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Köln: Rheinenergie-Vorstand Andreas Feicht im Interview


Interview mit Rheinenergie-Vorstand
"Stehen vor Aufgaben wie nach dem Zweiten Weltkrieg"


14.06.2024Lesedauer: 4 Min.
Interview
Unsere Interview-Regel

Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
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Andreas Feicht (Archivbild): Der 53-Jährige ist seit 2022 Vorstandsvorsitzender der Rheinenergie. (Quelle: IMAGO/photonews.at/Georges Schneider/imago)

Rheinenergie-Vorstand Andreas Feicht spricht im Interview mit t-online über Preise und Baustellen des Unternehmens. Und er verrät, unter welchen Umständen Kölner trotz Heizungsgesetz eine Gasheizung behalten können.

t-online: Herr Feicht, ich habe vor unserem Gespräch mit einem Tarifrechner herumgespielt. Wenn ich mich für die RheinEnergie entscheide, würde mich mein Strom rund 63 Euro pro Monat kosten, der günstigste Tarif eines Wettbewerbers liegt bei 43 Euro. Erklären Sie mir doch mal, warum ich mich trotzdem für RheinEnergie entscheiden sollte.

Andreas Feicht: Die Discounter haben ein Geschäftsmodell, in dem sie, wenn die Großhandelspreise fallen, kurzfristig Strom beschaffen. Dadurch können sie sehr günstige Preise anbieten. Wenn der Preis steigt, verschwinden sie aber auch sehr schnell vom Markt. In der Energiekrise haben wir erlebt, dass viele Kunden von diesen Discountern hart abgekündigt wurden. Bei uns bekommen Kunden einen durchschnittlichen Preis, aber dafür einen verlässlichen Partner und Liefersicherheit über die gesamte Vertragslaufzeit. Außerdem helfen wir konkret: So haben wir in der Krise einen Hilfsfonds für Kunden in einer finanziellen Notlage eingerichtet. Die konnten sich an uns wenden, und wir haben dann aus diesem Fonds Geld zur Verfügung gestellt, teilweise auf Zahlungen verzichtet oder sie gestundet.

Wenn ich aber jetzt von meinem Discounter-Anbieter gekündigt werde, rutsche ich doch automatisch bei Ihnen in die Grundversorgung. Also bei mir geht ja dann nicht das Licht aus …

Ja, aber die Grundversorgung hat im Normalfall einen höheren Preis. Das ist im Prinzip die Versicherungsprämie für uns, weil wir jederzeit jedermann in ausreichender Menge beliefern müssen.

Trotzdem habe ich in Ihrem Geschäftsbericht gelesen, dass wieder mehr Kunden in der teuren Grundversorgung sind. Warum? Es ist doch heute so einfach, mit einem Mausklick zu wechseln.

Der Geschäftsbericht bilanziert das Jahr 2022, und da gab es eine absolute Sonderlage. Denn Anfang des Jahres 2022 haben die Billiganbieter reihenweise Kunden gekündigt. Und so sind in nur einer Woche 25.000 Kunden bei uns in die Grundversorgung gerutscht. Dann kam noch die Energiekrise aufgrund des Ukraine-Krieges dazu. Wir hatten vorher zum Glück sehr langfristig Strom beschafft, die Preise blieben noch lange stabil, und deshalb war unser Grundversorgungspreis von Mitte 2022 bis Anfang 2023 tatsächlich einer der günstigsten Preise am Markt. Das hat zu gezielter Nachfrage geführt. Inzwischen hat sich das alles normalisiert.

Neben der Energiekrise hat auch das sogenannte Heizungsgesetz in den letzten Monaten für Wirbel gesorgt. Haben die Kunden Ihnen bei der Energieberatung die Bude eingerannt?

Die Bundesregierung hat diese Debatte leider ziemlich an die Wand gefahren. Robert Habeck hat bei den Leuten den Eindruck erweckt, er wolle ihnen die Gasheizung wegnehmen. Wir haben zahlreiche Fragen dazu bekommen. Danach wurde das Verfahren vom Kopf auf die Füße gestellt, und die Bundesregierung hat gesagt: Wir beginnen jetzt erstmal mit einer kommunalen Wärmeplanung, danach kommt alles Weitere.

Und in diesen Prozess steigen jetzt alle Kommunen in Deutschland ein, auch Köln. Die Stadt Köln und wir schauen uns jetzt systematisch die Stadtbezirke an und analysieren, wo beispielsweise Fernwärme die beste Option ist. Dort, wo man zu weit weg ist vom Fernwärmeanschluss, wäre vermutlich eine Wärmepumpe die beste Option. Oder Nahwärme. Am Stadtrand könnte auch eine Biomasseheizung, beispielsweise mit Holzpellets, eine Option sein. Und: es kann – unter bestimmten Bedingungen – auch weiterhin eine Gasheizung sein. Zum Beispiel dann, wenn es vor oder hinter dem Haus zu wenig Platz für eine Wärmepumpe gibt und das Gebäude zu weit von der Fernwärme entfernt liegt.

Für manche Zonen kann ein Ergebnis der Wärmeplanung sein, dass es ein spezielles Gasnetz mit dekarbonisiertem Gas gibt. Um so etwas zu ermitteln, dafür gibt es ja die Wärmeplanung. Wenn die Wärmeplanung 2026 abgeschlossen ist, hat der Hausbesitzer mehr Klarheit über die verschiedenen Optionen in seiner Straße. Er hat dann weniger das Gefühl, dass der Staat für ihn entscheidet.

Für die Fernwärme müssen sie jetzt Dutzende Kilometer Leitungen verlegen. Wird Köln zur Dauerbaustelle?

Fernwärme kann man nicht per E-Mail übertragen. Also müssen wir bauen. In manchen Veedeln gibt es bereits ein Netz, was wir verdichten müssen, an anderen Orten müssen wir es ganz neu bauen. Wann und wie und in welchem Stadtteil, kann ich derzeit noch nicht sagen, das wird die eben angesprochene Wärmeplanung zeigen. Die Energiewende ist eine komplette Neuordnung unseres Systems. Wir stehen vor Aufgaben, die mit dem Wiederaufbau der Infrastruktur nach dem Zweiten Weltkrieg vergleichbar sind. Und damals gab es weit weniger rechtliche Anforderungen. Heute ist das alles ungleich herausfordernder.

Schaffen wir das bis 2035? Dann will Köln klimaneutral sein.

Das ist auf jeden Fall unser Ziel. Ich sehe das pragmatisch. Es ist wichtig, dass wir uns auf den Weg machen und diesen konzentriert verfolgen. Wenn das Ganze am Ende ein paar Jahre später stattfindet, geht die Welt davon nicht unter. Es ist für mich kein Scheitern, wenn wir uns etwas verspäten.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Andreas Feicht
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