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Marcus Ingvartsen: "Mit meiner Qualität werde ich Tore machen"


Profi vom FSV Mainz 05 im Interview
Marcus Ingvartsen: "Mit meiner Qualität werde ich Tore machen"

InterviewVon Fabian Jutzi

11.12.2022Lesedauer: 6 Min.
Interview
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Marcus IngvartsenVergrößern des Bildes
Der Mainzer Marcus Ingvartsen: Der Däne spielte zuvor für Union Berlin. (Quelle: Torsten Silz/dpa/Archivbild/dpa-bilder)

"Thinking outside the box" – mal in eine andere Richtung denken. Damit sieht sich Marcus Ingvartsen gut beschrieben. Aber was macht der Fußballprofi anders?

Seit August steht Marcus Ingvartsen bei Mainz 05 unter Vertrag. Zuvor spielte der 26-Jährige in Dänemark, Belgien und bei Union Berlin. Seit Juli dieses Jahres ist der Däne zudem Vater eines kleinen Sohnes. In seinem Alltag spielen Dinge wie Meditation, Visualisierung und Ernährung eine wichtige Rolle, um auf dem Platz Leistung zu bringen.

Im Interview mit t-online spricht Ingvartsen über die Hinrunde in Mainz, seine Routinen vor Spielen und Training sowie die WM in Katar. Dorthin wäre er fast noch mitgefahren, letztendlich entschied sich der dänische Nationaltrainer Kasper Hjumland aber gegen ihn.

Herr Ingvartsen, es war ein langes Jahr für Sie, mit nur kurzer Sommerpause. Wo und wie erholen Sie sich zurzeit?

Marcus Ingvartsen: Es ist anders als in den letzten Jahren. Wir haben jetzt eine lange Winterpause von November bis Mitte Januar. Ich hatte zwei Wochen frei, jetzt haben wir zweieinhalb Wochen Training, um in Form zu bleiben. Danach haben wir noch mal frei, bevor es Anfang Januar in die Vorbereitung für die Rückrunde geht. Dann wird auch die Trainingsintensität noch mal höher.

Sie hatten einen schwierigen Start in die Bundesliga-Saison, kämpften mit Verletzungen, bevor Sie sich dann mit vier Toren in vier Spielen zurückmeldeten. Wie kamen Sie so schnell so gut wieder zurück?

Ich hatte eine super Sommervorbereitung, fühlte mich gut. Aber dann verletzte ich mich im Training am Knie und war erst mal für dreieinhalb Wochen raus. Danach kam ich gegen Hertha BSC Berlin zurück auf den Platz, aber hatte direkt wieder Probleme, sodass ich insgesamt sechs bis sieben Wochen nicht auf dem Platz war. Mein Comeback war gegen Leipzig, da nutzte ich meine Chance und konnte in den verbleibenden acht Spielen meine Leistung abrufen. Aber natürlich war die Verletzungszeit, gerade am Anfang, sehr frustrierend. Die Reha absolvierte ich dann sowohl in Mainz als auch in Dänemark, um ideal auf die Rückkehr vorbereitet zu sein.

Welche Rolle spielen dabei auch Dinge abseits von Krafttraining in der Reha?

Training, Essen und Schlafen spielen eine wichtige Rolle. Ich glaube, dass die Wichtigkeit von Schlaf immer noch unterschätzt wird. Ich tracke zum Beispiel meinen Schlaf, um Infos über meine Herzfrequenz im Ruhezustand zu bekommen und mich so optimal erholen zu können. Auch mit dem Thema Ernährung beschäftige ich mich: Was esse ich vor dem Training, nach dem Spiel, vor dem Schlafen. Früher hatte ich noch einen Ernährungsberater und habe versucht, mich weiterzubilden. Dadurch weiß ich jetzt, was gut für mich ist und was nicht. Ernährung und Schlaf sind zwei Bereiche, die ich sehr ernst nehme, um erfolgreich zu sein.

Ingvartsen: "Visualisierung von Torschüssen trainiert das Gehirn"

Sie sprachen über Schlaf, der Ihnen hilft, sich zu erholen und auch mental fit zu sein. Welche anderen Strategien nutzen Sie noch, um sich auf Spiele vorzubereiten?

Ich mag es, mich weiterzubilden, sei es im Bereich Ernährung, Schlaf oder auch mentale Gesundheit. Dabei lese ich Bücher oder höre Podcasts wie "School of Greatness" oder "Impact Theory". Ich hole mir auch Inspiration bei anderen Athleten oder Prominenten wie Schauspielern oder Politikern. Einfach bei Leuten, die auf einem hohen Level ihre Leistung bringen müssen. Das ist das eine. Außerdem nutze ich Visualisierung, um mich auf Situationen im Training oder Spiel vorzubereiten. Nachmittags oder abends versuche ich mithilfe von Mediation zu entspannen.

Was genau machen Sie bei der Visualisierung?

