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Gerd Hausotto: Er packt an, wo Hilfe gebraucht wird


Gerd Hausotto
Ein Kieler packt an, wo Hilfe gebraucht wird

InterviewVon Eva Puschmann

04.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Interview
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Gerd Hausotto steht an der Kieler Förde (Archivbild): Von seiner Talkshow "Lass mal schnacken" gibt es fast 300 Folgen.Vergrößern des Bildes
Gerd Hausotto steht an der Kieler Förde (Archivbild): Von seiner Talkshow "Lass mal schnacken" gibt es fast 300 Folgen. (Quelle: Gerd Hausotto/leer)

Ob Zirkusdirektor, Musiker oder Politiker: Gerd Hausotto hatte sie alle auf seinem gelben Sofa. In seiner Talkshow "Lass mal schnacken" lässt er viele unterschiedliche Gäste zu Wort kommen. Dabei hätte gerade er selbst viel über sein Leben zu erzählen.

Gerd Hausotto ist ein wahrer Hansdampf in allen Gassen. Für viele gehört er zu Kiel wie die Schiffe auf der Förde – und das nicht zu Unrecht. Der Lebenslauf von Hausotto quillt fast über an Ehrenämtern und Aktionen, die der 80-Jährige ins Leben gerufen hat. Diese reichen von Organisationen von Sportevents bis hin zu richtigen Bällen. Die liegen ihm besonders am Herzen, denn "wo kann man heute schon noch Walzer tanzen?", fragt Hausotto im Gespräch mit t-online. Für seinen Einsatz wurde er vom Land Schleswig-Holstein für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Eines steht für ihn bei allen seinen Aktionen ganz klar im Vordergrund: "Ich will Menschen eine Freude bereiten und etwas tun, was Menschen zusammenbringt." Es stecke einfach in ihm drin, erklärt er. Wenn ihm eine Idee für eine Aktion komme, müsse er sie einfach umsetzen. Da er selbst sehr sportbegeistert ist, will er auch anderen diese Begeisterung ermöglichen. So hat Hausotto am Kieler UKSH, wo er Verwaltungsleiter der Neurochirurgischen Klinik war, für die vielen tausend Angestellten einen Betriebssport eingerichtet. So ist er zum Präsidenten des Betriebssports für Mitarbeiter des Landes Schleswig-Holstein geworden. Nur eine Station seines bewegten Lebens.

"Zum Spaß und der Freunde der Menschen"

Eine seiner weiteren Leidenschaften ist die Musik. Zu jährlichen Tanzveranstaltungen lädt er Menschen aus verschiedenen Bereichen ein – Neu-Kieler und Geflüchtete sollen dort die Möglichkeit bekommen, integriert zu werden. Im besonders tristen November erschafft Hausotto so regelmäßig einen Anlass zum gemeinsamen Tanzen und Feiern.

Bei allem, was er tut, spiele die Unterhaltung der Kieler eine wichtige Rolle. "Vielleicht habe ich ein besonderes Gespür dafür. Ich erkenne, wo was fehlt und dann mache ich da etwas", erklärt Hausotto, wie er beispielsweise auf die Idee für das Kieler Woche-Stadtteilfest in Hassee gekommen ist. Mittlerweile gibt es die Veranstaltung seit 40 Jahren. "Und daraus hat sich dann etwas anderes entwickelt." Monatliche Veranstaltungen zum "Spaß und der Freunde der Menschen" nennt er das, was er etwa über seinen Verein "Lebendiges Hassee" organisiert.

Emotionale Momente als Antrieb

Doch nicht nur die Feste und Veranstaltungen motivieren den Tausendsassa, immer weiter zu machen. Die Erinnerungen an besonders emotionale Momente sind der Lohn für seine ehrenamtliche Arbeit. Bei einigen Geschichten, die Gerd Hausotto erzählt, kommen ihm heute noch die Tränen. "Tränen der Freude", sagt er, als er eine Anekdote über die Behandlung eines blinden Mannes erzählt. Für ein Projekt in Polen sammelte er Spenden und fuhr mit einem Krankenwagen und 5.000 Tausend Paar Schuhen sowie zwei Millionen Mark über die Grenze, beginnt Hausotto seine Geschichte. Dort habe er einen jungen Mann kennengelernt, der erblindet war.

Über einen Fonds in München konnte Hausotto eine Behandlung für den Mann organisieren. Dieser habe sein Augenlicht, Dank einer Transplantation, wieder bekommen. Dennoch hörte er nicht auf zu weinen, erzählt Hausotto. Zum ersten Mal habe der junge Pole seine eigenen Kinder sehen können. "Das war für mich das schönste Erlebnis in meinem Leben! Meine Frau schimpft immer, wenn ich es erzähle, da fange ich immer an zu heulen", gibt der Kieler zu.

Einige Pläne für 2021 stehen bereits

Die Corona-Pandemie sei "wie eine riesen Bremse" für den aktiven Kieler. Eigentlich hatte der mittlerweile 80-Jährige vor, sich mit 65 Jahren zur Ruhe zu setzen. "Ja, wollte ich auch. Aber ich sag mal so, wenn ich nichts mehr mache, dann würde ich alt werden", stellt er klar. Wie alt er wirklich sei, glaube ihm keiner. Jetzt gucke er besonders zuversichtlich auf die Zukunft, wenn in diesem Jahr sein Ball im November und hoffentlich auch die Kieler Woche mit zahlreichen Veranstaltungen und Moderationen im Sommer wieder stattfinden können.

Außerdem steht bald die 300. Folge seiner Talkshow "Lass mal schnacken" an. Auch die Gäste, die dann auf seinem gelben Sofa Platz nehmen dürfen, stehen jetzt schon fest – Zuhörer dürfen gespannt sein. Mittlerweile habe sich außerdem das Blatt gewendet, berichtet der Talkmaster. Früher habe er Leute angefragt, die er beispielsweise von Moderationen oder Veranstaltungen kannte und sie zu sich eingeladen. "Heutzutage ist das so, dass ich jetzt auch schon angerufen werde von einigen Leuten", sagt er. "So spricht sich das eben rum."

Welche Folge seine liebste sei, könne er nicht sagen. "Alle sind gleich toll", erklärt er. Von den Kielern werde er regelmäßig ermutigt, weiterzumachen. Sie erführen so viel über ihre Stadt und die Menschen, die darin leben – die wichtige Mission, die Gerd Hausotto immer weiter antreibt.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Gerd Hausotto
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