Experten in dieser Hinsicht aber an der nötigen Expertise.

Die Streitkräfte der Nato sind nach Einschätzung eines führenden Kommandeurs des ukrainischen Militärs nicht auf einen modernen Drohnenkrieg vorbereitet. Seine Regierung strebe danach, dem Feind immer einen Schritt voraus zu sein, sagte Oberst Wadym Sucharewskyj, der Kommandeur der unlängst gebildeten Streitkräfte für unbemannte Systeme.

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Dazu würden Künstliche Intelligenz (KI) und mehr Bodendrohnen eingesetzt sowie Laser getestet, um russische unbemannte Fluggeräte abzuschießen, sagte er Reuters. Bei der Nato ist die Lage seiner Meinung nach anders. "Nach dem, was ich sehe und höre, ist keine einzige Nato-Armee bereit, der Drohnen-Kaskade Widerstand zu leisten."

Nato muss wirtschaftlichen Vorteil von Drohnen erkennen

Sucharewskyj legte dar, welche großen Fortschritte die Drohnenkriegsführung seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 gemacht habe und wie sie die etablierten Kriegsdoktrinen auf den Kopf gestellt hat. Die Nato solle den wirtschaftlichen Vorteil von Drohnen anerkennen, deren Bau oft weitaus weniger koste als die konventionellen Waffen, die zu ihrem Abschuss nötig seien, sagte der Kommandeur.

"Das ist einfach elementare Mathematik. Wie viel kostet eine Rakete, die eine Schahed abschießt? Und wie viel kostet es, ein Schiff, ein Flugzeug und ein Luftabwehrsystem einzusetzen, um darauf zu schießen?" Das russische Militär setzt seit langem Angriffsdrohnen vom iranischen Typ Schahed gegen die Ukraine ein.

Ukraine hat über 2 Millionen Drohnen im vergangenen Jahr gebaut

Langstreckendrohnen können als einfachstes Täuschungsmodell nur einige Tausend Dollar kosten, die Schahed-Angriffsdrohnen kosten schätzungsweise mehrere Zehntausend Dollar pro Stück. Abfangraketen für die Luftverteidigung hingegen kosten normalerweise einen sechs- oder siebenstelligen Dollar-Betrag, und viele Länder halten nur begrenzte Vorräte vor, was ihren Einsatz höchst unwirtschaftlich macht.

Der Einsatz von Drohnen hat seit dem Überfalls Russlands enorm zugenommen. Die Ukraine hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 2,2 Millionen kleine FPV-Drohnen (First Person View) und 100.000 größere Langstreckendrohnen hergestellt.

Russland hatte zuvor geschätzt, dass es im selben Jahr 1,4 Millionen FPV-Drohnen herstellen werde. "Derzeit sagt sogar der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, dass mehr als 60 Prozent der Ziele durch Drohnen zerstört werden", sagte Sucharewskyj.

Arbeiten an Laserwaffen laufen

Russische Angriffe mit oft mehr als hundert Drohnen sind in der Ukraine mittlerweile an der Tagesordnung. Zum Einsatz kommen Schahed-Angriffsdrohnen und deutlich billigere, weniger robuste Täuschungsmodelle.

Durch die massiven Drohnenangriffe nimmt der begrenzte Vorrat der Ukraine an Flugabwehrraketen erheblich ab. Die Ukraine setzt Pickup-Trucks mit montierten Maschinengewehren und Militärflugzeuge ein, um Drohnen effizienter abzuschießen.

Zudem arbeitet das Land am Einsatz von FPV-Abfangdrohnen und Laserwaffen. Sein Land habe bei Tests mit einem Laser erfolgreich Starrflügeldrohnen abgeschossen, sagte Sucharewskyj.

Elektronische Kriegsführung immer wichtiger

Seine Einheiten würden derzeit eine Mutterdrohne einsetzen, die zwei FPV-Drohnen bis zu 70 Kilometer weit tragen und dann freigeben könne. Außerdem fungiere sie als Relaisstation für ihre Kommunikation. Er schätzte, dass an der Front Tausende unbemannter Bodenfahrzeuge im Einsatz seien, so dass weniger Soldaten für Logistik- oder Kampfeinsätze in gefährliche Gebiete vordringen müssten.

Im Kampf greifen beide Seiten in großem Umfang auf elektronische Kriegsführung zurück, um die Signalverbindungen zu Drohnen in der Luft zu stören und herkömmliche Drohnen funktionsunfähig zu machen. Dies hat zu einem Boom bei Drohnen mit automatischer Zielerfassung geführt.

Drohen ermöglichen "asymmetrische Reaktion"

Dabei wird die Drohne mit Hilfe von KI zum Ziel geführt, nachdem der Pilot es über die Kamera der Drohne ausgewählt hat. Die Entscheidung zum Angriff müsse jedoch von einem Menschen und nicht von einer KI getroffen werden, sagte Sucharewskyj.

Er ist überzeugt, dass mindestens die Hälfte der ukrainischen Drohneneinheiten an der Front derartige Systeme nutzen und sie letztlich in den meisten Fällen zum Einsatz kommen werden. "Ohne Drohnen wäre alles viel schlimmer. Drohnen ermöglichen uns eine asymmetrische Reaktion, wenn der Feind größer, stärker und zum Angriff bereit ist."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur Reuters
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