Ich schließe die Augen und versuche mir Situationen vorzustellen, die im Match passieren können. Und die Situationen haben dabei immer einen positiven Ausgang: Wenn ich eine Chance habe, dann treffe ich. Wenn ich in einem Zweikampf mit einem Verteidiger bin, dann gewinne ich den. Und so versuche ich einen positiven Einfluss auf meine Gedanken zu nehmen. Es gibt Studien, die zeigen, dass die Visualisierung von Torschüssen das Gehirn genauso trainiert wie das eigentliche Torschusstraining auf dem Platz. Als Spieler weiß ich genau, wie ich den Ball zu treffen habe, schaffe es aber nicht immer (lacht). Aber ich weiß, was ich machen muss. Und wenn ich mir das vorstelle, hilft es mir, auf dem Platz besser zu werden. Es geht vor allem darum, das Gehirn und einen selbst auf Situationen vorzubereiten.

Wie hat sich diese Routine auf dem Feld für Sie ausgewirkt?

Ich habe ein höheres Energielevel und denke positiver. Es ist immer noch neu für mich und ich experimentiere noch ein wenig herum, wie ich das am besten für mich nutzen kann. Aber vor allem seit ich von meiner Verletzung zurückgekehrt bin, merke ich, wie mir das weiterhilft.

Sprechen Sie auch mit Ihren Mitspielern über diese Ansätze, wie reagieren die?

Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Es gab Mitspieler, die das sehr interessant fanden und mitmachen wollten, aber natürlich gab es auch Spieler, die dachten, ich mache zu viel. Es gibt einfach ganz unterschiedliche Meinungen darüber, was der richtige Weg ist. Ich bin happy mit dem Input, den ich kriege und für mich nutzen kann. Und wenn mich jemand fragt, dann teile ich gerne meine Erfahrungen. Aber ich versuche jetzt nicht andere Leute von meinem Weg zu überzeugen.

Lassen Sie uns kurz über die WM in Katar sprechen. Sie wären fast Teil des dänischen Kaders gewesen. Wie enttäuscht waren Sie von der Nichtnominierung?

Ich war sehr enttäuscht. Ich wusste um meine Situation im Team, habe nicht viele Länderspiele absolviert und war auch verletzt. Aber ich war in guter Form nach der Verletzung und habe einige Tore erzielt. Seit ich vor anderthalb Jahren nach Mainz gewechselt bin, habe ich hart dafür gearbeitet. Bei Union Berlin wurde ich meistens als Mittelfeldspieler eingesetzt. Ich war glücklich bei Union, aber hatte das Gefühl auf der falschen Position zu spielen. Das war ein Grund für den Wechsel und in Mainz darf ich nun im Sturm spielen, wo ich mich auch selbst sehe. Ich glaube daher, ich hatte eine realistische Chance auf eine Nominierung. Aber statt mit dem Nationalteam nach Katar zu reisen, war ich jetzt zu Hause und hatte ein bisschen Urlaub.

Es gab vor und während der WM große Kritik am Gastgeber Katar. Dänemark erinnerte mit einem komplett schwarzen Trikot an die Ausbeutung der Arbeiter, andere Länder wollten die One-Love-Binde tragen, die letztendlich verboten wurde. Was denken Sie als Spieler über den Protest?

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Es ist wichtig, dass Druck von außen kommt. Diese WM wurde aus gutem Grund politisiert und es ist wichtig, dass vor allem westliche Länder Druck ausüben, um die Menschenrechte zu verbessern. Ich denke, da kann niemand widersprechen. Aber es ist auch wichtig für die Spieler, Sport und Politik zu trennen. Ich denke, Dänemark hat es sehr gut gelöst. Es ist einerseits wichtig, den Einfluss, den man als Spieler hat, zu nutzen, andererseits ist es aber auch eine Weltmeisterschaft, und am Ende müssen sich Spieler auch auf den Fußball konzentrieren können.

Ingvartsen setzt auf Frankreich bei der WM in Katar

Und wer holt den Titel?

(lacht) Einige große Teams sind ja leider schon raus. Dänemark hat gegen Frankreich gespielt, die sahen schon sehr stark aus, Brasilien ebenfalls. Argentinien hat zwar gegen Saudi-Arabien verloren, aber sie haben auch ein starkes Team. Aber wenn ich mich entscheiden muss, sage ich Frankreich.

Zurück zu Ihnen und der anstehenden Rückrunde. Welche Ziele haben Sie mit Mainz 05?

Wir hatten vor einigen Wochen eine sehr gute Phase, in der wir viele Punkte holen konnten. In den letzten Wochen waren wir dann nicht mehr gut genug, um die nötigen Punkte zu holen. Wir müssen also in den Rhythmus zurückfinden, den wir vorher hatten. Die Liga steht ein bisschen auf dem Kopf. Union, Freiburg stehen weit vorne, einige Teams, die sonst immer vorne waren, sind hintendran. Wir haben ein starkes Team und die Liga ist offen. Ich denke, wir können noch Plätze gut machen.

Und persönlich?

Erst mal ist es wichtig für mich, gesund zu bleiben. Als ich mehr und mehr gespielt habe, habe ich meinen Rhythmus wiedergefunden. Mit meiner Qualität und der Art, wie wir spielen, werde ich meine Tore machen, das ist für mich als Stürmer natürlich auch wichtig. Und dann sehen wir, was dabei rauskommt.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Marcus Ingvartsen
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