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Lindner-Hochzeit auf Sylt: Das hält die Insel davon


Das hält die Insel vom Mega-Event
Lindner-Hochzeit: "Wenn er kommt, springe ich im Schlüpper ins Meer"

Von Jannik Läkamp, Sylt

07.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Sylt: t-online hat vor Ort einige enttäuschte Beobachter der Lindner-Hochzeit erlebt. (Quelle: t-online)

Christian Lindner heiratet auf Sylt die Welt-Reporterin Franca Lehfeldt – mit einem dreitägigen Eventmarathon. Was halten die Sylter von der Mega-Hochzeit?

"Mir ist das scheißegal, wer da heiratet." Daniel arbeitet bei Twisters, einem Imbiss direkt am Sylter Deich. Die anstehende Hochzeit tangiert ihn kaum. "Ob die da jetzt heiraten oder wer anders, das hat mich noch nie interessiert. Das war schon bei Guido Kretschmer so." Der TV-Star heiratete 2018 seinen Langzeitfreund Frank Mutters, ebenfalls auf Sylt. "Wenn wir dann wenigstens mehr Kunden hätten, aber es ist eher weniger los als sonst", erklärt Daniel.

Die Mitarbeiter eines Surfverleihs nebenan sind ebenfalls unbeeindruckt von dem Event. "Welche Hochzeit? Ach die, das ist uns egal."

Sylt: "Scholz hat Sympathiepunkte bitter nötig"

Auch Gastronom Olly von See – kein Künstlername, wie er betont – hatte die Hochzeit nicht auf dem Schirm. "Ich habe erst vor einer halben Stunde davon erfahren", erklärt er am Mittwochabend. Er steht an seiner Theke in Westerland und gibt erst mal ein Bier aus. "Wenn die hier in mein Zelt kommen, wäre das großartig. Aber sonst ..." Gerade seien aber Autogrammjägerinnen bei ihm gewesen, die nach den geladenen Promis der Hochzeit gesucht hätten.

Kommen sollen etwa Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), aber auch Philosoph Peter Sloterdijk, TV-Moderator Heiner Bremer und die Dressurreiterin Isabell Werth. "Die Jägerinnen mussten aber erfolglos wieder abziehen." Langsam gerät Olly dann aber doch ins Hochzeitsfieber. "Inzwischen bin ich angefixt. Morgen werde ich wohl die Berichterstattung über meinen Fernseher hier in der Weinbar zeigen. Da freuen sich die Touristen."

Dann geht er sogar noch einen Schritt weiter, er will den Finanzminister unbedingt in seiner Bar sehen. "Ich mache jetzt ganz offiziell eine 'Promenadenwette' – wie damals die Saalwette bei 'Wetten dass': Wenn Herr Lindner mit Entourage hier auftaucht, springe ich im Schlüpper ins Meer, egal bei welchem Wetter. Und ich weiß, wie kalt das Wasser ist. Da kühle ich dann eine Flasche Riesling für ihn und serviere die aufs Haus. Meinen Borat-Anzug habe ich heute leider nicht dabei." Dann lacht er lautstark. "Und wenn Herr Scholz mit dabei ist, wäre das für ihn auch nicht schlecht, dann könnte er endlich mal ein paar Sympathiepunkte sammeln, die hat er bitter nötig."

Punks auf Sylt: "Wir sind die Special-Guests"

Nur ein paar Meter weiter versteckt sich eine Gruppe Punks vor dem scharfen Wind und dem Nieselregen und würfelt. "Wir sind die Special-Guests von Herrn Lindner", scherzt eine von ihnen. "Wir stehen zwar nicht auf der Gästeliste, aber es wird eine Überraschungsparty." Dabei hat sie ein schelmisches Grinsen im Gesicht. Ob sie konkret etwas geplant haben? "Dazu sagen wir nix, wir existieren hier nur. Mal sehen." Wieder das schelmische Grinsen.

Einer ihrer Gesinnungsgenossen sitzt am Donnerstagmorgen vor dem Sylter Heimatmuseum und wartet. Hier wird die standesamtliche Trauung von Lindner und Lehfeldt stattfinden. Ganz entspannt sitzt er auf der eigentlich abgesperrten Wiese vor dem Museum und frühstückt. Er nennt sich "Nimbus" und würde gerne mit Herrn Lindner oder einem seiner prominenten Gäste aus der Politik sprechen. Er will den Politikern aufzeigen, was aktuell alles falsch läuft in Deutschland und der Welt. "Immer mehr Wirtschaftswachstum können wir uns nicht mehr leisten. Es gibt immer mehr Kapital in immer weniger Händen."

Auch von dem großen Rahmen der Hochzeit und den geladenen Gästen ist er alles andere als begeistert. "Das drumherum ist scheiße. Es ist ein Sinnbild davon, wie Politik und private Medien verheiratet werden." Für das Paar freut er sich dennoch. "Heiraten an sich ist ja ok." Auch Wünsche hat er noch für die beiden: "Einsicht und Vernunft."

Dann nimmt "Nimbus" seine Decke und geht. Er möchte den Finanzminister später vor seinem Luxushotel "Severin" abfangen (mehr zu dem Hotel erfahren Sie hier). Aber jetzt geht "Nimbus" erst mal an den Strand – um sich im Meer frisch zu machen.

"Er hätte ja auch da heiraten können, wo er wohnt"

Die beiden Sylt-Urlauber Susanne und Gerd sind von der Hochzeit ebenfalls wenig begeistert. "Ich finde es ein bisschen übertrieben", sagt Susanne. "Er hätte ja auch da heiraten können, wo er wohnt. Und klar, das Sicherheitskonzept muss sein. Aber für drei Tage?" Auch dass rund um die Kirche St. Severin, in der die kirchliche Trauung stattfinden wird, alles gesperrt ist, stört sie. Trotzdem wünscht Susanne dem Paar eine lange Ehe und viel Glück. "Das ist aber auch ein schönes Paar", fügt sie lachend hinzu.

Anne und ihr Partner Lukas sind über die Hochzeit bestens informiert. Sie machen gerade Urlaub auf der Insel und wollten sich das Sylt-Museum anschauen. "Das wäre ja auch eine gute Hochzeitslocation für uns – nicht nur für die Promis", erklärt Anne. Von der Lindner-Hochzeit lassen sich die beiden aber wenig beeindrucken. "Das gehört halt zu Sylt, man trifft hier überall Promis und Politiker. Das macht die Insel ja auch aus, hier können sie sich wie normale Touristen fühlen. Es ist einfach nichts Besonderes mehr." Dennoch wollen sie die Augen offen halten. "Es ist schließlich doch spannend, wenn sie alle auf einem Haufen sind. Das passiert nicht jeden Tag."

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Auch die Bauarbeiter, die in dem Haus gegenüber dem Museum arbeiten, geben sich gelassen. "Privatsphäre ist Privatsphäre, auch für Herrn Lindner", befindet einer von ihnen. Ob sie ihre lautstarke Arbeit für die Trauung unterbrechen werden? "Nö, uns hat hier noch keiner was gesagt."

Zwei Gäste des "Severin", die in dem kleinen Küstenort spazieren gehen, finden ganzen Trubel um die Promi-Hochzeit übertrieben. Sie sind überzeugt: "Das geht keinen was an." Im Hotel merke man im Übrigen kaum etwas von den Promi-Gästen: "Da lief nur ab und an ein Security-Mann herum. Sonst nix."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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