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Hamburg: Familie lebt im Erdbebengebiet – Mann soll trotzdem abgeschoben werden


Trotz Erdbeben in der Heimat
Aktivisten wollen Abschiebung stoppen: "Zu Unrecht in Haft"


Aktualisiert am 21.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Demonstrierende stehen mit einem Banner im Terminal 1 der Hamburger Flughafens: Sie wollen eine Abschiebung in die Türkei verhindern.Vergrößern des Bildes
Demonstrierende stehen mit einem Banner im Terminal 1 des Hamburger Flughafens: Sie wollen eine Abschiebung in die Türkei verhindern. (Quelle: Jannis Große)

Ein Mann soll aus Schleswig-Holstein abgeschoben werden – obwohl seine Familie im türkischen Erdbebengebiet lebt. Unterstützer sagen, er sei bestens integriert.

Aktivisten demonstrieren gegen die offenbar unmittelbar bevorstehende Abschiebung eines Mannes in die Türkei. In Glückstadt (Kreis Steinburg) setzten sich Demonstrierende vor die Zufahrt des dortigen Abschiebegefängnisses, um die Abschiebung zu verhindern. Auch im Terminal 1 des Hamburger Flughafens kommt es zu einer kleinen angemeldeten Demonstration mit mehreren Personen und einem Banner mit der Aufschrift "Stoppt Hakkis Abschiebung", wie die Polizei Hamburg t-online sagte. Die Verwandten des Mannes sollen im Erdbebengebiet nahe der syrischen Grenze leben.

Die Bundespolizeiinspektion Flughafen Hamburg bestätigte t-online, dass an diesem Dienstag Rückführungen geplant seien, konnte bisher aber keine näheren Angaben machen. "Er ist innerhalb weniger Tage der dritte Mensch, der aus der Abschiebehaft in das Katastrophengebiet abgeschoben werden soll", schreibt die Initiative "Glückstadt ohne Abschiebehaft" auf Instagram. Hakki K. lebe seit sieben Jahren in Schleswig-Holstein, sei bestens integriert und sitze zu Unrecht seit vier Wochen in Abschiebehaft.

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Mit welchem Flug Hakki K. abgeschoben werden soll, wissen die Aktivisten vor Ort nicht. Für 18.10 Uhr ist ein Flug nach Istanbul auf der Anzeigetafel angekündigt. Die Demonstrierenden rufen "No border, no nation, stop deportation" und verteilen Flyer. Mehr als ein Dutzend Polizistinnen und Polizisten behalten die Situation im Auge. Die Initiative erklärte auf Anfrage von t-online, dass Hakki K. um kurz nach 15 Uhr von der Haftanstalt in Glückstadt zum Flughafen gebracht worden sei. Das für die Abschiebung zuständige Sozialministerium in Kiel war für eine Stellungnahme bisher nicht zu erreichen.

Verlobte vom Hakki K.: "Er ist kein Schwerverbrecher"

Auch die Verlobte von Hakki ist am Flughafen vor Ort, hält aber Abstand zum Protest – aus Angst, den weiteren Prozess zu gefährden. Sie wolle versuchen, ihn über ein Ehegattenvisum wieder nach Deutschland zu holen, sagte Tanja G. zu t-online. "Er soll wohl nach Istanbul gebracht werden und muss dann selbst zusehen, wo er unterkommt."

Hakki K. sei 2015 nach Deutschland gekommen und hatte eine Duldung, die ausgelaufen sei. Tanja G. berichtet, ein Folgeantrag sei abgelehnt worden. In der Türkei erwarte ihn die Obdachlosigkeit, weil das Haus seiner Familie vom Erdbeben schwer getroffen wurde und einsturzgefährdet sei.

"Das Problem war auch, dass die Ausländerbehörde vor ein paar Jahren seinen Pass verloren hat", sagte G. Seitdem habe er kein Ausweisdokument besessen, ein Termin auf dem Amt sei nicht zu bekommen. Am 19. Januar seien Polizisten gekommen und hätten ihn mitgenommen. Seitdem war er in Abschiebehaft in Glückstadt. "Er ist kein Schwerverbrecher. Er ist einfach ein Mensch, der hierbleiben will", sagte die Erzieherin.

"Unfassbar grausam und unmenschlich"

"Er ist verlobt, die Hochzeit ist geplant, er hat hier Familie – Nichten und Neffen, um die er sich kümmert", schreibt die Initiative weiter. Den Angaben zufolge solle er nach Adana, etwa 100 Kilometer vom türkisch-syrischen Grenzgebiet entfernt, gebracht werden. "Dass die Behörden angesichts der Tragödie weiter an Abschiebungen festhalten, ist unfassbar grausam und unmenschlich", so Jeniz Haller, Sprecherin der Initiative.

Nach Angaben der staatlichen Katastrophenschutzbehörde Afad vom Montag sind mindestens 41.156 Menschen in der Türkei im Zusammenhang mit den Beben vor zwei Wochen ums Leben gekommen. Die türkische Ärztekammer zweifelt jedoch an der Richtigkeit der Todeszahlen und rechnet mit deutlich mehr Opfern allein in der Türkei. Lesen Sie hier mehr dazu.

Verwendete Quellen
  • Reporter am Flughafen Hamburg
  • Anfrage an die Polizei Hamburg
  • Anfrage an die Bundespolizeiinspektion Flughafen Hamburg
  • Anfrage an die Initiative "Glückstadt ohne Abschiebehaft"
  • instagram.com: Beitrag der Initiative "Glückstadt ohne Abschiebehaft"
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