t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaWissen

Arabische Oryx-Antilope: Das falsche Einhorn ist zurück in der Wüste


Wissen
Das falsche Einhorn ist zurück in der Wüste

dpa, Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa

Aktualisiert am 14.04.2010Lesedauer: 4 Min.
Die Arabische Oryx-Antilope: Strahlend weißes Fell und schwarze Flecken im GesichtVergrößern des BildesStrahlend weißes Fell und schwarze Flecken im Gesicht: die Arabische Oryx-Antilope (Quelle: imago)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Ganz still steht die Oryx-Antilope am Fuße einer großen orange-gelben Sanddüne und horcht. Ihr weißes Fell leuchtet in der Sonne. Von der Seite betrachtet, sehen ihre spitzen Hörner aus wie ein einziges geschwungenes Horn. "Es gibt die Theorie, dass die Arabische Antilope das Einhorn ist, von dem die Menschen in ihren Fabeln sprechen", sagt Hossam al-Din al-Alkahi. Der Ägypter hilft diesen Tieren im Naturschutzpark Umm al-Sammul, sich in dem kargen Wüstengebiet des Emirates Abu Dhabi wieder zu Hause zu fühlen. Aus dem waren sie einst von Wilderern vertrieben worden.

Die Arabische Antilope (Oryx leucoryx) besitzt eine Art Wärmetausch-System, das ähnlich aufgebaut ist wie ein Kühlschrank und das ihr Hirn vor Überhitzung schützt. Vor 100 Jahren war die Antilope noch fast überall auf der Arabischen Halbinsel heimisch. Wegen ihres schmackhaften Fleisches und ihrer elegant geschwungenen Hörner wurde sie zwar von den Beduinen gejagt. Doch so lange die Beduinen auf Kamelen ritten und mit einfachen Gewehren schossen, funktionierte das Zusammenleben von Mensch und Tier einigermaßen.

Jagd auf die Antilope mit Geländewagen und automatischen Waffen

Richtig gefährlich wurde es für die Tiere erst, als die menschlichen Wüstenbewohner begannen, sie mit Geländewagen und automatischen Waffen zu jagen. 1972 wurde die letzte Arabische Oryx-Antilope im Oman erlegt. Hätte es damals keine Oryx-Zuchtprogramme in westlichen Zoos gegeben, könnte man die schönen Antilopen heute nur noch auf Fotos bewundern.

Wieder mehrere Tausend Oryx-Antilopen in der Region

Inzwischen gibt es im Oman, in Saudi-Arabien, Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) Wiederansiedlungsprogramme. Zählt man die Tiere in den Privatzoos der Scheichs mit, so leben in der Region inzwischen wieder mehrere Tausend Oryx-Antilopen.

In der Hitze des Naturschutzparks fühlen sich nur Wüstentiere wohl

Der Sand auf den Dünen des Naturschutzparks Umm al-Sammul ist so heiß, dass viele Menschen schon nach fünf Minuten Barfußlaufen Brandblasen unter den Zehen bekommt. Wirklich wohl fühlen sich in diesem extremen Klima nur die Wüstentiere: Flinke Gazellen, Kamele und die Oryx-Antilopen, die in der flirrenden Hitze zusammen unter einem Sonnenschutzdach stehen und Wasser aus einem Plastikbottich trinken. Umm al-Sammul liegt am Eingang der großen Wüste, die von den Arabern Al-Rub al-Chali (das leere Viertel) genannt wird. Hier leben seit 2007 wieder Oryx-Antilopen. 171 Tiere sind derzeit im Park heimisch. 98 sollen in den nächsten Wochen hinzukommen.

Tiere können sich noch nicht ohne Hilfe ernähren

Alle Antilopen in diesem Park sind die Nachkommen von Tieren, die in Gefangenschaft geboren wurden. Die Kinder und Enkel der Zootiere haben bisher noch nicht gelernt, lange Strecken zurückzulegen, um nach Wasser oder Nahrung zu suchen. Außerdem hat die Zahl der Kamele, die in dem Gebiet grasen, in den vergangenen 20 Jahren so stark zugenommen, dass für die Antilopen nicht viel Essbares übrig bleibt. Die Mitarbeiter des fast 8000 Quadratkilometer großen Naturschutzparks bringen ihnen daher regelmäßig unter anderem Gras an 42 umzäunte Futterplätze. Die hier ebenfalls heimischen kleinen Arabischen Kropfgazellen (Gazella subgutturosa marica) und die ausgewachsenen Oryx-Antilopen, die rund 75 Kilo schwer sind, können durch niedrige schmale Eingänge zu dem überdachten Futterplatz gelangen. Die großen Kamele können ihre massigen Körper nicht durch den engen Spalt schieben und müssen daher draußen bleiben.

Weißes Fell: Spitzname "die Sichtbare"

Die Wüstenbewohner schätzen die weiße Antilope mit den schwarzen Flecken im Gesicht, die in arabischer Sprache "Maha" heißt, so sehr, dass sie Töchter nach ihr benennen. Die Beduinen haben der Oryx den Spitznamen "die Sichtbare" gegeben, denn anders als Gazellen, Füchse und Kamele, ist die Antilope durch ihr strahlend weißes Fell in der Wüste aus der Ferne gut zu sehen. Nur in den ersten Wochen ihres Lebens ist das Fell der Arabischen Antilope sandfarben. Da die Oryx nicht so schnell wie die Gazelle laufen kann, ist ihre Verteidigungsstrategie nicht die Flucht, sondern der Kampf, bei dem sie ihre langen, spitzen Hörner zum Einsatz bringt.

Menschen kümmern sich um die Tiere

Der Ranger Hossam al-Din al-Alkahi fährt an diesem heißen Frühlingstag zusammen mit einem einheimischen Ranger zu einem Futterplatz. Rund ein Dutzend Antilopen läuft weg, als das Auto näher kommt. Nur ein Jungtier, das noch nicht so schnell laufen kann, bleibt zurück. Die verschreckte kleine Antilope versteckt sich unter einem Wassertank. Nach fünf Minuten hält es die Mutter nicht mehr aus. Zusammen mit einem der männlichen Mitglieder ihrer Gruppe wagt sie sich in die Nähe des Futterplatzes und beobachtet aus sicherer Distanz, wie es ihrem Kind ergeht, das von dem emiratischen Ranger Atiek al-Ahbabi auf den Arm genommen wird.

Tautropfen von den Bäumen gesammelt

Zu den Wächtern des Naturschutzparks gehört auch Mubarak al-Darai aus dem Oman. Er hat das Fleisch der Oryx-Antilope als junger Mann noch gegessen. "Das Leben in der Wüste ist hart", sagt er. "Wir haben damals alle Tiere gegessen, die wir jagen konnten. Wenn es kein Wasser gab, sammelten wir am Morgen die Tautropfen von den Bäumen, um sie zu trinken." Heute passt Al-Darai auf, dass kein Wilderer in die Nähe der Antilopen kommt. Der Fisch, den er und seine Kollegen zum Mittagessen verspeisen, kommt aus der Tiefkühltruhe.

Schutz vor Wilderern

Doch nicht alle Wüstenbewohner haben Sinn für den Tierschutz. Während sich die Ranger in Umm al-Sammul auf den Boden hocken, um zu essen, sucht die Polizei am anderen Ende der Al-Rub Al-Chali in Saudi-Arabien nach zwei Wilderern. Diese haben nicht nur 15 Gazellen und fünf Oryx-Antilopen erlegt, sondern brüsten sich damit auch noch in einem Video.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website